Frauenpolitik

“Halbe-halbe in der Regierung wär’ ganz gut”

Oberösterreich
13.02.2011 19:00
Wenn es um die Zukunft der oberösterreichischen Frauenpolitik geht, haben die zuständige ÖVP-Regiererin Doris Hummer und Sonja Ablinger, als Landeschefin der weiblichen SPÖ-Riege, ein gewichtiges Wort mitzureden. Doch auch wenn Schwarz und Rot sagen, dass sie "halbe-halbe in der Regierung ganz gut finden" würden, scheiden sich bei Quotenregelung, Karrierechancen und Kinderbetreuung noch immer die Geister.

"Krone": Oberösterreichs Frauenpolitik zeigte sich in letzter Zeit nicht unbedingt geeint. Erst 2010 ist ein Bündnis zwischen SPÖ und ÖVP gescheitert.
Sonja Ablinger: Wenn's um Frauen geht, sind wir uns in vielen Punkten einig. Aber wir gehen halt gewisse Themen anders an als die ÖVP. Ich würde mir wünschen, dass Oberösterreich ein Vorbild in Sachen Gleichberechtigung wird.
Doris Hummer: Wenn es darum geht, die Einkommensschere zwischen Männern und Frauen zu schließen, kommen wir auf einen Nenner. Unsere politischen Strategien sind jedoch verschieden.

"Krone": Das heißt, zwischen Männern und Frauen herrscht auch im 21. Jahrhundert noch immer eine Einkommenskluft.
Ablinger: Ja. Es gibt anscheinend in Österreich dieses elfte Gebot, dass überall dort, wo Frauen arbeiten, auch das Einkommen viel niedriger ist.
Hummer: Das sind aber Ausnahmen. Die Frauen haben wahrscheinlich auch vom Arbeitgeber nicht mehr für ihre Arbeit verlangt.
Ablinger: Da müssen bitte aber schon die Betriebe für Gerechtigkeit sorgen, und nicht die Frauen. Das liegt doch nicht in deren Verantwortung.
Hummer: Du musst halt als Frau schon auch wissen, was du in deinem Job überhaupt wert bist.
Ablinger: Da sind wir genau wieder bei den Machtverhältnissen. Das würde es nicht geben, wenn die Männer-Karenz auch gesetzlich geregelt wäre.
Hummer: Ja, der große Hemmschuh für Frauenkarrieren sind sicher  die Kinder.
Ablinger: Die Frage ist aber, wie wir in Zukunft damit umgehen. Eine Lösung wäre eine verpflichtende Karenz für Vater und Mutter. Dann hat man endlich garantiert, dass die Betriebe nicht mehr nur auf Männer bauen.
Hummer: Das Problem ist, dass die Babypause ein alleiniges Frauen-Recht ist. Da sind die Männer benachteiligt.

"Krone": Frau Ablinger, Sie haben davon gesprochen, dass nur neun Prozent der oberösterreichischen Gemeinden den Frauen durch das lückenlose Kinderbetreuungsangebot eine Vollzeitbeschäftigung ermöglichen.
Ablinger: Frauen sollten ein gesetzlich verankertes Recht auf ganztägige Betreuung für Kinder bis zum 10. Lebensjahr haben.
Hummer: Diese neun Prozent zweifle ich an. Wir haben in Oberösterreichs Kindergärten eine Betreuungsquote von über 90 Prozent.
Ablinger: Das stimmt. Aber bei den Krabbelstuben ist diese knapp unter zehn Prozent. Da müssen wir noch aufholen. Auch in der Nachmittagsbetreuung von Schulkindern.
Hummer: Da gebe ich ihnen recht. Ich muss aber schon sagen, dass wir im Bildungsbereich in den letzten eineinhalb Jahren viel getan haben. Wir haben etwa 970 Jobs geschaffen.
Ablinger: Trotzdem sollte jede Mutter in Oberösterreich einen Rechtsanspruch auf Kinderbetreuung haben.
Hummer: Es ist ja jetzt schon so geregelt, dass – wenn es Bedarf gibt – die Gemeinde für einen Betreuungsplatz sorgen muss.

"Krone": Auch bei der Quotenregelung sind Schwarz und Rot nicht auf einer Linie.
Hummer: Ich habe nichts gegen eine Freiwilligenqoute. Ich halte aber überhaupt nichts davon, in die Unternehmen einzugreifen und ihnen vorzuschreiben, wie viele Frauen in den Gremien zu sitzen haben. Frauen müssen sicher nicht die besseren Männer sein.
Ablinger: Ich bin hingegen eine Quotenanhängerin. Wir müssen die überbordende Sehnsucht der Männer nach Macht beschränken.
Hummer: Mir wird jedoch ständig die Frage gestellt, ob ich die Quotenfrau bin. Und damit wird mir unterstellt, dass ich nur in meine Position geholt worden bin, weil ich eine Frau bin.

"Krone": Sie sind beide Politikerinnen in Führungspositionen. Beide haben Sie den jeweiligen Parteichef als männlichen Mentor gewählt.
Ablinger: Ich habe ein gutes Verhältnis zu Joschi Ackerl. Wir tauschen oft, gerne und heftig unsere Meinung aus. Er ist aber kein Mentor, sondern eher ein guter Freund.
Hummer: Man kann Josef Pühringer schon als meinen Mentor bezeichnen. Zwischen uns besteht aber auch Freundschaft und Wertschätzung. Es gab von Anfang das Übereinkommen, dass ich Entscheidungen selbst treffen kann. Wenn sie ihm nicht passen, dann meldet er sich eh.

Kronen Zeitung

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