Trotzdem bestellen?

Quelle endgültig versiegt – Konkurs eingebracht

Oberösterreich
16.11.2009 12:51
Zittern und Hoffen sind vorbei: Quelle hat am Montag den Konkursantrag beim Handelsgericht Linz eingebracht. Die 1.100 Mitarbeiter von Quelle Österreich wurden im Rahmen einer Betriebsversammlung informiert. Nun muss der Masseverwalter entscheiden, wann die Belegschaft gekündigt wird. Und für Kunden stellt sich die Frage: Ist es riskant, doch noch bei Quelle zu bestellen?

Bestellungen und Verträge bleiben grundsätzlich aufrecht, beruhigt der Verein für Konsumenteninformation (VKI). Mängel oder Forderungen sollten aber unbedingt bis 31. Jänner 2010 beim Masseverwalter angemeldet werden.

Da aber die meisten Kunden per Nachnahme oder Rechnung bestellt haben, dürften sich Schadensfälle in Grenzen halten. Generell gilt, dass Kunden von Bestellungen im Versandhandel bis zu sieben Tage nach Lieferung der Ware zurücktreten dürfen.

Spätere Mängel problematisch
Hat man aber bereits bezahlt oder treten später Mängel auf, muss man seine Forderung im Konkurs geltend machen. In diesem Fall könnte man auf dem Schaden möglicherweise sitzen bleiben.

Anders ist die Lage laut VKI bei Einkäufen im Quelle-Shop: Diese sind selbstständige Unternehmen und daher von Quelle-Konkurs grundsätzlich unabhängig. Allerdings könnte die Quelle-Pleite viele der Läden mitreißen oder zumindest vor Lieferschwierigkeiten stellen.

Unsicherheit bei Mitarbeitern
Inzwischen ist die Hilfe für die Mitarbeiter der Quelle angelaufen. Gewerkschaft und Arbeiterkammer, Arbeitsmarktservice und Pensionsversicherung eröffnen Büros im Quelle-Gebäude, um individuell beraten zu können. Das Land Oberösterreich hat gemeinsam mit der Wirtschaftskammer eine Jobbörse eingerichtet, über die Gekündigte ebenfalls direkt vor Ort neue Arbeitsplätze suchen können. Die Wirtschaftskammer spricht auch direkt Firmen an, um ihnen Quelle-Mitarbeiter zu vermitteln.

Mitarbeiter werden betreut
Die Arbeiterkammer und die Betroffenen selbst loben die Informationsarbeit des Betriebsrats: Bei der AK gibt es kaum Anfragen, die Quelle-Belegschaft wartet auf die 14 Teilversammlungen in den Abteilungen, die Betriebsratschef Felix Hinterwirth ab Dienstag angekündigt hat, um detailliert zu informieren. "Wie ich aus anderen Firmen weiß, dauert es etwa einen Monat, bis man erste Kündigungen ausspricht", glaubt Hinterwirth an eine "Galgenfrist".

Seit er am Freitag vor einer Woche in einer Betriebsversammlung die Insolvenzpläne  bekannt gegeben hat, versammelt er täglich die Betriebsräte in seinem Büro, um sie auf den neuesten Stand zu bringen. Von der AK bekam jeder Mitarbeiter detaillierte Informationen über Insolvenzrecht. Für psychologische Beratungen wurde eine Zusammenarbeit mit "Exit sozial" vereinbart.

Möglicher Abverkauf
Wann die Mitarbeiter endgültig beim AMS als arbeitslos gemeldet werden und ob ein großer Abverkauf wie in Deutschland stattfinden wird, muss nun der Masseverwalter entscheiden. Dabei steht Quelle Österreich durchaus nicht hoffnungslos da: Laut Kreditschutzverband 1870 stehen Passiva von 88 Millionen Euro immerhin Aktiva von 85 Millionen Euro gegenüber.

Weiterkämpfen wollen allerdings die 175 Quelle-Shop-Betreiber. Shop-Sprecher Hans-Peter Harder glaubt, dass rund 130 bis 150 Shops überleben könnten - sofern bald neue Lieferanten gefunden werden. Immerhin haben rund 75 Prozent der Shops ausschließlich Quelle-Produkte verkauft.

von F. Steinbock, ("Kronen Zeitung") und ooe.krone.at

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