Österreich zu teuer:

Aufstand der Wirtschaftsbosse

Wirtschaft
19.04.2014 11:10
Der Wirtschaftsstandort Österreich ist nach der Meinung von hochkarätigen heimischen Unternehmern ernsthaft in Gefahr. Nicht nur voestalpine-Boss Wolfgang Eder kritisiert, wie berichtet, die hohe Steuerbelastung und den mangelhaften Reformwillen der Regierung. "So kritisch war es noch nie", titelt das Wirtschaftsmagazin "Format" in seiner jüngsten Ausgabe und bittet gleich 24 Spitzenmanager Österreichs zur Analyse. Die fällt alles andere als positiv aus.

Zu hohe Steuern, zu viele bürokratische Stolpersteine, mangelhafter Reformwille, Ärger über zu hohe Energiepreise bzw. für die Wirtschaft unvorteilhafte Energiepolitik - wie einst schon Wirtschaftskammer-Präsident Christoph Leitl halten auch Österreichs Topmanager die heimischen Gegebenheiten offensichtlich für "abgesandelt".

"Wenn die USA als Krisenverursacher ein Wachstum von zwei Prozent aufwiesen, Österreich aber nur eines von 0,2 Prozent, ist das eine Schande", sagte Leitl unter anderem in einer ORF-"Pressestunde" im Sommer 2013 - und wirbelte damals bekanntlich eine Menge Staub auf. Nahezu ebenso eingeschlagen hat nun das Interview der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" mit Voest-Chef Wolfgang Eder, der eine "hohe Steuerbelastung in Österreich und eine mangelnde Dialogbereitschaft der Regierung" kritisiert.

"Falsche Umweltpolitik, zu hohe Steuern, kein Dialog"
"Im Moment sehen wir nur Nordamerika als langfristig kalkulierbaren Standort", sagt Eder. "Eine falsche Umweltpolitik in Europa, zu hohe Steuern in Österreich, und die Regierung lässt nicht mit sich sprechen: Der Chef des Stahlkonzerns voestalpine sieht seine Werke nur noch ungern in Österreich", schreibt die FAZ.

Das Fachmagazin "Format" bat indes eine ganze Riege von österreichischen Spitzenmanagern vor den Vorhang - denn die Kritik der Manager an der Regierung komme "von allen Seiten" und werde "immer lauter". Hier einige der Zitate, die "Format" veröffentlichte:

  • Hannes Androsch, Industrieller: "So verspielen wir unser Zukunftspotenzial. Was wir brauchen, ist wettbewerbsfördernde und wachstumssteigernde Reformpolitik."
  • Andreas Untersperger, Lenzing-Vorstandschef: "Wir brauchen endlich Klarheit, wie sich die Energiekosten, die in Österreich ohnehin schon sehr hoch sind, in den nächsten zehn Jahren entwickeln."
  • Georg Kapsch, Präsident der Industriellenvereinigung: "Es kann nicht sein, dass 60 Prozent jeder Gehaltserhöhung in die Kassen des Staates fließen."
  • Byron Haynes, BAWAG-P.S.K.-Chef: "Solche Steuerlasten sind für den österreichischen Bankensektor nicht tragbar und werden zukünftige Investments in Österreich negativ beeinflussen."
  • Gerhard Roiss, OMV-Generaldirektor: "Es ist klüger, die Kuh zu melken und nicht zu schlachten."
  • Voest-Chef Wolfgang Eder kritisiert auch im "Format" eine "in immer mehr Bereichen das Machbare negierende Umwelt- und Klimapolitik" sowie "steigende Staatskosten, die im globalen Vergleich die höchsten Durchschnittssteuersätze erzwingen".

"Wachstumspakt statt Krisenangst"
"Manager und Unternehmer fühlen sich zunehmend von der Politik im Stich gelassen", schreibt nun der geschäftsführende Chefredakteur der Kronen Zeitung, Georg Wailand, im aktuellen "Krone"-Wirtschaftsmagazin. "Zu lange wurde in Österreich die ökonomische Windstille verwaltet. Österreich verliert als Standort an Attraktivität. Dazu kommt, dass vor allem von der Politik als 'Schutzargument' verwendet wird, dass an all diesen Missständen 'die Krise' schuld sei."

Wailand: "Seit dem Finanzcrash sind fast sechs Jahre vergangen, jetzt geht es international moderat wieder nach oben. Darum plädiere ich dafür, diesen Rückenwind zu nutzen, das Raunzen zu lassen, Ausreden zu verbieten und endlich nach vorne zu agieren. Her mit einem Wachstumspakt statt der verbreiteten Krisenangst!"

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