Red Bull erpresst

Alfred L.: „Der größte Fehler meines Lebens“

Österreich
13.01.2014 17:08
"Tasche fallen lassen" - ein Großaufgebot der Polizei beendete im niederösterreichischen Mödling die Red-Bull-Erpressung. Alfred L. war gefasst und wanderte ins Gefängnis. Teil drei des "Krone"-Interviews.

"Krone": "Halt, stehen bleiben!" - Ihnen war klar, welche Stunde es da geschlagen hat?
Alfred L: Natürlich! Dennoch war ich sehr überrascht - da, wo ich kurz davor noch niemand gesehen hatte, sind plötzlich an die hundert Beamte aufgetaucht. Wie aus dem Nichts. Ermittler, Cobra-Leute - sogar ein Hubschrauber ist über uns gekreist.

"Krone": Hatten Sie daran gedacht zu flüchten?
Alfred L: Nein. Ich war völlig geschockt und wie in Trance - was wahrscheinlich auch mit meiner Alkoholisierung zu tun hatte. Ich wurde überwältigt und zu Boden gedrückt. Ich war so weggetreten, dass ich selbst im Liegen noch die Tasche mit dem Geld festgehalten habe.

In der Infobox finden Sie den ersten und zweiten Teil des Interviews: "Die Beichte des Red-Bull-Erpressers Alfed L." und"Red- Bull-Erpresser Alfred L.: 'Alles lief schief'"

"Krone": Haben Sie versucht, sich rauszureden?
Alfred L: Nein. Ich war von Anfang an voll geständig. Aber damit wollten sich die Ermittler nicht zufriedengeben. Sie haben mich stundenlang bezüglich meiner Komplizen ausgefragt. Sie haben mir nicht geglaubt, dass ich allein agiert habe.

"Krone": Warum nicht?
Alfred L: Na ja, zum einen bin ich ja immer als Gruppe aufgetreten. Und wie ich erst im Zuge der Einvernahmen erfahren habe, war ich nicht der Einzige, der Red Bull zu dem Zeitpunkt erpresst hat. Am selben Tag, an dem mein erster Brief in deren Zentrale eingegangen ist, haben sie auch ein zweites Erpresser-Schreiben aus Deutschland erhalten. Mit fast exakt demselben Inhalt. Sogar grammatikalische Fehler waren ident. Ein Sachverständiger hat festgehalten, dass es sich mit hoher Wahrscheinlichkeit um ein und denselben Verfasser handeln könnte.

"Krone": Das ist tatsächlich sehr eigenartig. Nicht wahr?
Alfred L: Aber ich habe mit diesen Personen, die - laut meinem Anwalt - sogar mit ihren richtigen Namen aufgetreten sind, nichts zu tun. Ich weiß auch nicht, wie diese Sache ausgegangen ist.

"Krone": Sie kamen auf jeden Fall ins Gefängnis.
Alfred L: Und es war alles andere als eine angenehme Zeit. Abgesehen davon, dass meine Ehefrau kurz nach der Verhaftung die Scheidung eingereicht hat und ich 25 Kilo abgenommen habe. Nachdem mir zusätzlich die Erpressung der Tierfutter-Firma nachgewiesen worden war und mir somit eine noch höhere Strafe drohte, wollte ich nur noch eines: mich umbringen. Aber kurz vor meinem Prozess hatte ich dann wieder einen meiner Träume. Ich sah meine verstorbene Mutter, die mir gesagt hat: Weihnachten bist du zu Hause.

"Krone": Dem war dann auch so.
Alfred L: Dass ich nach acht Monaten wieder aus dem Gefängnis durfte, hat auch mich völlig überrascht.

"Krone": Gab es noch einen Kontakt zu Red Bull?
Alfred L: Ja. Ich habe mich bei Herrn Mateschitz per Brief entschuldigt.

"Krone": Ihr Fazit?
Alfred L: Ich habe alles zerstört. Mir ist genau ein Freund geblieben - alle anderen in meinem Umfeld haben sich abgewendet. Auch Verwandte. Es war der größte Fehler meines Lebens. Das einzig Positive ist, dass ich nun seit zehn Monaten keinen Tropfen Alkohol mehr getrunken habe - wer weiß, ob ich ohne die Haft heute noch leben würde...

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