Wegen Mordversuchs

20-Jähriger nach brutaler Prügelattacke verurteilt

Österreich
21.10.2015 17:37
Weil er bei einer Wiener U-Bahn-Station einen 37-Jährigen mit Schlägen und Tritten spitalsreif geprügelt hatte, ist am Mittwochnachmittag ein 20-jähriger Mann wegen Mordversuchs zu einer Zusatzstrafe von vier Jahren und zehn Monaten verurteilt worden. Sein Stiefvater, der bei der Prügelei ebenfalls zugeschlagen hatte, bekam wegen absichtlicher schwerer Körperverletzung zwei Jahre und acht Monate Haft. Die Urteile sind bereits rechtskräftig.

Da die beiden im Sommer im steirischen Leoben wegen gewerbsmäßigen Diebstahls bereits zu acht bzw. zehn Monaten Haft verurteilt worden waren, verhängte das Gericht unter Bedachtnahme dieser Verurteilung nun eine Zusatzstrafe. Somit muss der 20-Jährige insgesamt für 5,5 Jahre hinter Gitter, sein Stiefvater für insgesamt 3,5 Jahre. Zudem wurde dem Opfer ein Privatbeteiligtenbeitrag von 7590 Euro zugesprochen.

"Das tut mir natürlich leid"
Bei der Attacke war der junge Mann dem 37-Jährigen mehrmals auf den Kopf gesprungen. Der Beschuldigte legte ein Tatsachengeständnis ab. "Ich hab' ihn verletzt, das tut mir natürlich leid", sagte der 20-Jährige vor dem Schwurgericht. "Er bereut das zutiefst", sagte sein Anwalt Markus Tschank, "aber er wollte das Opfer nicht töten."

Die beiden Männer waren am Abend des 17. Mai mit dem zweijährigen Halbbruder des 20-Jährigen bei einer Tankstelle, um dort eine Flasche Wein zu konsumieren. Am Rückweg trafen sie bei der U3-Station Ottakring auf den 37-Jährigen, der sich durch das Weinen des Kindes gestört fühlte. Nach Angaben der Angeklagten soll der Mann gesagt haben, "der Kleine soll still sein, sonst nehm' ich ihm die Zunge raus".

"Es hagelte Faustschläge und Tritte"
Das versetzte den 20-Jährigen so in Rage, dass er dem 37-Jährigen, der den Ort des Geschehens bereits wieder verlassen hatte, nachging, um ihn zunächst von hinten zu attackieren, sodass dieser bei einer Wiese bei der Huttengasse über einen Zaun fiel. "Dann hagelte es Faustschläge und Tritte", stellte die Staatsanwältin fest. Dass es zuvor zwischen den Männern und dem 37-Jährigen zu einer verbalen Auseinandersetzung wegen der Schreie des Kindes gekommen sein soll, verneinte das Opfer im Zeugenstand. "Ich hab' selber drei Kinder, das stimmt nicht", sagte der 37-Jährige, der sich an die Prügel nicht mehr erinnern konnte.

Laut Anklage ließ der 20-Jährige auch nicht vom 37-Jährigen ab, als dieser bereits am Boden lag und vor Schmerzen schrie. Zeugen beobachteten, dass der junge Mann weitermachte, obwohl der Attackierte gar nicht mehr bei Bewusstsein war. Er soll laut Staatsanwaltschaft an die viermal aus dem Stand heraus auf den Kopf seines Opfers gesprungen sein, was der 20-Jährige in Abrede stellte. "Ich habe 90 Kilo. Wenn ich da auf seinen Kopf springe, dann ist er meiner Meinung nach tot", sagte der Angeklagte.

"Riesenglück, dass Opfer überlebt hat"
Zeugen meinten laut Anklage, sie hätten geglaubt, der Kopf des Attackierten sei "zerplatzt" und er sei gar nicht mehr am Leben. "Ich habe im ersten Moment geglaubt, er hat es nicht überlebt", sagte etwa eine 18-jährige Krankenschwesternschülerin, die Erste Hilfe leistete. Der 37-Jährige erlitt zahlreiche Knochenbrüche, unter anderem eine Fraktur des Kiefers und des Jochbeins. "Es ist ein Riesenglück, dass das Opfer überlebt hat", sagte die Staatsanwältin.

Denn nicht nur der 20-Jährige, auch sein Stiefvater soll auf das wehrlose Opfer eingeschlagen haben, während der zweijährige Bub einfach im Kinderwagen in der Nähe des Tatortes zurückgelassen wurde. "Es tut mir leid, dass ich meinen Sohn unbeaufsichtigt gelassen habe", sagte der mitangeklagte Stiefvater. "Es ist eher schlimm, dass das Kind das mit ansehen musste", sagte Richterin Beate Matschnig. Die Zeugen und ein WEGA-Beamter außer Dienst hatten den 20-Jährigen vor weiteren Übergriffen abgehalten, obwohl er sich weiter aggressiv verhielt und schrie: "Das machst du mir nicht mehr. Das war das letzte Mal!"

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