Sexmord-Prozess

Freispruch für Mühlviertler nach Mordverdacht

Oberösterreich
12.06.2009 08:39
Zehn Tage ist ein 30-jähriger Mühlviertler unter Mordverdacht in U-Haft gewesen, bis ihn sein Handy und eine Zeugin entlastet haben. Zwei Jahre später werden Alibi und Aussage noch immer angezweifelt, wird der Geschäftsführer eines Pokercasinos als Sexualmörder angefeindet, obwohl der Staatsanwalt das Verfahren eingestellt hat.

Die Chronologie des Krimis, der kein Ende hat: Am 12. August 2007 war am grenznahen Straßenstrich im tschechischen Skoronice die slowakische Prostituierte Gabriela Supekova ins Auto eines österreichischen Freiers gestiegen. Vier Tage später wurde im Moldaustausee ihre Leiche gefunden, die sechs Messerstiche aufwies. Und die DNS-Spuren jenes vorbestraften Oberösterreichers, der in Haslach geboren ist und in Schärding gesportelt hat. Er konnte seinen „kleinen Grenzverkehr“ auch gar nicht leugnen, weil sein Auto um 16.21 Uhr beim Wullowitzer Zollhaus gefilmt worden war: Ja, er hätte Gabriela an ihrem letzten Abend besucht und bezahlt, aber nicht getötet. Dafür spricht eine Kollegin, die Gabriela noch um 22.30 Uhr lebend gesehen haben will, als der Tatverdächtige längst auf der Heimfahrt gewesen sein muss: Seine Handy-Daten beweisen, dass er bei der Einreise gleich seine Mailbox abgehört hatte und dann noch eine „Herzblatt“-Radiosendung angerufen hat.

„Aussage kann, muss aber nicht stimmen“
Dieses „Alibi“ überzeugte zwar den Staatsanwalt, aber nicht alle Mordermittler: Die Entlastungszeugin sei erst eine Woche nach dem Mord gefunden und befragt worden, so dass sie sich sicher nicht mehr ganz präzise an Datum und Uhrzeit erinnern habe können, wann sie die 42-jährige Kollegin das letzte Mal am Straßenstrich gesehen hat. „So eine Aussage kann, aber muss nicht stimmen“, erklärt ein erfahrener Kriminalist und erinnert an einen Welser Mordprozess: als ein gesicherter DNA-Beweis weniger wog als eine verspätete Zeugenaussage, wonach nicht der Angeklagte, sondern ein Unbekannter zur Tatzeit am Tatort gesehen worden sei. Freispruch!

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