30 Stunden vermisst

13-Jährige verbrachte die Nacht auf Friedhofs-WC

Österreich
07.04.2016 07:10

Warum versteckt sich eine erst 13 Jahre alte Schülerin mehr als 30 Stunden lang vor der Welt? Diese Frage beschäftigt viele, die die verzweifelte Suche nach der jungen Tirolerin mit Bangen mitverfolgten. Nach ihrem Auftauchen wurde nun klar: Das Mädchen wollte nicht mehr in die Schule, die Nacht verbrachte es am Friedhofs-WC.

Irgendwann im späteren Leben wird es eine Episode sein, über die das Mädchen mit ihren Angehörigen vielleicht sogar lachen kann. Doch zum Lachen war am Montag und Dienstag in Hall niemandem zumute - die 13-Jährige war spurlos verschwunden, nach ihr wurde fieberhaft gesucht.

Erst als die Schülerin am Nachmittag unversehrt bei ihrem Elternhaus auftauchte, war der 30-Stunden-Albtraum vorbei. Vize-Bezirkspolizeikommandant Christoph Kirchmair kennt nach der Befragung der 13-Jährigen und ihrer Eltern das Motiv: "Sie wollte nicht mehr in die Schule gehen und es gab zuletzt Diskussionen darüber."

Schülerin "hat Tragweite völlig unterschätzt"
Der Schulweg führte die junge Hallerin daher nicht zum Franziskanergymnasium, sondern zum Friedhof, wo sie offenbar die meiste Zeit, also auch die Nacht, im dortigen WC verbrachte. "Je mehr Zeit verging, desto weniger wagte sich die Schülerin wieder heim. Dabei hat sie die Tragweite völlig unterschätzt", sagt Kirchmair.

Als sich die Schülerin dann doch nach Hause traute, lief sie einem Passanten in die Arme, der sie aufgrund der Medienberichte erkannte und begleitete. Es war also der Wunsch nach einer Auszeit, der die 13-Jährige zu ihrer Tat trieb - und offenbar auch Überforderung. Doch wie erkennt man eine Überbelastung bei Schulkindern?

Psychologin: "Viele Eltern stecken selbst im Stress fest"
Häufig würden Kinder über gesundheitliche Beeinträchtigungen wie Bauchweh oder Erbrechen bis hin zu Schlafstörungen klagen, weiß Schulpsychologin Brigitte Riemer. Auch die Leistung könne stark nachlassen. "Generell sollten Eltern die Beschwerden ernst nehmen und mit den Kindern darüber reden", rät die Expertin. "Bei schlechten Noten sollte man gemeinsam überlegen, wie man selbst oder Dritte helfen können. Viele Eltern stecken aber selbst im Stress fest."

Doch nicht nur Schüler mit schlechten Noten sind betroffen. "Es gibt auch gute Schüler, die sehr perfektionistisch sind und sich sehr viele Gedanken machen. Auch haben Angststörungen und Depressionen allgemein zugenommen. Wichtig wäre ein motivierender Ausgleich zum Schulalltag", so Riemer.

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