SS-Anspielung?

Neuer Tattoo-Aufreger um Linzer FPÖ-Gemeinderat

Österreich
01.06.2011 17:58
Erneut sorgt ein FPÖ-Gemeinderat mit Körperschmuck für Aufregung, nachdem erst am Montag der Kärntner FPK-Gemeinderat, Gerry Leitmann, wegen einer "Blut und Ehre"-Tätowierung am Unterarm zurückgetreten war. Diesmal geriet der Linzer FPÖ-Gemeinderat Manfred Pühringer wegen einem Tattoo auf seinem Bauch, das den Bundesadler und den Schriftzug "Ehre-Treue-Vaterland" zeigt, ins Kreuzfeuer der Kritik. FPÖ-Obmann Detlef Wimmer kann die Kritik - wie auch Pühringer selbst - nicht nachvollziehen.

"Ehre-Treue-Vaterland" hätten schlagende Verbindungen in der Zwischenkriegszeit verwendet, so der städtische Vorsitzende der Sozialistischen Jugend (SJ), Klaus Baumgartner, der in Pühringers Tattoo eine "SS-Anspielung" ortet. Etliche freiheitliche Politiker würden regelmäßig den legalen Rahmen nach rechts überschreiten, kritisierte der SJ-Vorsitzende, der auch die Bundesparteispitze in die Verantwortung nimmt. Keinen Straftatbestand, aber sehr wohl eine Nähe zu NS-Gedankengut erkannte man bei der Tätowierung Pühringers beim Landesamt für Verfassungsschutz und Terrorismusbekämpfung.

FPÖ ortet von SPÖ konstruierten Skandal
FPÖ-Obmann Wimmer ortete in den Vorwürfen der SPÖ den Versuch, etwas zu konstruieren. Der Bundesadler als Motiv sei "mehr als unbedenklich". Der Spruch "Ehre-Treue-Vaterland" werde über alle Parteigrenzen hinweg verwendet - beispielsweise von den katholisch-österreichischen Landsmannschaften und vom Mittelschüler-Kartell-Verband, so Wimmer.

Pühringer selbst wehrte sich am Mittwochnachmittag per Aussendung. "In Verbindung mit dem österreichischen Bundesadler ist der Spruch 'Ehre, Treue, Vaterland' für mich ein klares Bekenntnis zu Patriotismus und Demokratie sowie eine klare Absage an das 'Dritte Reich'", ließ der Landesobmann der Freiheitlichen Arbeitnehmer wissen. Der österreichische Bundesadler sei als Staatswappen das Gegenstück zum totalitären System des Nationalsozialismus, so Pühringer.

Kritik an der Tätowierung am Bauch Pühringers kam am Mittwoch auch von den Grünen. Das sei nur einer der unzähligen Hinweise auf Verbindungen zwischen der FPÖ und dem Rechtsextremismus, erklärte Bezirkssprecher Severin Mayr. "Die Botschaft wird ganz rechts außen verstanden." Mayr fordert die "sofortige Distanzierung von braunem Gedankengut".

SPÖ fordert Rücktritt oder Parteiausschluss
"Die FPÖ bedient sich in Wort und Bild ungeniert und ausgiebig am äußerst rechten Rand", ergänzte SPÖ-Nationalratsabgeordnete Petra Bayr am Mittwoch die Kritik ihres Parteikollegen Baumgartner. In Niederösterreich habe die FPÖ St. Pölten ein Bild aus einem nationalsozialistischen Kalender für die Einladung zur diesjährigen Sonnwendfeier verwendet, so Bayr, die klare Konsequenzen forderte: Rücktritt oder Parteiausschluss. "Sollten die betroffenen Mandatare nicht aus freien Stücken zurücktreten, muss Parteiobmann Strache Parteiausschlüsse erwirken", sagte Bayr.

SJ Linz will FPÖ Geschichtsunterricht erteilen
Der am Montag wegen einer "Blut und Ehre"-Tätowierung am Unterarm zurückgetretene Kärntner FPK-Gemeinderat aus Ebenthal bei Klagenfurt, Gerry Leitmann, führte "persönliche Gründe" für seinen Schritt an. "Blut und Ehre" war in der Nazizeit das Motto der Hitlerjugend, Leitmann will das nicht gewusst haben. Die Sozialistische Jugend in Linz will der FPÖ jedenfalls "öffentlichen Geschichtsunterricht" erteilen: Kommenden Montag findet deshalb um 11 Uhr vor der Zentrale der Landespartei eine Aktion statt.

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