Später Kälteeinbruch

Frost lässt die Bauern um Obst und Gemüse zittern

Oberösterreich
20.04.2017 17:44

Vor genau einem Jahr, am 21. April 2016, wurden in Linz plus 21 Grad gemessen - von solcherart frühsommerlichen Temperaturen können die Oberösterreicher derzeit nur träumen. Der neuerliche Wintereinbruch strapaziert aber nicht nur die Nerven der Autofahrer, sondern lässt auch die Obst- und Gemüsebauern zittern.

Horst Hubmer vom Firlinger-Hof in Scharten kommt seit Tagen so gut wie nicht zum Schlafen, die Sorge um seine 25.000 Obstbäume lässt ihn derzeit einfach nicht zur Ruhe kommen. "Wenn sich die Temperaturen in Richtung Null bewegen, geht bei uns das große Zittern los. Wir müssen unbedingt verhindern, dass es uns wie im Vorjahr geht", erklärt der Obstbauer.
2016 hatte er als Folge des Frosts gravierende Ernteverluste bei Kirsch-, Marillen- und Zwetschkenbäumen zu beklagen. Neuerliche Ausfälle wären für ihn eine große Bürde. "Wir haben heuer alle möglichen thermischen Maßnahmen gesetzt, um ein abfrieren der Blüten und Früchte zu verhindern", sagt Hubmer. An den Obstbäumen angebrachte Hagelnetze und Fliese wurden nun geschlossen sowie Tausende Paraffinölkerzen aufgestellt und entzündet. Laut Christian Krumphuber von der Landwirtschaftskammer sind die Kosten für derartige Schutzvorkehrungen beträchtlich - siehe auch unser Interview.

Nagelprobe
In der Nacht zum Donnerstag hatte es in Bodennähe minus 1,8 Grad, in zwei Metern Höhe 0,6 Grad. "Die Vorkehrungen haben gegriffen, wir konnten ein Abfrieren noch verhindern."
Mit einem blauen Auge sind bisher auch die Gemüsebauern davon gekommen. "Nur der grüne Spargel kann ein paar Tage nicht gestochen werden. Rettich, Frühkraut und Porree halten Minus-Grade aus und Gurken, Tomaten und Zucchini werden erst am 25. April gepflanzt", so Stefan Hamedinger vom Verband der oö. Gemüsebauern.
Die eigentliche Nagelprobe für Obstbauern stand aber in der Nacht zum Freitag an. "Mit Temperaturen zwischen minus 1 und minus 6 Grad", so ZAMG-Meteorologe Christian Ortner.  Zwar soll es in den kommenden Nächten auch Frost geben, aber nicht mehr in dem Ausmaß. "Das Aprilwetter bleibt uns noch bis Monatsende erhalten, für den Start der Freibädersaison ab 1. Mai schaut’s derzeit daher nicht gut aus", befürchtet Ortner.
Aufgrund der Neuschneemengen ist die Lawinengefahr im Süden des Landes beträchtlich. Die Hengstpass- und die Pyhrnstraße sind bis Sonntag für den Fahrzeugverkehr gesperrt.

2500 € pro Hektar für Paraffinkerzen
Christian Krumphuber von der oö. Landwirtschaftskammer hofft, dass es heuer nicht wieder zu gravierenden Ausfällen bei Steinobst kommt.

Wie sehr trifft die aktuelle Kältewelle die Obstbauern in Oberösterreich?
Unsere Landwirte sind großteils gut darauf vorbereitet. Beispielsweise räuchern sie ihre Plantagen mit Paraffinölkerzen und viele haben auch eine Frostschutzversicherung abgeschlossen.

Der Einsatz der Paraffinölkerzen ist kostspielig.
Pro Hektar kostet das einen Bauern 2500 Euro. Allerdings, die Alternative - nämlich der Ausfall der Ernte - wäre noch teurer.

Sie verfolgen derzeit akribisch die Wetterprognosen für den Zentralraum.
Ja, denn hier steht fast die Hälfte aller Edelobstbäume. Bei Minusgraden hoffe ich immer, dass es nebelig ist, denn wenn eine Nacht klar ist, sind die Temperaturen niedriger.

Welche Obstsorten sind am meisten gefährdet?
Das sind Marille und Kirsche. Im Vorjahr hat es die fast vollständig geputzt. Es wäre heller Wahnsinn, wenn das heuer noch einmal passiert.

Jürgen Pachner, Kronen Zeitung

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