50-km-Transport:

Mit Unfallopfer an Krankenhaus vorbeigefahren!

Oberösterreich
24.08.2017 12:12

Sanitäter und Ärzte sind sehr verwundert: Nach einem nächtlichen Unfall mit Schwerstverletzten brachte man die Opfer nicht ins 500 Meter Luftlinie entfernte Krankenhaus Gmunden, sondern transportierte sie nach Wels und Vöcklabruck. Grund: Zwischen 19 und 7 Uhr früh gibt es in Gmunden keine Notfallversorgung!

Die "Krone" hatte über den schweren Unfall auf der Salzkammergut Bundesstraße (B 145) ausführlich berichtet: Eishockey-Nachwuchstalent Corin Konradsheim (23) fuhr in der Nacht auf den 8. August nach einem Training in der Bezirkssporthalle Gmunden mit seinem VW Golf nahe der Fliegerschul-Kreuzung gegen den Audi A 6 eines 38-Jährigen aus Altmünster. Konradsheim, sein Beifahrer und der Audi-Lenker erlitten schwerste Verletzungen. In unmittelbarer Nähe - konkret etwa 500 Meter Luftlinie entfernt - befindet sich das Landeskrankenhaus Gmunden (siehe auch Grafik oben). Auf dieses Spital wurde in dieser Nacht aber nicht zurückgegriffen - was bei Einsatzkräften, die bei der Rettung der Männer beteiligt waren, für sehr große Verwunderung sorgte.

50-Kilometer-Transport nach Wels
Tatsächlich wurde der am schwersten verletzte Konradsheim mit einem Rot-Kreuz-Wagen unter Notarztbegleitung ins Klinikum Wels transportiert, die beiden anderen Opfer fuhr das Rote Kreuz ins Krankenhaus nach Vöcklabruck. Warum? Seit der Spitalsreform im Jahr 2014  ist das Krankenhaus Gmunden zwischen 19 Uhr und 7 Uhr früh für "Frischverletzte" gesperrt. Kritisch verletzte Personen werden laut dem Spitalsbetreiber Gespag in Schwerpunktkrankenhäuser eingeliefert - und solche sind Wels und  Vöcklabruck.

"18 Kilometer sind ein vernachlässigbarer Prognosefaktor"
"Diese Regelung ist sinnvoll, da nur Schwerpunktspitäler rund um die Uhr die Kompetenzen haben, derartig schwere Verletzungen zu versorgen", erklärt Tilman Königswieser, Ärztlicher Direktor des Salzkammergut-Klinikums: "Die 18 Kilometer mehr Wegstrecke sind ein vernachlässigbarer Prognosefaktor. Wichtig ist die Versorgung am Unfallort und dann im Zentrum."

Kommentar: "Wald- und Wiesenkrankenhaus"

Verstopfte Ambulanzen, lange Wartezeiten, Fehler bei der Behandlung: Oberösterreichs Krankenhäuser hatten schon einmal einen viel besseren Ruf. Seit der Spitalsreform im Jahr 2014 wird an den internen Stellschrauben in den Krankenanstalten herumgedoktert.
Eine  der Folgen ist etwa, dass früher im Krankenhaus Gmunden Schwerverletzte auch in der Nacht behandelt wurden, heute nicht mehr. Das mag Gründe haben, logisch ist  es aber nicht, wenn das Rote Kreuz am  Spital vorbeifährt. Übrigens: Die "Krone" bekam bei der Recherche zu diesem Fall den abschätzigen Begriff "Wald- und Wiesen-Krankenhaus" zu hören. Die Gmundner wird das sicher freuen...

Robert Loy, Kronen Zeitung

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