Stark alkoholisiert

Fünf Jahre Haft nach tödlichem Streit im Asylheim

Niederösterreich
13.10.2010 16:59
Wegen absichtlich schwerer Körperverletzung mit Todesfolge ist am Mittwoch am Landesgericht St. Pölten ein 29-jähriger Kosovare von einem Geschworenensenat zu fünf Jahren Haft verurteilt worden. Der Mann, der ursprünglich wegen Mordes angeklagt war, hatte am Karfreitag im Zuge eines Streits unter den Asylwerbern einen 30-jährigen Tschetschenen in einem Flüchtlingsheim in Wallsee (Bezirk Amstetten) mit einem Messerstich getötet. Das Urteil ist nicht rechtskräftig.

Der Angeklagte beteuerte eingangs, "ganz unschuldig" zu sein und in Notwehr gehandelt zu haben - diese Version fand bei den Geschworenen und Richter Peter Kotynski aber kein Gehör. Mit fünf Jahren Freiheitsstrafe erhielt der 29-Jährige die gesetzliche Mindeststrafe - mildernd seien der ordentliche Lebenswandel, die wiederholten Provokationen durch das Opfer sowie dass er sich selbst gestellt hatte gewesen, führte der Richter aus. Erschwerend sei nichts hinzugekommen.

Angeklagter hatte 2,3 Promille Alkohol im Blut
Laut Aussage des Beschuldigten waren die beiden Männer gemeinsam im Zimmer eines anderen Heimbewohners gewesen, um zu trinken. Der Tschetschene, der mit 2,3 Promille Alkohol im Blut stark alkoholisiert war, soll aggressiv gewesen sein, was zu Streit führte. Der Kosovare versteckte sich daraufhin in seinem Zimmer und setzte binnen 15 Minuten zwei Polizeinotrufe ab. Als er dann Lärm hörte, habe er geglaubt, die Polizei sei eingetroffen und auf das folgende Klopfen hin die Tür geöffnet, erklärte der 29-Jährige, der von seinem Bruder als "der fröhlichste Mensch der Familie", der bei Streits immer nachgibt, beschrieben wurde.

Erst nach drei Tagen der Polizei gestellt
Vor ihm stand aber der Tschetschene, der ihm einen Faustschlag versetzt und sich an die Hüfte gegriffen haben soll, als würde er etwas aus der Tasche ziehen. "Ich hatte wirklich große Angst vor ihm und wollte mich schützen", so der Angeklagte. "Er wollte mir ganz sicher etwas tun." Also habe er mit dem Messer, das er in der Hand hielt, weil er Essen zubereitete, zugestochen - und zwar laut Gerichtsmediziner mit solcher Wucht, dass er eine Rippe des 30-Jährigen zur Hälfte durchtrennte. "Ich habe keinesfalls gewollt, dass er stirbt und auch nicht damit gerechnet", beteuerte er vor Gericht. Auch nach der Tat habe er immer noch Angst gehabt und sei deswegen geflüchtet. Drei Tage später habe er sich dann freiwillig der Polizei gestellt.

Einziger Zeuge nicht bei Verhandlung
Der einzige Tatzeuge, der Zimmerkollege des 29-Jährigen, war zur Verhandlung nicht anwesend, weil er nicht mehr in Österreich aufhältig ist. Von ihm wurden vier verschiedene Aussagen vorgelesen, von der die erste den Kosovaren belastete und die folgenden sich immer mehr an die Version des Angeklagten anglichen - was Staatsanwalt und Richter eine Absprache zwischen den beiden vermuten ließ.

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