Lokalaugenschein

Marchfelder Erdgaszentrale im Ausnahmezustand

Niederösterreich
07.01.2009 15:21
Meterhoch ragen grüne Sicherheitszäune in den Himmel, nur ein Feldweg führt zu der 15,5 Hektar großen Anlage aus Pumpen und Silos, einsam hoppelt ein Hase durch den Schnee - was aussieht wie ein verlassenes Bunkerareal, ist in Wirklichkeit eine der bedeutendsten Erdgaszentralen Europas. Seit Russland den Gashahn zugedreht hat, herrscht in Baumgarten (Bezirk Gänserndorf) der Ausnahmezustand. Mit Notfallteams und Sonderschichten.

Totenstille, weit und breit kein Mensch, drei Lichter brennen in dem riesigen OMV-Gebäudekomplex. Man könnte sich die Seele aus dem Leib brüllen hier draußen, und niemand würde es hören. Hinter den Zäunen der Zentrale wird aus einigen Schornsteinen dunkler Qualm in die Luft gepumpt, Hütten stehen dunkel in der Morgendämmerung. Die Anlage sieht verlassen aus, wie nach einer Evakuierung.

Erdgasknoten Europas liegt versteckt
Auch zu finden ist das Areal für einen Ortsfremden anfangs nicht so leicht. Hinter der Kirche Baumgartens, hinter dem Friedhof erstreckt sich ein Nichts aus Feldern und Hügeln. Ein schmaler und ein Kilometer langer Feldweg führt zu dem, was die Experten einen der wichtigsten Erdgasknoten Europas nennen. Hier wird Erdgas aus Russland, Norwegen und anderen Ländern im Umfang von 64 Milliarden Kubikmetern pro Jahr nach West-, Süd- und Südosteuropa weiterverteilt.

Zutritt nur mit Sicherheitskarte
Aber schwer bewacht wird diese Erdgasdrehscheibe nicht. Jedenfalls nicht auf den ersten Blick. Es gibt keine Kameras, keine schwer bewaffneten Patrouillen, keine Wachhunde. Drei Autos stehen in der Auffahrt, Mitarbeiter müssen am Hintereingang eine Karte durch einen Schlitz ziehen. Das wars schon.

"Notfallteams schieben Sonderschichten"
So ruhig die Zone von außen wirkt, so hektisch geht es im Inneren zu. Nachdem gegen vier Uhr Früh 90 Prozent des Russengases nicht nach Baumgarten kam, wurde Mitarbeitern der Feiertag gestrichen. "Notfallteams schieben Sonderschichten. Ihre Aufgaben sind Überprüfung und Analyse", erklärt der Mitarbeiter der Not-Hotline. Minütlich warten die Mitarbeiter in der abgelegenen Erdgas-zentrale auf neue Meldungen aus Russland. Bislang allerdings vergebens.

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