Zur Strafbemessung führte Richter Kurt Weisgram ausschließlich Milderungsgründe an: Er nannte die Unbescholtenheit des gebürtigen Ungarn sowie eine gewisse Provokation durch das Opfer.
Die blutige Tat am Domplatz ereignete sich in den frühen Morgenstunden des 11. Dezember 2011. Die beiden jungen Männer waren einige Zeit zuvor in der berühmt-berüchtigten Lokalmeile der Stadt das erste Mal aneinandergeraten. Gegen 4 Uhr trat das spätere Opfer dem 20-Jährigen versehentlich auf die Füße. Der warf ihm eine Zigarette an den Kopf und setzte mit einem Fausthieb nach. Der Streit verlagerte sich vor das Lokal, die Polizei wurde gerufen - und die zwei Kontrahenten versöhnten sich. "Wir haben uns die Hand gegeben", erinnerte sich das Opfer nun im Zeugenstand.
Stiche im Kopf-, Brust- und Rückenbereich
Beide Männer zogen dann - vermeintlich beruhigt - in andere Richtungen los, trafen aber etwas später in der Nähe des Domplatzes zufällig erneut aufeinander. Was dabei passierte, darüber hörte man im Prozess zwei unterschiedliche Versionen. Die des Opfers: "Wir sind aufeinander zu. Plötzlich ist es mir in der Brustgegend ziemlich warm geworden. Ich habe geglaubt, der andere hat mir in den Bauch gehaut. Ich habe ihn weggestoßen und bin davongerannt." Vor dem Eingang eines Lokals brach der junge Mann dann mit sechs Stichen im Kopf-, Brust- und Rückenbereich zusammen. Zwei im Lokal anwesende Sanitäter leisteten Erste Hilfe.
Die Schilderung des Angeklagten war konträr: Die Aggression wäre nicht von ihm, sondern vom Opfer ausgegangen. Der 22-Jährige hätte ihn "in den Schwitzkasten genommen" und mit Schlägen traktiert. "Das war bedrohlich. Ich war in Panik, habe mich zur Wehr gesetzt." Deshalb habe er das in der Hosentasche mitgeführte Messer aufgeklappt und zugestochen. "Ich habe versucht, ihn zu verletzen, damit er von mir ablässt." Einen Tötungsvorsatz habe er jedoch nicht gehabt, so der Angeklagte.
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