20 Mio. € Schaden

20-Jähriger als “Mastermind” bei Webshop-Abzocke

Niederösterreich
17.05.2011 16:07
Bei einer nun aufgeflogenen Internet-Betrugsbande dürfte ein Niederösterreicher eine zentrale Rolle gespielt haben. Die Gauner zockten mit Hunderten gefakten Verkaufsseiten Kunden im gesamten deutschsprachigen Raum ab - mehrere der falschen Webshops sind immer noch online. Die Fahnder gehen von rund 100.000 Opfern aus, der Schaden dürfte über 20 Millionen Euro betragen, so Rudolf Unterköfler vom Bundeskriminalamt. Ein 20-jähriger Weinviertler soll das technische "Mastermind" der Bande gewesen sein - sein Anteil am Gewinn dürfte aber gering gewesen sein.

Der junge Niederösterreicher hat eine EDV-Schule absolviert und soll danach offenbar nur mehr für Internetkriminelle aktiv gewesen sein. "Er hat den Webspace zur Verfügung gestellt, er war sozusagen der kriminelle Provider", so Unterköfler über die Funktionen des 20-Jährigen. Er dürfte die Homepages auch online gestellt und nach vier bis sechs Wochen wieder vom Netz genommen haben.

Etwa 800 gefälschte Websites in zwei Jahren
Die Bande hatte jeweils fünf bis zehn Online-Shops im Web. Der Verdächtige bediente sich dabei auch frei verfügbaren Webspaces auf der ganzen Welt, beispielsweise in Russland und China. Um die Nachvollziehbarkeit der Machenschaften zu erschweren, wurde Verschlüsselungssoftware und Passwortschutz eingesetzt, auch dafür soll der Weinviertler zuständig gewesen sein.

Etwa zwei Jahre war die Gruppe aktiv, laut Unterköfler dürften dabei rund 800 gefakte Webshops im Einsatz gewesen sein. Vorgeblich wurden Autos, Markenartikel, Elektroartikel zu besonders günstigen Preisen verkauft. Die Opfer überwiesen die Gelder per Vorauszahlung, die Ware sahen sie allerdings nie.

Die Exekutive warnt Internetkonsumenten eindringlich vor den Webseiten:

  • usa-auto-kaufen.de
  • luxus-ferienhaus24.de
  • af-import-autohaus.de

Verhaftungen fast zeitgleich in Österreich und Deutschland
Die Ermittler spürten der Bande rund eineinhalb Jahre lang nach. Der Zugriff musste wohl abgestimmt sein: "Es war unbedingt notwendig, dass wir zu einem offenen Rechner kommen", erzählte Unterköfler. Vor genau einer Woche war es so weit. Der 20-Jährige ging außer Haus. Die Ermittler waren sicher, dass der PC aufgedreht war, und griffen daher zu. Kurze Zeit später schlugen auch die Fahnder in ganz Deutschland zu. 29 Objekte wurden in ganz Deutschland durchsucht, acht Personen verhaftet, darunter der Weinviertler sowie ein weiterer Provider. Unterköfler: "Es wurden zahlreiche Beweismittel sichergestellt."

Auf die Fährte der Organisation waren die Ermittler durch verdächtige Finanztransaktionen gekommen. Die Täter verschoben die durch die Online-Betrügereien eingenommenen Gelder beinahe ausschließlich über sogenannte Finanzagenten. Dabei handelt es sich um Strohleute, die ihre Konten zum Geldparken zur Verfügung stellen oder Konten für die Bande eröffnen. Mehr als 1.000 dieser Agenten sollen für die Betrüger tätig gewesen sein.

Mindestens 20 Millionen Euro Schaden
Diese Transaktionen machten es für die Ermittler sehr schwierig nachzuvollziehen, wie hoch der Schaden durch die Internet-Betrügereien tatsächlich ist. Das Geld wurde kreuz und quer durch die ganze Welt verschoben. Unterköfler bezifferte den Schaden mit vermutlich mindestens 20 Millionen Euro. Angesichts dessen dürfte der Anteil des Niederösterreichers eher mäßig ausgefallen sein. Die Ermittler gehen davon aus, dass er nicht mehr als 60.000 bis 70.000 Euro bekommen hat.

Bei seiner Einvernahme zeigte sich der Niederösterreicher bisher durchaus kooperativ. Unter anderem gab er den Ermittlern eines seiner Passwörter: "wehatethissh..f...bka...... (danach folgt ein Code, Anm.)" lautete es. Von den anderen Bandenmitgliedern kannte der 20-Jährige nur eines. Mit den weiteren kommunizierte er ausschließlich per E-Mail.

Der Weinviertler soll außerdem andere Auftragsarbeiten erledigt haben. Unter anderem steht er unter Verdacht, an einem groß angelegten Phishing-Coup bei der deutschen Postbank beteiligt gewesen zu sein, der rund 180.000 Euro Schaden verursachte.

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