"Hochofen-Priester"

Voest-Pfarrer kündigt wegen Wirtschaftskrise

Oberösterreich
11.05.2009 12:58
Voest-Pfarrer Rupert Granegger bringt in Zeiten der Kurzarbeit ein persönliches Opfer durch Kündigung. Er zieht seine blaue Arbeitermontur aus, „damit kein anderer gehen muss.“

Seit neun Jahren ist der 45-jährige Mag. Rupert Granegger als Arbeiterpriester und Betriebsseelsorger in der voestalpine tätig. Der bärtige Gottesmann ist in vieler Hinsicht eine bemerkenswerte Persönlichkeit. Ein streitbarer Geist und Revoluzzer, wenn es um soziale Gerechtigkeit für die Arbeiterschaft geht. Dafür steigt der geborene Mühlviertler nicht nur predigend auf die Barrikaden. „Der Rupert ist einer von uns“, sagen Voest-Arbeiter anerkennend. Und das ist Granegger im wahrsten Sinne des Wortes. Seit fünf Jahren arbeitet er mit einer halben Anstellung in der voestalpine und hält im Werk Klima- und Brandmeldetechnikanlagen instand: „Um den Menschen im Arbeitsalltag nahe zu sein, ihre Sorgen und Probleme zu hören.“ „Nachgehende Seelsorge“ nennt der Arbeiterpriester dies.

"Ich gehe zuerst!"
Seinen Job – Verdienst 800 Euro monatlich, die ihm vom Priestersalär abgezogen werden – hat Granegger per 31. Mai nun schweren Herzens gekündigt. Um durch sein persönliches Opfer in Zeiten von Auftragsrückgängen, Kurzarbeit und Einsparungen einem Arbeitskollegen den Job zu retten: „So viele Voestler machen sich in diesen Tagen Sorgen um ihren Arbeitsplatz. Bevor nun ein anderer gekündigt wird, gehe zuerst ich!“

„Wo Geld zum Götzen wird, geht der Mensch drauf!“
Bei den Schwerarbeitern am Hochofen oder in der Sinteranlage ist der Priester in der Arbeiterkluft genau so gerne gesehen, wie bei den Angestellten. Gerade jetzt, in den schwierigen Zeiten, ist der „Beistand“ des Pfarrers mehr denn je willkommen. „Die Angst um Arbeitsplätze, um weniger Verdienst, geht um“, weiß Granegger aus vielen Gesprächen. „Sie trifft die Jungen genauso wie die alten Hasen. Besonders aber die Leasingarbeiter, die als erste gehen müssen. Das geht stark auf die Psyche.“ Der Pfarrer versucht zu ermutigen, geistliche und soziale Hilfe anzubieten. Mahnendes Credo: „Wo Geld zum Götzen wird, geht der Mensch drauf!“

Von Max Stöger, „OÖ-Krone“

 
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