Keine Ermittlungen

Raubkunst: Diese Spuren führen nach Österreich

Österreich
05.11.2013 10:23
Im Fall der rund 1.500 in einer Münchner Wohnung gefundenen mutmaßlichen Raubkunstwerke im Wert von etwa einer Milliarde Euro gibt es gleich mehrere Spuren, die nach Österreich führen: Zum einen besitzt Cornelius Gurlitt - jener Sammler, bei dem die Bilder von Picasso, Chagall, Kokoschka und Co. entdeckt wurden - ein verwahrlostes Haus in Salzburg. Das Gebäude (Bilder) wurde bislang nicht durchsucht. Zum anderen hatte ein weiteres Familienmitglied der Gurlitts nach dem Krieg in Linz mit seiner teils in der NS-Zeit zusammengetragenen Sammlung die Neue Galerie gegründet.

Begonnen hatte die Odyssee des wiederentdeckten Kunstschatzes im Jahr 1937 in München. Die Nationalsozialisten beauftragten mehrere Kunsthändler mit dem Verkauf "entarteter Kunst" zur Devisenbeschaffung. Den Zuschlag dafür erhielt unter anderen der 1956 verstorbene Hildebrand Gurlitt, der Vater von Cornelius Gurlitt. Der aus Dresden stammende Kunsthändler verkaufte zusammen mit seinem Cousin Wolfgang Gurlitt (1888-1965) die Werke ins Ausland.

Wolfgang Gurlitt gründete nach dem Krieg in Linz mit seiner teils in der NS-Zeit zusammengetragenen Sammlung die Neue Galerie der Stadt. In den 50er-Jahren war er auch selbst Direktor der Galerie. Seine Sammlung wurde 1953 angekauft. Mit Hildebrand Gurlitt seien laut Kulturdirektor Julius Stieber aber keine Geschäfte gemacht worden.

Ob sich in Linz weitere verschollene Werke befinden, ist derzeit unklar. Die Freie Universität Berlin zählt Hildebrand und Wolfgang Gurlitt jedenfalls zu den zentralen Figuren des NS-Kunsthandels.

Kunstschatz durch Zufall entdeckt
Viele Jahre später erregte dann Cornelius Gurlitt bei einer Bargeldkontrolle am 22. September 2010 die Aufmerksamkeit der deutschen Zollbehörden. So kamen die Ermittlungen ins Rollen. Wie sich später herausstellen sollte, hatte der heute 79-Jährige im Laufe der Jahre immer wieder einzelne Werke aus der Sammlung verkauft.

Bei der folgenden Hausdurchsuchung am 28. Februar 2012 - zunächst war fälschlicherweise vom Jahr 2011 die Rede - wurde der gewaltige Kunstschatz der Moderne - darunter auch wertvolle Gemälde von Pablo Picasso, Franz Marc, Paul Klee, Henri Matisse und Max Beckmann - in der zugemüllten Münchner Wohnung von Gurlitt (kleines Bild) entdeckt und sichergestellt. Die Kunstwerke seien aber in sehr gutem Zustand, sagte der Leiter des Zollfahndungsamts München, Siegfried Klöble. Man gehe nicht davon aus, dass es anderswo noch andere Bilder des Sammlers gebe, so der Ermittler am Dienstag.

Hildebrand Gurlitt hatte gegenüber den Behörden stets behauptet, dass seine Sammlung während des großen Bombenangriffs auf Dresden am 13. Februar 1945 verbrannt sei.

Weitere Kunstschätze in Salzburg versteckt?
Wie nun bekannt wurde, hat Cornelius Gurlitt, der im Besitz eines österreichischen Reisepasses ist, auch ein Haus im Salzburger Stadtteil Aigen. Das Einfamilienhaus mit Garten in dem Nobelviertel wirkt ungepflegt und unbewohnt. Gurlitt besitzt das Anwesen offenbar seit mehr als 40 Jahren. Die Frage, ob der Pensionist in dem Haus möglicherweise Kunstwerke hortet, ist aber bis dato ungeklärt.

Zwar habe die Staatsanwaltschaft Augsburg im Zuge der laufenden Ermittlungen rund um Cornelius Gurlitt im Dezember 2011 ein Rechtshilfeersuchen an die heimischen Behörden gestellt, "diesem Ersuchen wurde aber aufgrund der geschilderten Verdachtslage nicht entsprochen", erklärte am Dienstag der Sprecher der Staatsanwaltschaft Salzburg, Marcus Neher. Dabei sei es "um Kunsthandel gegangen, nicht um illegale Kunstwerke".

Kein Verfahren gegen Cornelius Gurlitt anhängig
"Bei den Schilderungen hat es für uns keinen Hinweis darauf gegeben, dass das ein strafgerichtlicher Tatbestand wäre. Es handelte sich um ein Finanzvergehen, das nicht in die Zuständigkeit des Landesgerichtes fällt", erläuterte Neher.

Seither sei niemand mehr an die Behörden herangetreten. Es gebe derzeit gegen Cornelius Gurlitt, dessen derzeitiger Aufenthaltsort unbekannt ist, kein strafrechtliches Verfahren in Salzburg. Ein weiteres Rechtshilfeersuchen aus Deutschland für eine Hausdurchsuchung des verfallenen Gebäudes sei bei den Salzburger Behörden nicht eingetroffen.

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