Mordanschlag in Wien

13-Jähriger angeschossen: 20 Jahre Haft

Österreich
09.03.2017 18:42

Nach fast zwei Jahren ist am Donnerstag der Prozess um ein Schussattentat in Wien-Brigittenau zu Ende gegangen. Der 38-jährige Angeklagte wurde zu 20 Jahren Haft wegen Mordversuchs in zwei Fällen verurteilt. Der Richterspruch ist nicht rechtskräftig. Der Vorfall hätte einen völlig unbeteiligten 13-Jährigen fast das Leben gekostet. Er bekam Schmerzensgeld in Höhe von 6930 Euro zugesprochen.

Verteidiger Michael Schnarch meldete für seinen Mandanten Nichtigkeitsbeschwerde und Berufung an. Die Staatsanwaltschaft gab nach dem Urteil keine Erklärung ab. Nach nur einer knappen Stunde Beratung stimmten die Geschworenen mit 7:1 Stimmen für Mordversuch im Fall des Serben Aleksandar A. und mit 8:0 Stimmen im Fall des damals 13-jährigen Burschen. Erschwerend wurde das Zusammentreffen von zwei Verbrechen gewertet sowie dass ein völlig Unbeteiligter Opfer einer Fehde geworden ist.

Zeugen belasteten Angeklagten schwer
Nachdem das Verfahren im November wegen Irrtums der Geschworenen - sie sprachen den 38-Jährigen frei - ohne Urteil zu Ende gegangen war, wurde es am Donnerstag mit einem zur Gänze neu zusammengesetzten Schwurgericht wiederholt. Der 52-jährige Vater des Buben, der bei der Schießerei dabei war, belastete in der neuerlichen Verhandlung den mittlerweile 38-jährigen Beschuldigten schwer.

Bei der Verhandlung im November hatte der 52-Jährige nicht nur als Zeuge ausgesagt, er setzte sich im Anschluss in die Zuschauerreihen und beobachtete den Angeklagten genau. "Er wurde ja mehrmals aus dem Gerichtssaal rein- und rausgeführt", sagte der Vater. Da sei ihm aufgefallen, dass "Statur, Größe und Bewegungsablauf zum Täter passt". Neben dem 52-Jährigen belasteten die eigentliche Zielperson des Schussattentats, der Serbe Aleksandar A., und ein weiterer unbeteiligter Zeuge den Angeklagten ebenfalls.

Nach Wien gekommen, um zu töten
Hintergrund der Schießerei am 5. Juli 2015 in der Brigittenau dürfte eine Unterwelt-Fehde gewesen sein. Der Serbe Aleksandar A., der in Wien lebte, soll mit einem Landsmann wegen Geldschulden in Streit geraten sein. Weil die Forderungen nicht einbringlich waren, soll schließlich der Angeklagte nach Wien geschickt worden sein, um auf A. zu schießen, wie die Anklagebehörde darlegte.

Laut Staatsanwaltschaft mietete sich der 38-jährige Slobodan C. in Belgrad ein Auto, fuhr über Ungarn nach Wien und legte sich in der Marchfeldstraße auf die Lauer. Als A. an dem heißen Sonntagvormittag beim nahen Bäcker Frühstück holte, fiel ihm der Mann auf, der trotz Hitze lange Hosen, eine Jacke und eine dunkle Schirmkappe trug. Er hatte ein ungutes Gefühl, ließ das zuvor gekaufte Brot fallen und flüchtete Richtung Pasettistraße. Beim Davonlaufen pfiffen ihm schon die Kugeln aus einer Pistole des Typs Browning um die Ohren.

"Daniel hat nicht gewusst, was los ist"
Laut schreiend und kreuz und quer laufend bog Aleksandar A. in die Pasettistraße, als ihm der 13-Jährige und dessen Vater auf Fahrrädern entgegenkamen. Sie wollten einen Badeausflug zur Donauinsel unternehmen. Zwei Schüsse verfehlten den Flüchtenden, einer traf A. im Becken bzw. im Gesäß und ein Schuss drang in den Bauch des Burschen auf dem Rad ein. Der 13-Jährige sackte sofort mit einer lebensgefährlichen Verletzung zusammen. "Daniel hat um sein Leben ringend nicht gewusst, was los ist", sagte sein Vater vor Gericht aus. Der Bursche feiert bald seinen 15. Geburtstag.

Auf den Bildern aus den Überwachungskameras am Tatort ist zwar nicht das Gesicht des Täters zu sehen, jedoch seine Kleidung und die auffälligen Turnschuhe in Schwarz-Weiß. Als der damals 37-Jährige nach der Tat mit dem Leihauto wieder über die Grenze Richtung Serbien fuhr, wurde er von Grenzbeamten aufgehalten und kontrolliert. Diese Überprüfung wurde ebenfalls von Überwachungskameras gefilmt. Auf den Aufnahmen ist Slobodan C. mit den ausgefallenen Sportschuhen zu erkennen. Auch sein Handy war am Tatort eingeloggt.

38-Jähriger leugnet Tat
Der Angeklagte wollte mit dem Mordanschlag nichts zu tun haben. Vielmehr beschuldigte er einen Bekannten der Tat. Dieser Freund habe sein gemietetes Auto dafür verwendet, um von A. 3000 Euro zu kassieren. Als dieser Bekannte - er wurde später als 35-jähriger Serbe identifiziert - mit dem Fahrzeug zurückkam, habe er davon gesprochen, dass es "Probleme" bei der Geldübergabe gegeben habe. Auf dem Beifahrersitz sei plötzlich eine Waffe gelegen, die der 38-Jährige verschwinden lassen habe sollen. Das habe er auch gemacht. Befragt werden konnte der der Tat beschuldigte Bekannte allerdings nicht mehr: Er wurde am 29. September des Vorjahres in Belgrad ermordet.

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