Coups in halb Europa

Profi-Bande mit falschen Namen 20 Jahre lang aktiv

Niederösterreich
12.04.2010 13:07
Eine professionelle Bande soll in mehr als 20 Jahren ihr Unwesen in halb Europa getrieben haben. Bis Ende der 80er Jahre beschränkten sich die Verdächtigen auf Taschendiebstähle auf deutschen, belgischen und niederländischen Großflughäfen, später sattelten sie auf Einbrüche um. Vor allem Geschäfte, Großmärkte und Gasthäuser hatte die Bande im Visier, aber auch Wohnungen in Niederösterreich und Wien wurden zu Tatorten.

Die kosovo-albanische Gruppe war offenbar gut organisiert und informiert, denn hohe Strafen brauchten die Mitglieder nicht zu fürchten. Aliasnamen und entsprechende falsche Dokumente reichten in der Regel aus, um den Behörden Ersttäterschaften vorzugaukeln und entsprechend glimpflich davonzukommen. War die meist kurze Haft beendet, wechselten die mutmaßlichen Täter das Land und gingen an anderen Orten ihren illegalen Geschäften nach.

Mehrere hunderttausend Euro Schaden - pro Land 
Erst DNA-Spuren, Fingerabdrücke und die Möglichkeit, diese mit allen Mitgliedsstaaten abzugleichen, ließen die Ermittler das volle Ausmaß der Aktivitäten der Bande erkennen, so das Bundeskriminalamt. Etwa Mitte der 90er Jahre stiegen die Verdächtigen auf Einbrüche um. Der Schaden beträgt in den einzelnen Ländern zumindest jeweils mehrere hunderttausend Euro.

Der gesamte Kontext der immer wieder verhafteten Täter wurde erstmals im Dezember 2006 sichtbar, als die Polizei in Wien-Donaustadt nach einem Einbruch in eine Großgartenhandlung zwei Kosovo-Albaner erwischte. Bei einer Verfolgungsjagd, bei der auch ein Hubschrauber zum Einsatz kam, flüchtete ein dritter Täter nach einem Sprung von einem Dach. Die Ermittler erstellten bei den beiden Gefassten ein DNA-Profil, das sie prompt zu zahlreichen weiteren Einbruchstatorten in Österreich führte. Nicht nur Firmen sondern auch Wohnungen suchten die Bandenmitglieder heim.

"Kern" der Bande bestand aus zehn Personen
Die DNA- und Fingerabdruckspuren ergaben, dass die beiden Einbrecher in der Donaustadt in wechselnder Besetzung mit einer größeren Gruppe anderer Einbrecher gearbeitet hatten. Das Kernteam der Organisation bestand aus rund zehn Personen, daneben gab es weitere Gelegenheitskomplizen.

Die Identität eines Komplizen, der bei mehreren Einbrüchen in Gartenmärkte und Firmen dabei war, blieb zunächst unbekannt. Das sollte sich allerdings ändern, nachdem die Ermittler sein DNA-Spurenprofil an die entsprechende Interpol-Datenbank in Lyon übermittelt hatten. Der Mann wurde mit einem kroatischen Personenprofil identifiziert. Dadurch wurde klar, dass der Verdächtige in Kroatien als Einbrecher unterwegs war und es zudem Treffer zu Serientaten in Slowenien und Deutschland gab. Gegen den Mann wurde ein Haftbefehl erlassen.

Durch Datenverbund Betrug mit Identitäten aufgeflogen
Mit der Erweiterung des 2006 gegründeten Datenverbundes von Prüm kamen weitere Treffer in den darin zusammengeschlossenen Staaten dazu. Einer der in der Donaustadt Festgenommenen war unterdessen als vermeintlicher Ersttäter mit einer relativ geringen Strafe davongekommen. Die verbüßte er, danach zog er nach Frankreich weiter, wo er teils mit den gleichen Komplizen sofort wieder in seiner "Branche" Fuß fasste. Über sein DNA-Profil und Prüm wurden ihm unterdessen Einbruchsserien aus den Jahren 1999 bis 2003 in Spanien und Frankreich nachgewiesen. Die französische Polizei war es auch, die ihn 2008 erneut erwischte. Laut Bundeskriminalamt ist er wieder auf freiem Fuß und wird schon wieder per Haftbefehl gesucht.

Einem weiteren in der Donaustadt Festgenommenen wurden dank des Prümer DNA-Abgleichs laut Bundeskriminalamt zahlreiche Einbrüche in Deutschland, Frankreich und der Schweiz nachgewiesen. Dort war er nach seiner Entlassung in Österreich aktiv.

Im November 2009 ging burgenländischen Polizisten der nach dem Einbruch in der Donaustadt entkommene Verdächtige ins Netz. Er und ein Komplize wurden nach einem erfolglosen Dämmerungseinbruch geschnappt. Die beiden gaben sich, wie in der Gruppe üblich, mit falschen Namen aus. Gegen sie schien nichts vorzuliegen. Doch die Fingerabdrücke, die von der Polizeiinspektion ins Bundeskriminalamt geschickt wurden, sprachen eine andere Sprache. Innerhalb kurzer Zeit war den Ermittlern klar, wen sie da vor sich hatten. Der Mann und sein Mittäter wurden verhaftet. Er sitzt derzeit in Untersuchungshaft, ihm wurden weitere Delikte im Burgenland und der Steiermark nachgewiesen. Außerdem gibt es von mehreren europäischen Staaten Festnahmeersuchen.

Coups der Bande wurden professionell geplant
Die Ermittlungen ergaben, dass die Gruppe immer in Teams zu vier bis fünf Personen vorgeht. Dabei wird das Objekt auch von außen überwacht, um die Komplizen warnen zu können, falls etwa ein stiller Alarm ausgelöst wird. Alle Mitglieder verwenden Aliasnamen und gefälschte Dokumente. Damit war die Identifizierung und die richtige Einschätzung der Verdächtigen nur über DNA-Profile und Fingerabdrücke möglich.

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