Schwer misshandelt

Quartett überfiel 13 betagte Frauen: Mehrere Jahre Haft

Österreich
08.05.2013 15:23
Zu 15 Jahren Haft ist am Mittwoch in Korneuburg ein 49-jähriger Ungar verurteilt worden, der im Vorjahr gemeinsam mit drei Komplizen 13 brutale Raubüberfälle auf Pensionistinnen in Niederösterreich und Wien verübt hatte. Die drei Mittäter - ein Ehepaar sowie ein weiterer Mann - wurden ebenfalls zu mehrjährigen Freiheitsstrafen verurteilt. Die Urteile sind nicht rechtskräftig.

Den ersten Überfall verübten die Täter am 26. Juli im Bezirk Mistelbach, die übrigen in Wien. Das Quartett ging dabei stets ähnlich vor: Einer der Verdächtigen verfolgte die betagten Damen - laut Polizei im Alter von 70 bis über 90 Jahren – bis nach Hause und verschaffte sich mit einem Zentralschlüssel Zugang zum Stiegenhaus. Als die Seniorinnen ihre Wohnungstüren aufsperrten, wurden sie brutal attackiert und in die Räumlichkeiten gestoßen.

Mit Stahlruten und Reizgas gequält
Danach wurden die Opfer mit Faustschlägen ins Gesicht und gegen den Körper sowie anderen Misshandlungen - etwa indem sie an den Haaren über den Boden geschleift wurden - genötigt, Wertgegenstände herauszugeben. Als Tatwaffen dienten u.a. Stahlruten und Reizgasspray, schwere Körperverletzungen waren die Folge. Nach Angaben der Überfallenen dauerte das Martyrium zwischen 30 Minuten und einer Stunde. Insgesamt erbeuteten die Täter bei den Überfällen Wertgegenstände in der Höhe von 175.000 Euro.

Seiner Festnahme am 21. November 2012 in Wien widersetzte sich das Quartett gewaltsam. Sein Tatfahrzeug, ein Mercedes S-Klasse, war zuvor durch eine Überwachungskamera eines Tatortes aufgefallen, worauf die Angeklagten observiert und auf frischer Tat ertappt wurden (Bericht siehe Infobox).

Hauptangeklagter legte Teilgeständnis ab
Nachdem sich der Hauptangeklagte zunächst nur zu einem Raubüberfall bekannt hatte, zeigte er sich bei der Verhandlung schließlich teilgeständig. "Ich habe die Raubüberfälle begangen, aber ich weiß nicht, wer diese Personen waren", gestand der 49-Jährige. Daraufhin fragte der vorsitzende Richter, ob er nun alle 13 Fälle verübt habe. "Ich kann es nicht zu 100 Prozent sagen, aber möglich ist es schon", so der Ungar. Nach den Schlussplädoyers der Verteidiger entschuldigten sich alle vier Beschuldigten bei den Opfern.

"Fotos der Verletzungen sind erschreckend"
Mit der Höchststrafe von 15 Jahren Haft für den Hauptangeklagten wollte der Richter ein Zeichen setzen: "So eine unangemessene und brutale Vorgangsweise den Opfern gegenüber sieht man nur sehr selten. Die Fotos von deren Verletzungen sind erschreckend. Es ist wohl das mieseste, sich alte wehrlose Damen auszusuchen und ihnen nicht einmal die Chance zu geben, das Geld freiwillig herauszurücken", lautete seine Urteilsbegründung.

Die Strafen für das angeklagte Ehepaar seien "mild" ausgefallen, so der Richter. Für den 30-jährigen Ehemann, der zu acht Jahren Haft verurteilt wurde, hätten sich seine bisherige Unbescholtenheit und sein Geständnis bei der Einvernahme positiv ausgewirkt.

Als "durchaus angemessene" Strafe bezeichnete der Richter die sechs Jahre Haft für die Ehefrau: "Das ist nur ein Jahr mehr als das Mindestmaß." Allerdings wertete er die kaum vorhandene Bereitschaft des vierten Angeklagten, über die verübten Raubüberfälle "sinnvoll" Auskunft zu geben, fast als "Verhöhnung des Gerichts". Der 30-jährige Markthändler wurde zu zehn Jahren Haft verurteilt.

Die Verteidiger meldeten zum Teil Berufung und Nichtigkeitsbeschwerde an, die Staatsanwaltschaft gab keine Erklärung ab.

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