"Er ist ausgezuckt"

Fall Krems: Prozess gegen Bruder des Getöteten vertagt

Niederösterreich
29.10.2009 08:34
Der Bruder des Anfang August bei einem Einbruch in einen Kremser Supermarkt von der Polizei erschossenen 14-Jährigen musste sich am Donnerstag wegen schwerer Körperverletzung in Krems vor Gericht verantworten. Die Staatsanwaltschaft wirft dem 19-Jährigen vor, am 6. August einen 22-jährigen Fotografen tätlich angegriffen zu haben. Der Prozess wurde auf unbestimmte Zeit vertagt.

Der Angeklagte bekannte sich schuldig, seine Verteidigerin bezweifelte aber die Schuldfähigkeit des 19-Jährigen zum Tatzeitpunkt. Alle Angehörigen seien unter einem "massiven Schock gestanden" und psychologisch betreut worden, so die Anwältin. Vor dem Haus der Familie hätten zahlreiche Medienleute gewartet und sie bedrängt. Darunter sei auch der 22-Jährige gewesen, der laut dem Angeklagtem gelacht haben soll.

"Er hat gelacht und Fotos gemacht"
Kurze Zeit später soll der Fotograf dem 19-Jährigen und seiner Familie beim Verlassen des Hauses durch einen Schleichweg erneut aufgelauert haben. "Er hat gelacht und Fotos von mir gemacht. Ich habe mich wirklich provoziert gefühlt", sagte der Jugendliche. Deswegen habe er dem Fotografen den Mittelfinger gezeigt, dieser habe aber weiter gelacht.

Am darauffolgenden Tag soll ihn der Fotograf angetippt haben, als er vor der Gedenkstätte beim Eingang des Merkur-Markts kniete. Das alles sei mehr gewesen, als der 19-Jährige ertragen konnte, "da ist er ausgezuckt", sagte die Verteidigerin.

Fotograf: "War eigentlich eher schockiert"
Das Opfer hatte freilich andere Erinnerungen an den Vorfall. Er sei am 5. August beruflich vor dem Haus des Angeklagten gewesen: "Ich wollte das Geschehen mit der Kamera einfangen", erzählte er. Dabei habe er weder gewusst, dass der Angeklagte, den er flüchtig vom Fortgehen kenne, dort wohne, noch dass es bei der ganze Sache um seinen Bruder gehe. Er habe alles nur von einer Bushaltestelle weiter weg gesehen und den 19-Jährigen "sicher nicht ausgelacht oder provoziert". "Ich war eigentlich eher schockiert." Mit dem 19-Jährigen will das Opfer an diesem Tag gar keinen Kontakt gehabt haben, stattdessen soll dieser eine Auseinandersetzung mit einem Kamerateam gehabt haben.

Tagelange Behandlung im Krankenhaus
Am 6. August sei er beim Merkur-Markt gewesen, um Fotos zu machen. Als er den 19-Jährigen kommen sah, sei er aufgestanden, auf ihn zugegangen und habe ihn gegrüßt. Daraufhin habe dieser auf ihn eingeschlagen, so die Version des Opfers. Dabei erlitt der 22-Jährige einen komplizierten Bruch des Augenhöhlenbogens sowie Prellungen und musste mehrere Tage stationär in den Krankenhäusern Krems und St. Pölten behandelt werden.

Die Verteidigerin beantragte zwei Zeugen, die das Lachen des Fotografen am Tag vor dem Vorfall bestätigen sollen und außerdem psychiatrische Gutachten, die das massive Trauma des 19-Jährigen bestätigen und seine Schuldunfähigkeit beweisen sollen. Ein neuer Verhandlungstermin steht noch nicht fest.

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