Causa AWD

Hunderte Unterschriften gefälscht?

Oberösterreich
06.11.2009 15:22
Ein ehemaliger AWD-Berater soll bei einigen Kunden Hunderte Unterschriften gefälscht haben. Bei einer Frau, die ihre gesamte Abfertigung vom AWD veranlagen ließ, soll der Mann alle Signaturen nachgeahmt haben. Bei ihrer Freundin soll er über 500 Mal Unterschriften gefälscht haben.

Gegen den Beschuldigten ist ein Strafverfahren in Oberösterreich anhängig. Am Freitag fand am Wiener Handelsgericht (HG) eine Verhandlung in der Causa statt.

Für den Anlegeranwalt Michael Poduschka ist es "sonnenklar", dass der Ex-AWD-Mann die Unterschriften seiner Mandantin gefälscht hat. Bei der Frau war die mutmaßliche Unterschriftenfälschung jedoch nicht das einzige Problem. Laut Eigenangaben hat sie ihren Berater angewiesen, ein Viertel ihres Einsatzes von insgesamt rund 100.000 Euro in Immobilien-Aktien zu veranlagen. Später habe sie herausgefunden, dass der Mann fast das Doppelte (45 Prozent) in Immo-Papiere investiert hat, sagte sie. Als sie versucht habe, ihn zur Rede zu stellen, habe er ihr erklärt, es sei alles in Ordnung.

Ab Oktober 2008 sei der Berater dann für sie nicht mehr erreichbar gewesen. Erst Anfang 2009 habe sich sein Nachfolger mit ihr in Verbindung gesetzt. Bei Durchsicht der Unterlagen habe sie bemerkt, dass ihr alter Berater all ihre Unterschriften gefälscht habe. Laut Klage hat der AWD-Mitarbeiter beim Beratungsgespräch "kategorisch" ausgeschlossen, dass die Frau Teile ihres Kapitals verlieren könnte. Im schlimmsten Fall würde sie lediglich Sparbuchzinsen erhalten, soll er ihr versichert haben.

Bei ihrer Freundin soll derselbe AWD-Mann mehr als 500 Unterschriften gefälscht haben, so die Oberösterreicherin. Als dies aufgeflogen sei, sei ihr vom AWD gedroht worden. "Der Büroleiter hat ihr gesagt, wenn sie an die Öffentlichkeit geht, wird man sie fragen, woher sie so viel Geld hat." Man habe ihr in Aussicht gestellt, "die Angelegenheit in Ordnung zu bringen".

Jene 125 mutmaßlichen AWD-Geschädigten, für die der Verein für Konsumenteninformation (VKI) eine Sammelklage eingebracht hat, müssen indes weiter warten auf die Entscheidung, ob die Sammelklage zulässig ist. Insgesamt haben sich der VKI-Aktion rund 2.500 mutmaßlich Geprellte mit einem geschätzten Gesamtschaden von 30 Millionen Euro angeschlossen. Die Verbraucherschützer werfen dem Finanzdienstleister vor, seine Kunden beim Verkauf von Immofinanz-Aktien systematisch fehlberaten zu haben. Bei Swiss Life, Mutter des AWD Konzerns, wollte man über die Probleme der Österreich-Tochter nichts sagen. "Alles, was die Kommunikation betrifft, wird vom AWD betreut", sagte ein Sprecher.

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