Abschied in Würde

14-Jähriger in Krems beigesetzt

Niederösterreich
14.08.2009 09:21
Jener 14-Jährige, der bei einem Polizeieinsatz in einem Kremser Supermarkt durch einen Schuss in den Rücken getötet wurde, ist am Donnerstagnachmittag in seiner Heimatstadt beerdigt worden. In der Aufbahrungshalle klagte die Mutter, über den Sarg ihres Kindes gebeugt: "Die haben mir den Buben weggenommen." Auf dem Sarg befand sich ein Bukett mit weißen und roten Rosen. "Du warst unser Alles. Wir vermissen Dich", war auf der weißen Schleife zu lesen. Nach einem Totengottesdienst mit etwa 100 Trauergästen wurde der 14-Jährige unter der Anteilnahme zahlreicher Jugendlicher auf dem Friedhof an der Wiener Straße beigesetzt.

Der Leichnam des 14-Jährigen war am Donnerstag am Friedhof aufgebahrt worden - in einem schlichten Holzsarg mit Schnitzereien, die die Mutter Gottes und Rosen zeigten, und umgeben von 14 kleinen und einer großen Kerze. Die Kränze trugen ausschließlich weiße Schleifen. "Wir werden Dich nie vergessen" gaben die Familienangehörigen dem 14-Jährigen auf seinen letzten Weg mit, ein weiterer Kranz trug die Aufschrift "Letzte Grüße - alle Deine Freunde".

Auf der Parte nahmen Eltern, Brüder, Oma, Tanten und Onkel, Cousin und Cousinen sowie alle Verwandten und Freunde Abschied von dem Jugendlichen, "welcher auf tragische Weise im Alter von 14 Jahren viel zu früh von uns genommen wurde".

Zahlreiche Jugendliche beim Gottesdienst
Neben der Familie des 14-Jährigen fanden sich auch zahlreiche Jugendliche zum Gottesdienst ein - fast alle dunkel gekleidet, viele hielten vorwiegend weiße und gelbe, aber auch rote Rosen in Händen. Mit zwei Co-Zelebranten und zwei Ministrantinnen hielt Pfarrer Günter Walter die Messe ab. Die Lesung war aus der Offenbarung Johannes gewählt, das Evangelium nach Johannes. Die Seelenmesse werde für den Jugendlichen gefeiert, "den wir zu Grabe geleiten müssen", sagte der Priester und verwies auf die brennende Osterkerze: Dies zeige, dass Gott die Freundschaft mit dem 14-Jährigen nicht vergessen habe.

Xavier Naidoos "Abschied nehmen" begleitete den Zug
Noch bevor sich der Kondukt von der Aufbahrungshalle des Friedhofs an der Wiener Straße zur letzten Ruhestätte des 14-Jährigen in Bewegung setzte, erklang Xavier Naidoos "Abschied nehmen". Danach wurde, per Lautsprecher ins Freie übertragen, mit "Um uns herum" von Saad ein Lieblingslied des 14-Jährigen gespielt. Dann erklang das "Ave Maria", währenddessen dunkle Wolken aufzogen und dicke Regentropfen vom Himmel fielen. Rund 200 Trauergäste nahmen an der Beisetzung teil, darunter etwa 150 Jugendliche. Sie betraten vor dem Begräbnis in Gruppen die Aufbahrungshalle und standen dann während der Zeremonie stumm vor der Halle, einander an den Händen haltend.

Angehörige baten um "ungestörten Abschied"
Die Angehörigen des 14-Jährigen hatten am Mittwoch in einer Presseerklärung um eine möglichst ungestörte Beerdigung gebeten. In der Erklärung wurden Medienvertreter und Fotografen "eindringlich ersucht", die Angehörigen "in ihrer Trauer und ihrem Schmerz in Ruhe zu lassen und ihnen einen ungestörten Abschied zu ermöglichen". Und weiter: "Die Familie bittet um Respektierung und keinerlei Kontaktaufnahme und wird gegen jede Störung alle ihr möglichen rechtlichen Schritte nach Straf- und Urheberrecht ergreifen."

Zusätzlich richtete der Kremser Magistratsdirektor Karl Hallbauer vor der Beisetzung den Appell an die Medien, "pietätvoll Abstand zu halten". Er verwies darauf, dass das Sozialamt der Stadt Krems mit der Familie in Kontakt sei und die Vorbereitungen des Begräbnisses besprochen habe.

"Die Erwachsenen sind genervt"
Bei einem Lokalaugenschein in Krems zeigten sich bereits einige Einheimische vom großen Aufsehen, das der Tod des 14-Jährigen verursacht hat, genervt. Vor allem die Jugendlichen würden dafür sorgen, dass das Thema nicht außer Acht gerät, was bei den Erwachsenen aber nicht nur auf Verständnis stößt. "Schön langsam wird es zu viel, sie übertreiben und die Erwachsenen sind genervt", so eine junge Verkäuferin in einer Konditorei. "Trauer schön und gut, aber sie dürfen nicht vergessen, dass das, was er gemacht hat, auch nicht okay war. Auch wenn die Strafe dafür viel zu hart war", betonte sie.

Ein paar Häuser weiter, in einer Trafik, sind die Meinungen gespalten. "Es ist schrecklich, was da passiert ist, aber es ist jetzt eh schon zu spät", meint ein Mann. Man könne nur hoffen, dass die Jugendlichen aus der Sache lernen und sich künftig genauer überlegen, was sie tun. Vor dem Merkur im Stadtteil Lerchenfeld brennen auch nach über einer Woche nach dem tragischen Vorfall noch Dutzende Grablichter. Bilder, Briefe und Plakate erinnern an den getöteten 14-Jährigen. Mittlerweile komme aber nichts mehr dazu, und nach dem Begräbnis werde die Gedenkstätte von den Jugendlichen auch auf den Friedhof verlegt, erzählt ein Security-Mitarbeiter.

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