Preiskampf

Agrarreferent hält Milchstreik für zu scharfe Waffe

Oberösterreich
29.05.2008 20:21
Der gestern von der IG Milch begonnene Milchlieferboykott an Molkereien stößt bei Agrarreferent Josef Stockinger (VP) auf Ablehnung: „Das ist eine viel zu scharfe Waffe, da die Preis- und Handels-Situation bei uns bei weitem nicht so brutal wie in Deutschland ist.“ Aber natürlich sei der Milchpreis ein sensibles Thema.

Gut angelaufen sei der „Milchstreik“ - eine Solidaritätsaktion mit deutschen Landwirten, aber auch ein Alarmsignal heimischer Bauern -, sagt IG Milch-Obmann Ewald Grünzweil.

Dabei sind unseren Bauern vor allem „sinnlose Schleuderaktionen“ von Milchprodukten ein Dorn im Auge. Sie führten zu sinkenden Erzeugermilchpreisen, und das vor dem Hintergrund steigender Kosten für Energie, Treibstoff, Tierarzt und Sozialversicherung, wie Grünzweils Mitstreiter Leo Steinbichler aufzeigt.

Auch Agrar-Landesrat Josef Stockinger sieht im Milchpreis „einen Schlüsselpreis für die Zukunft der Landwirtschaft“: „Wenn der zusammenbricht, dann werfen die Milchbauern das Handtuch. Und dann bricht ein Kernbereich der Landwirtschaft weg. Dann gibt es keine gemähten Wiesen und damit auch keine Landschaftspflege mehr.“

Jetzt seien die Milchpreise wieder unter Druck, räumt Stockinger ein: „Im Gegensatz zu Deutschland ist aber bei uns im Milchbereich eine Grundvernunft vorhanden, wo auch der Handel nicht mit dieser Brutalität vorgeht.“ Daher sei der „Milchstreik“ eine viel zu starke Waffe…

„Die Regale im Handel werden leer werden“
Bauer Ewald Grünzweil (42) aus Amesschlag im Mühlviertel ist Mitbegründer und Obmann der IG-Milch. Nun hofft er, bis zu drei Viertel der Milchbauern zum Lieferboykott zu bewegen.

Einen „Boykott-Bauern“ zu interviewen, ist schwierig. Herrscht da Angst vor der eigenen Courage?
Die berufliche Situation ist für viele eh schon schwierig - und es gibt Molkereien, die starken Druck ausüben. Da stehe lieber ich in der Öffentlichkeit.

Wie ist denn dann der Zulauf zum Milchlieferboykott?
Sehr viele tun mit. Im Ennstal, zum Beispiel, mussten Tankwagen wieder leer heimfahren. Ich schätze, dass wir zwei Drittel bis drei Viertel der Milchbauern erreichen werden.

Und dann, glauben Sie, gibt es leere Regale…
Ja sicher, die Regale in den Geschäften werden leer. Zwei bis vier Tage wird das dauern, je nach Region.

Und was raten sie den Konsumenten?
Sensible Bereiche - wie Altenheime, Schulen, Kindergärten - sollten sich doch lieber mit genügend Vorräten eindecken.

 

Foto: Hannes Markovsky

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