Feuerteufel am Werk

Neun Brände und 21 Verletzte in einer Nacht in St. Pölten

Österreich
13.03.2012 08:21
Bei einem Kellerbrand in einem Mehrparteienhaus in St. Pölten haben am Montagabend 21 Menschen, darunter zehn Kinder und zwei Babys, eine Rauchgasvergiftung erlitten. Wie Feuerwehr-Sprecher Roman Lang gegenüber krone.at berichtete, dürfte ein Feuerteufel am Werk gewesen sein, denn in der Nacht gab es insgesamt neun Brandeinsätze. "Wir gehen von Brandstiftung aus", sagte auch Erich Rosenbaum vom Landeskriminalamt.

Vorwiegend handelte es sich um brennende Müllcontainer. Laut dem Feuerwehrsprecher war bereits gegen 18.30 Uhr ein Container in der Waldsiedlung in Spratzern in Brand gestanden. Um 19.50 Uhr gab es aus demselben Grund einen Einsatz in der Tullner Bahnstraße.

21 Verletzte ins Krankenhaus eingeliefert
Nur wenige Minuten später gab es den nächsten Alarm: Nun stand der Keller in der Schwammelstraße in Brand (Bilder). Die Rauchgasentwicklung war dabei nach Angaben der Feuerwehr so stark, dass 18 Personen nicht mehr selbst ihre Wohnung verlassen konnten und von der Feuerwehr gerettet werden mussten.

"Wir haben die Hand vor Augen nicht mehr gesehen", beschrieb Zejna Z. die dramatischen Augenblicke gegenüber der "Krone". Gemeinsam mit Ehefrau Mona und dem zweijährigen Elio versuchte der Familienvater zu flüchten. Doch dichter Rauch versperrte den Weg. "Zum Glück hat uns die Feuerwehr durch das Fenster retten können", schilderte der 37-Jährige.

Die Betroffenen wurden von 15 Feuerwehrleuten mittels Fluchthauben in Sicherheit gebracht und ebenso wie drei weitere Menschen medizinisch versorgt. Alle 21 Verletzten wurden ins Landesklinikum St. Pölten eingeliefert. Zwei Kinder blieben über Nacht zur Beobachtung im Spital. Ihre Entlassung erfolgte am Dienstag. Der Brand wurde nach wenigen Minuten gelöscht, der gesamte Einsatz dauerte rund zwei Stunden. Insgesamt waren 40 Einsatzkräfte mit fünf Atemschutztrupps der Feuerwehren St. Pölten Stadt und St. Pölten Viehhofen im Einsatz.

"Wir waren die ganze Nacht über beschäftigt"
Doch damit war die unheimliche Serie noch lange nicht zu Ende. Laut Lang wurde zudem auf der Anfahrt in die Schwammelstraße ein Containerbrand in der Zehengruberstraße entdeckt. Um 22.50 Uhr standen drei Container in der Maria-Theresien-Straße 26 und 32 in Flammen, kurz darauf brannten zwei weitere in der Gabelsbergerstraße bzw. in der Lederergasse.

Die Serie setzte sich um 1.20 Uhr fort. In der Jörger- und in der Schindlerstraße in Wagram brannten Container jeweils unmittelbar bei Hauseingängen, was Lang als "nicht ungefährlich" bezeichnete. Schließlich gab es gegen 5.30 Uhr noch einen Einsatz in der Handel-Mazetti-Straße. "Wir waren die ganze Nacht über, bis 5 Uhr morgens, beschäftigt", so der Feuerwehrsprecher, "seither ist Ruhe".

"Mit hoher Wahrscheinlichkeit" Brandstiftung
Die Ermittlungen nach der nächtlichen Brandserie in St. Pölten hat das Landeskriminalamt übernommen. Es sei "mit hoher Wahrscheinlichkeit" von Brandstiftung auszugehen, hieß es am Dienstag seitens der Sicherheitsdirektion. Die Erhebungen gingen in diese Richtung. Das gelte auch für das Feuer in dem Mehrparteienhaus in der Schwammelstraße.

Die Polizei sprach am Dienstag von neun Tatorten. Überwiegend seien Papiercontainer in Flammen gestanden. Der Brandort in der Schwammelstraße habe sich im Bereich zwischen Keller und Erdgeschoß befunden. Ersten Informationen zufolge seien aber keine Brandbeschleuniger verwendet worden.

Die Polizei bittet die Bevölkerung um sachdienliche Hinweise unter der Telefonnummer 059/133-3198.

Die jüngste Brandserie in St. Pölten ruft Erinnerungen an das Jahr 2000 wach: Vor bald zwölf Jahren war - ab Mitte Juni - 23 Mal Feuer gelegt worden. Vor allem Müllcontainer wurden angezündet. Mitte November wurde ein damals 20-Jähriger als Tatverdächtiger festgenommen, der sich bei den Einvernahmen geständig zeigte.

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