Mord vor 18 Jahren

Ermittlungen in “Cold Case” jetzt “auf Schiene”

Oberösterreich
20.02.2010 15:28
Noch ein Asylwerber, der nach einer Straftat trotz Aufenthaltsverbotes nicht rechtzeitig abgeschoben worden ist: Sein Wiener Raubüberfall kurz vor dem Linzer Raubmord ist ein weiteres Indiz gegen den geflüchteten ägyptischen Rosenverkäufer (53), der vor 18 Jahren eine 19-jährige Kellnerin bestialisch missbraucht, erstochen – und ausgeraubt haben soll.

Nun darf der Vater des Opfers (im Bild am Grab seiner Tochter) doch noch auf späte Gerechtigkeit hoffen. "Jetzt ist alles auf Schiene", verspricht Sicherheitsdirektor Alois Lißl seinen "Cold-Case"-Ermittlern, dass ihnen der Amtsweg eine Dienstreise erlaubt: Die Linzer Staatsanwaltschaft werde beim Wiener Justizministerium ansuchen, dass das österreichische Außenamt das ägyptische Außen- und Justizministerium um Rechtshilfe ersucht, obwohl man in Kairo nicht dazu verpflichtet ist, weil ein diesbezügliches bilaterales Interpol-Abkommen fehlt.

Ein Auslieferungsbegehren wird noch komplizierter, obwohl die Indizienkette lang ist: Der Verdächtige hatte am 10. März 1992 zur Tatzeit am Tatort seine Fingerabdrücke hinterlassen, die seit seinem Asylansuchen und einem Raubüberfall gespeichert waren.

Abreise nach Ägypten
Er flüchtete überstürzt, als die Kripo auf ihn aufmerksam wurde, und leugnete aus der Ferne, bei seinen Verkaufstouren durch die Innenstadtlokale jemals auch im Casino-Treff an der Linzer Rainerstraße gewesen zu sein: Er kenne den Schauplatz der Bluttat gar nicht, obwohl er laut Polizei zur Tatzeit am Tatort ein Glas in der Hand gehabt hatte.

Der Mann dürfte getrunken, gespielt – und dann jene 3.760 Schilling geraubt haben, die der letzte Gast an einen Automaten verloren hatte: "Er dürfte zugeschlagen haben, als sie sich gewehrt hat", interpretieren Kriminalisten die Spurenanalyse und den Obduktionsbefund: Der Kellnerin war ein abgebrochenes Weißbierglas in die Halsschlagader und in den Unterleib gerammt worden.

Auch Entlastungsindizien vorhanden
Im Todeskampf hat das Opfer dem Mörder 14 Haare ausgerissen, deren DNA-Code noch immer nicht mit den genetischen Merkmalen des verdächtigen Ägypters verglichen werden konnten. Nur mit denen seines angeblichen Sohnes, den er bei Linzer Pflegeeltern zurückgelassen hatte, als er mit Frau und Tochter nach Kairo flüchtete.

Dort setzte er die Oberösterreicherin, mit der er offenbar nur eine Scheinehe zwecks Aufenthaltsgenehmigung eingegangen war, auf offener Straße aus. Die ägyptische Polizei griff die völlig verstörte Frau auf und schob sie in ihre Heimat ab. Ihre damals einjährige Tochter musste sie in Ägypten zurücklassen.

Ihr inzwischen 18-jähriger Sohn wurde nun einem DNA-Vergleichstest unterzogen. Das Ergebnis scheint den Verdächtigen auf den ersten Blick zu entlasten: Wenn er der Mörder sein soll, kann er nicht der Vater sein. "Wir haben bisher nur einen Fifty-Fifty-Joker", sagt ein Ermittler.

von Richard Schmitt, "OÖ Krone"
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