Unfall auf der A22

Überwachungskameras zeigen Granaten-Rauch

Niederösterreich
04.02.2009 12:03
Der Druck auf das Bundesheer im Zusammenhang mit der Karambolage auf der A22, bei der die Tschechin Iryna L. getötet wurde, wächst mit jedem Tag. Überwachungsbilder, die sich die "Krone" von einer Tankstelle zweihundert Meter hinter dem Übungsplatz unmittelbar an der Autobahn (Foto rechts) geholt hat, machen jetzt deutlich, dass sehr wohl starker Rauch vom Truppenübungsplatz zur Autobahn wehte. In die Causa hat sich jetzt auch der tschechische Premier und EU-Ratsvorsitzende Mirek Topolanek eingeschaltet. In einem Zeitungsinterview verhöhnt er die Verhaltensweise des Bundesheers in der Causa.

Topolanek ist für seine verbalen Zuspitzungen bekannt, in einem Interview mit einer tschechischen Zeitung spielte er unter anderem auf den Bundesheer-Ausbildner an, der seinen Rekruten verboten haben soll, den Unfallopfern zu helfen: "Würde unsere Armee einen Unfall verursachen, bei dem ein österreichischer Staatsbürger umkommt und niemand hilft, gäbe es Hysterie wie bei Temelin. Es gäbe Straßensperren, und Frauen würden mit Kerzen in den Händen vor der tschechischen Botschaft in Wien demonstrieren, damit die Regierung Geld bezahlt!"

Am Montag hatte der Ex-Ehemann von Iryna L. angekündigt, sich jenen Opfern anzuschließen, die Strafanzeige bei der Staatsanwaltschaft erstattet haben. Er wolle eine Bestrafung der Verantwortlichen erzielen und fordert eine Entschädigung. Seine Ex-Frau "hätte nicht sterben müssen, wenn das österreichische Bundesheer vorsichtiger gewesen wäre". Die Forderungen könnten dem Bundesheer - bzw. der Republik und damit dem Steuerzahler - Hunderttausende Euro an Schmerzensgeld kosten.

Kamerabilder zeigen Granatenrauch
"Der Wind wehte aus der anderen Richtung!" Das hat das Bundesheer gleich zu Beginn der Ermittlungen zu der tödlichen Karambolage neben einem Truppenübungsplatz auf der A22 behauptet. Die Behauptung des Bundesheeres wurde in der Zwischenzeit ja schon von meteorologischen Sachverständigen widerlegt. Die Bilder aus den Überwachungskameras der Tankstelle neben der A22 zeigen es jetzt "Schwarz auf Weiß": Das Bild 1 oben zeigt die Tankstelle ohne Rauch, bei Bild 2 ist kurz nach den ersten Granaten deutlicher Qualm sichtbar, auf Kamera drei - aufgenommen um 18.55 Uhr, kurz vor der Karambolage - erkennt man gerade noch die Silhouette einer Person, die in diesem Moment von rechts kommend durchs Bild geht. Dahinter herrscht dichtester Nebel.

Bundesheer kündigt Endbericht an - letzter Granaten-Versuch
Indes hat das Bundesheer bekanntgegeben, dass die militärischen Erhebungen zu dem Fall nahezu abgeschlossen sind. Der Endbericht gehe jetzt durch die verschiedenen Büros und wird laut Verteidigungsminister Darabos nächste Woche vorliegen. Zuvor will das Heer erneut Nebelgranaten auf dem mittlerweile gesperrten Übungsplatz neben der Autobahn zünden. Man warte auf Wetterbedingungen wie am Abend des 22. Jänners, um die Situation zum Unfallzeitpunkt originalgetreu nachstellen zu können.

Das Heer betonte am Dienstag erneut, dass eine "endgültige Klärung der Verschuldensfrage ausschließlich Aufgabe der Staatsanwaltschaft ist". Auch die "Beurteilung der Entwicklung des künstlichen und natürlichen Nebels am Übungsplatz wird den zivilen Sachverständigen vorbehalten bleiben", so das Militär. Hiezu gebe es bekanntlich unterschiedliche Messergebnisse und Aussagen von Zeugen und Beteiligten - oder: siehe Bilder oben...

Disziplinarverfahren gegen Ausbildner dauert noch an
Bereits vergangene Woche hat das Bundesheer in einer Aussendung festgestellt, dass die heeresinternen Sicherheitsbestimmungen für den Einsatz von Knall-, Markier- und Signalmunition nicht in vollem Umfang eingehalten wurden - die notwendigen Gefahrenzonen wurden unterschritten. Unabhängig davon, ob die Nicht-Einhaltung der Sicherheitsbestimmungen in einem direkten oder indirekten Zusammenhang mit dem Unfall steht, werde ein Disziplinarverfahren gegen den Ausbildungsverantwortlichen geführt, hieß es vonseiten des Bundesheeres. Die Disziplinabteilung führe dazu weitere Erhebungen und Untersuchen durch, die zur Zeit noch andauern.

Das Bundesheer sei an der lückenlosen Aufklärung interessiert. Alle heeresinternen Untersuchungsergebnisse werden den ermittelnden Behörden uneingeschränkt zur Verfügung gestellt, hieß es.

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