20 Messerstiche

19-Jähriger tötete Freund im Streit: 13 Jahre Haft

Österreich
05.07.2016 16:17

Weil er seinen Freund mit 20 Messerstichen getötet hat, ist ein 19-Jähriger am Dienstag in Graz wegen Mordes - nicht rechtskräftig - zu 13 Jahren Haft verurteilt worden. Außerdem wurde eine Einweisung in eine Anstalt für geistig abnorme Rechtsbrecher verfügt. Ein Streit nach einem Playstation-Spieleabend war völlig eskaliert. Bei der Verhandlung kam es zudem zu einem lautstarken Wortgefecht zwischen den Angehörigen des Opfers und der Familie des Angeklagten. Der Richter musste daher die Verhandlung so lange unterbrechen, bis die Polizei eintraf.

Der Angeklagte hatte im Jänner mit einigen Freunden, die ebenso wie er ägyptischer Abstammung sind, in seiner Wohnung in Graz Playstation gespielt und Marihuana konsumiert. Dabei kam es zum Streit zwischen dem Beschuldigten und dem späteren Opfer. Der 19-Jährige wollte seinen Widersacher aus der Wohnung haben, doch dieser drehte sich in der Türe noch einmal um und sagte: "Komm heraus, du Hurensohn." Daraufhin ergriff der Angesprochene ein Messer, es kam zum sogenannten Overkill: Der 19-Jährige stach derart heftig rund 20 Mal auf sein Opfer ein, dass das lange Küchenmesser verbogen wurde.

Bei seiner Befragung meinte der Angeklagte: "Ich wollte nicht, dass er stirbt, ich wollte ihn nur verletzen." Richter Raimund Frei fragte, wie lange er den anderen gekannt habe. "Eineinhalb Jahre", antwortete der Beschuldigte. "Und war er ein Freund?", hakte der Vorsitzende nach. "Ein guter Freund", bestätigte der Befragte.

Dramatische Szenen im Gerichtssaal
"Warum tötest du ihn dann, du Hurensohn?", tönte es plötzlich aus den Zuschauerreihen. Der Vater und der Bruder des Opfers konnten sich nicht länger beherrschen und beschimpften trotz Ermahnung durch den Richter den Angeklagten wüst. Als der Vorsitzende die Randalierer aus dem Saal wies, soll einer der Männer noch - laut Dolmetsch - gesagt haben: "Ich bringe deinen Bruder um, damit du den gleichen Schmerz teilst."

Im Vorraum gerieten dann die Familienangehörigen von Opfer und Beschuldigtem erneut heftig aneinander. Der Richter unterbrach die Verhandlung und setzte diese erst fort, als mehrere Polizisten im Saal waren.

Laut Gerichtsmediziner war bei der Tat im Jänner bereits der erste Messerstich tödlich gewesen. Das Opfer konnte sich aber noch einmal am Türstock hochziehen und sagte laut Zeugen nochmals "Hurensohn" zum Angreifer, der daraufhin immer weiter auf ihn einstach. "Ich habe mich nicht kontrollieren können", meinte der Angeklagte dazu.

Kombinierte Persönlichkeitsstörung
In Bezug auf den 19-Jährigen sprach Gerichtsgutachter Manfred Walzl von einer verminderten, aber noch vorhandenen Zurechnungsfähigkeit. Eine weitere Sachverständige hielt es nicht für ausgeschlossen, dass der Bursche weitere Tötungsdelikte begehen könnte. Staatsanwalt Florian Farmer listete auch mehrere Delikte auf, die dem Beschuldigten schon vor der Bluttat angelastet worden waren. So soll er unter anderem seine Schwester geschlagen und gedroht haben: "Wenn es sein muss, bringe ich sie um."

Der psychiatrische Sachverständige bescheinigte ihm zum Tatzeitpunkt die verminderte Zurechnungsfähigkeit. Der 19-Jährige leide an einer kombinierten Persönlichkeitsstörung, unter anderem auch durch Suchtmittelmissbrauch. Die Geschworenen befanden ihn einstimmig des Mordes schuldig und hielten eine 13-jährige Freiheitsstrafe sowie eine Einweisung in eine Anstalt für geistig abnorme Rechtsbrecher für angemessen. Das Urteil ist nicht rechtskräftig.

Loading...
00:00 / 00:00
play_arrow
close
expand_more
Loading...
replay_10
skip_previous
play_arrow
skip_next
forward_10
00:00
00:00
1.0x Geschwindigkeit
explore
Neue "Stories" entdecken
Beta
Loading
Kommentare

Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.

Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.

Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.



Kostenlose Spiele