Das "Killermatch"

Die besten Sager aus der ersten TV-Konfrontation

Niederösterreich
23.08.2008 14:39
Die erste TV-Konfrontation im ORF mit dem "Killer-Match" Heinz-Christian Strache gegen den Kärntner Landeshauptmann und BZÖ-Spitzenkandidaten Jörg Haider ist am Freitagabend überrraschend ruhig und ohne Skandale über die Bühne gegangen. Haider gab sich ungewohnt sachlich und versuchte sich zu Beginn mit seinem früheren Parteikollegen zu versöhnen. Der erteilte dem erklärten Erzfeind prompt eine Abfuhr und gab sich kampfeslustig, ganz wie man es früher von Haider gewohnt war. Das Duell bestimmte ab da ein Streit um die nahezu deckungsgleichen Wahlkampfthemen der beiden Parteien. Für Meinungsfroscher Wolfgang Brachmayer (OGM) hat sich Haider bei seinem TV-Auftritt in "Hochform" präsentiert und das Duell für sich entschieden.

Bachmayer erklärte nach Ende der Konfrontation in einer ersten Einschätzung, wer einen "Watschentanz persönlicher Abrechnungen erwartet hatte, wurde enttäuscht, obwohl das Knistern zwischen den beiden fast greifbar war". Haider habe sich auch nicht "durch untergriffige (Ewald, Anm.) Stadler-Zitate" durch Strache aus der Ruhe bringen lassen.

Haider staatsmännisch gelassen
Vielmehr habe er seine Strategie konsequent durchgezogen: "Gelassenes, staatsmännisches Verhalten, Kompromissfähigkeit, Betonung seiner Erfahrung als Landeshauptmann: Was andere fordern, habe er in Kärnten schon längst umgesetzt. Während andere sich mit Ideen zur Teuerung übertreffen, habe er den Teuerungsausgleich in Kärnten längst ausbezahlt", so der Meinungsforscher.

Für Bachmayer habe Haider "jede Gelegenheit genutzt", um Kärnten als "Erfolgsbeleg für seine Politik anzuführen. Erfolge für Strache sah der Meinungsforscher erst gegen Ende der Debatte: Hier habe der FP-Chef punkten können, "indem er auf Oppositionsrolle umstellte und die SP/VP-Regierung attackierte".

Doch davor ging es im ORF-Studio ordentlich rund, krone.at hat die besten Sager aus dem TV-Duell!

Haider beginnt: "Wir können uns nicht so benehmen wie Rot und Schwarz." Man müsse Kooperationen nach den Wahlen besprechen, eine Große Koalition verhindern. Es gehe ja darum, dass Rot-Schwarz abgewählt werde. Man sei deswegen hier, um Gemeinsamkeiten und Unterschiede herauszuarbeiten.

Mit Strache habe er vor dem TV-Duell keinen Kontakt gehabt. Man sei sich das letzte Mal auf einem Ball in Kärnten (zu gemeinsamen FPÖ-Zeiten, Anmk.) begegnet: "Da hat er mich beehrt, der Heinz-Christian." Strache: "Aber Herr Haider, ich pflege seit dem Jahr 2005 das vertrauliche Du-Wort mit Ihnen nicht mehr [...] Sie haben die FPÖ verraten und verkauft!"

"Kopiermaschine" vs. "Trittbrettfahrer"
Haider schaut ernst zu, sieht sein Freundschaftsangebot scheitern und sagt dann, dass Strache "denselben Fehler wie Heide Schmidt" mache. Sie habe ihm auch vor laufender Kamera das Du-Wort entzogen - und "was aus der geworden ist, sieht man ja".

Dann holt Haider aus: "Sie sind ja eine komplette Kopiermaschine von mir!" Haider weiter: "'Sie sind gegen ihn, weil er für euch ist'. Das ist mein Slogan - ich werd' Ihnen a Rechnung schicken." Es entbrennt kurz ein Streit darüber, wer nun "Original" sei.

Strache dazwischen mehrmals: "Das glauben S' ja selber nicht!" Strache weiter: "Als Sie das freiheitliche Lager politisch zu ermorden versuchten, wurde ich Parteichef. Seitdem sind Sie Trittbrettfahrer, ja sogar ein Schwarzfahrer!" Haider: "Sie sehen alles nur parteipolitisch!" Strache: "Aber i verrat' die Österreicher net!"

Strache greift daraufhin in die untere Schublade, liest ein Zitat von Neo-BZÖ-Kandidat Ewald Stadler vor, in dem dieser von Freimaurern im BZÖ spricht und Haider in ein gewisses Milieu rückt. Haider kontert effektiv mit einer alten Lobhudelei Straches auf "FPÖ-Chef Jörg Haider" und sagt: "Wir sind ja jetzt genau bei der Schlammschlacht, die wir nicht haben wollten." Haider weiter: "Nehmen Sie einmal zur Kenntnis, dass Sie seit meinem Weggang bis zu dieser Stunde in der FPÖ keine einzige neue Idee entwickelt haben."

Der Streit um die Ideen
Haider zu Thurnher, nachdem sie vorlas, dass sich sämtliche Forderungen von BZÖ und FPÖ gleichen: "Das Entscheidende ist, dass Sie unvollständig zitiert haben. Unser Paket ist viel größer."

Thema Teuerung, Spritpreis und MöSt - Thurnher fragt nach: "Und wie wollen Sie das machen, dass die davon profitieren, die es brauchen?" Haider: "Wir machen einfach eine Tankkarte für alle Österreicher. Und jeder, der mit so einer Karte tankt, bekommt die Steuer zurück." Strache: "Da braucht ma' keine Tankkarte, das sieht man doch schon am Kennzeichen."

Strache hat ein Original-Haider-Taferl mit "Nein zu Abfangjägern" dabei, das er in die Kamera hält. Strache: "Aber Sie haben doch damals (zu Zeiten von Schwarz-Orange/Blau, Anmk.) in Ihrer vollen Verantwortung den Eurofighter bevorzugt, anstatt das Geld für soziale Dinge auszugeben. Sie waren damals…" Haider unterbricht ihn: "Der kann nur Vergangenheitsbewältigung!"

Haider, nachdem Strache seine Forderung nach einem Kinderbetreuungsgeld bis zum Alter von sechs Jahren, Gratis-Kindergarten ("für Ausländer nur mit einem Deutschkurs") erläuterte: "I muass ja lach'n, wenn da solche Ideen überlegt werden, wenn wir das in Kärnten schon realisiert haben. Da seh'n Sie den Unterschied zwischen uns beiden: I mach', Sie red'n."

Strache zu Thurnher: "Mir fallt das auf, dass Sie nur mich immer unterbrechen." Thurnher: "Ich unterbrech' Sie nur, wenn Sie vom Thema abweichen." Strache: "Also eh wenn's Ihnen grad passt…"

Strache: "Wir haben 22 Sozialversicherungsträger […] legen wir sie einfach zusammen und machen zwei. Einen für Staatsbürger, einen für Ausländer…" Haider unterbricht ihn: "Ha! Damit bin ICH groß geworden, mit diesem Vorschlag. Seit 1979 hab ich das gesagt!"

"Vorbild Kärnten" vs. "Ich geh ins Parlament"
Strache: "Sie tun so, als wäre Kärnten das Vorbild für ganz Österreich." Haider: "Na sicher!" Strache darauf: "In Kärnten ist die Jugendarbeitslosigkeit um vier Prozent gestiegen." Haider verdutzt: "Wo haben S' den dos her?" Strache: "Das stimmt!" Haider: "Jo, jo […] wenn Ihnen Ihre Redenschreiber was Falsches aufschreiben."

Strache macht Haider zum Vorwurf, dass dieser als Spitzenkandidat antritt, aber nach der Wahl Kärntner Landeshauptmann bleiben will: "ICH geh' ins Parlament! Ich trete als Spitzenkandidat an und gehe ins Parlament, das schwöre ich den Österreichern!"

Thurnher: "Herr Haider, Sie wollen ja Kanzler werden…" Haider unterbricht sie: "Wenn sich's nicht verhindern lässt…" Thurnher: "Sie erhoffen sich ungefähr sechs Prozent. Dann müsst's aber eine Partei geben, die mindestens auf 40 Prozent und mehr kommt. Oder eine Dreier-Koalition – vielleicht eine mit Heide Schmidt?" Haider würgt sie grantig ab: "Die wird net amal zwei Prozent schaffen."

Ein Rückgrat zum Abschied
Beide diskutieren zum Thema "innerösterreichische Abschiebungen". Haider: "I bin der erste Landeshauptmann, der das gemacht hat". Strache: "Ja genau, aber…" Haider: "Lass mi amoi ausreden!" Strache blitzt kurz auf, lässt das finale Du-Verbot aber bleiben.

Strache zum Schluss: "Wir sind für Politik mit Rückgrat […] wir sind gegen diese Frotzelei […] gegen Parteien, die mitgehen und dann kurz vorm Ende wieder umdrehen." Haider: "Sie sind auf einer Ebene mit Heide Schmidt. Sie haben dieselbe Arroganz wie sie!" Strache zeigt Haider darauf eine Wirbelsäule aus einem Plastikskelett wie es in Anatomievorlesungen benutzt wird. Er legt sie auf den Tisch. Thurnher ("Ui, da gibt's jetzt noch Geschenke") beendet das Duell.

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