"Nur ausgedacht"

Brand in Dom: 15-Jähriger widerruft sein Geständnis

Österreich
05.09.2012 13:21
Der Prozess um das am 6. März im Wiener Neustädter Dom gelegte Feuer hat am Mittwoch mit einer Überraschung begonnen: Der angeklagte "Zündler", ein 15-jähriger Bursche, widerrief plötzlich sein Geständnis: "Das habe ich mir alles nur ausgedacht." Die Verhandlung wurde zur Befragung weiterer Zeugen auf unbestimmte Zeit vertagt.

Der Sinneswandel des Angeklagten kam überraschend. Zuletzt hatte der 15-Jährige vor der Polizei die Brandstiftung zugegeben: Er habe ein brennendes Benzinfeuerzeug - eines, dessen Flamme erst ausgeht, wenn man die Verschlussklappe zumacht - in die Ecke eines Seitenschiffes des Domes geworfen und sei davongerannt. "Ich hab' den Dom nicht anzünden wollen. Ich bin einfach achtlos und gedankenlos mit dem Feuerzeug umgegangen", sagte der Jugendliche damals. Sogar beim Dompfarrer hatte er sich entschuldigt.

Bei Vernehmung "unter Druck gestanden"?
Vor dem Wiener Neustädter Richter Kurt Weisgram jedoch wollte der 15-Jährige davon nichts mehr wissen. Er sei bei der Vernehmung durch die Polizei "unter Druck gestanden" und nervös gewesen, habe "Angst bekommen". Ein Polizist im Zeugenstand jedoch sagte aus: "Er hat nicht so sehr vor der Polizei oder vor dem Gericht Angst gehabt. Der Einzige, vor dem er wirklich Angst hat, ist sein Vater."

"Ein großes Glück, dass nicht mehr passiert ist", sagte der Einsatzleiter der Feuerwehr, die am 6. März um exakt 18.07 Uhr zu dem Feuer im Dom gerufen worden war. 109 Mann mit zum Teil schwerem Atemschutz waren bis nach Mitternacht im Einsatz.

Eine Million Euro Schaden
Der angerichtete Sachschaden beträgt rund eine Million Euro. "Die Taufkapelle ist vollkommen ausgebrannt. Viel größer ist aber der Schaden, der durch Ruß und Rauch im Dom entstanden ist. Er musste innen eingerüstet und neu ausgemalt werden. Alle Holz- und Steinsachen wurden von Restauratoren gereinigt. Kommendes Wochenende werden wir die Kirche das erste Mal wieder benützen", erklärte der Dompropst im Zeugenstand. Die Orgel wird erst zu Allerheiligen wieder erklingen, so lange dauern noch die Reparaturarbeiten.

Auf die Spur des 15-Jährigen war die Polizei eher zufällig gekommen. Als zwei Wochen nach dem Dombrand auch ein Feuer in der WC-Anlage am Städtischen Friedhof ausbrach, wurde der Bursche einvernommen, weil er sich mit Freunden oft in der Nähe aufgehalten hatte. Auch mit diesem zweiten Feuer will der Angeklagte nichts zu tun haben.

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