Geflügel-Drama

Tierschutz-Diskussion nach Unfall mit Hühner-Lkw

Oberösterreich
05.07.2017 17:27

2000 Hennen dürften bei dem spektakulären Unfall eines Tiertransporters Dienstag früh auf der A 1 bei St. Florian/Linz verendet sein. Der mit 7500 Suppen-Hühnern beladene Lkw war zu einem Schlachthof in Weistrach (NÖ) unterwegs. Verletzte Tiere wurden notgeschlachtet, die Unfallbilder schockierten Tierfreunde.

"Das war keine schöne Arbeit", hatte Martin Pree, Einsatzleiter der Feuerwehr St. Florian, erklärt. Der Geruch der verendeten Hühner, die stundenlange Jagd nach den Tausenden Überlebenden, die kreuz und quer herumirrten. Der Kot und das Geschrei der verletzten Tiere sowie die Notschlachtungen seien an den Kameraden nicht spurlos vorübergegangen. "Solche Einsätze wünscht man sich nicht jeden Tag", sagte Pree.
Wie berichtet, war der Lkw aufgrund Sekundenschlafs des Lenkers mit einem Brückenpfeiler touchiert. Die rechte Fahrzeugseite wurde beim Anprall aufgerissen, ein großer Teil der Transportboxen auf die Autobahn geschleudert, wo sie zu Bruch gingen. Tierfreunde zeigten sich von den Unfallbildern schockiert.
Johanna Stadler von der Pfotenhilfe Lochen macht aber darauf aufmerksam, dass bei intensiver Massentierhaltung solche Transporte nicht zu verhindern seien - siehe auch Interview unten: "Wenn Tiere in Massen herumgefahren werden, passieren auch solche Unfälle."

Keine Beanstandungen
Landesveterinär-Direktor Thomas Hain verweist darauf, dass es für den Transport gesetzliche Vorgaben für Luft, Licht und Temperatur gibt. Für ein Drei-Kilo-Huhn sind 22x22 Zentimeter Platz Pflicht. "Im konkreten Fall hat es keine Beanstandungen gegeben", so Hain. Die Transportkisten seien zum Schutz des Geflügels gedacht: "Damit die Hennen nicht im Anhänger herumfliegen und sich verletzen."
Der Lkw-Lenker war aus der Steiermark kommend zum Schlachthof Weistrach unterwegs, wo die Hennen getötet werden sollten. Ihr Fleisch war offenbar für Hühnersuppe vorgesehen. Hain: "Es war ein regionaler Transport, der nicht mehr als zwei bis drei Stunden gedauert hätte."

"Eierkonsum muss reduziert werden"
Tierschützerin Johanna Stadler von der Pfotenhilfe Lochen glaubt, dass eine Systemumstellung Massen-Tiertransporte verhindern könnte.

Krone:Ihrer Ansicht nach ist das System der Massentierhaltung mitschuld an Unfällen wie dem in Sankt Florian?
Johanna Stadler: Ja, wobei das natürlich Hand in Hand mit den Ernährungsgewohnheiten der Bevölkerung geht.

Krone:Können Sie das bitte ein wenig genauer erklären?
Stadler: Vom Säugling bis zum Greis isst jeder Österreicher im Durchschnitt 235 Eier pro Jahr. Einmal ganz abgesehen von der menschlichen Gesundheit: Solche Mengen an Eiern kann man nur in intensiver Massentierhaltung produzieren. Sechs Millionen Hennen legen rund 1,6 Milliarden Eier pro Jahr und das in Hallen mit bis zu 100.000 Hühnern - ein Leben ist da logischerweise nicht mehr viel wert.

Krone:Wie könnte man also Tiertransporte verhindern?
Stadler: Wenn der Konsum an Eiern stark reduziert würde und der Rest von regionalen Bauern mit maximal 100 Hennen oder von eigenen Hühnern gedeckt werden würde, wären derart große Tier-Transporte nicht mehr nötig.

Jürgen Pachner, Kronen Zeitung
 

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