"Wunderheilung"

Zu krank für Magistrat, jetzt Auftrag im KH Nord

Österreich
03.09.2017 18:56

Das vielleicht größte Heilungswunder seit Lazarus von Bethanien dürfte jetzt in Wien-Floridsdorf dokumentiert sein: Berufsfeuerwehr-Offizier E. ging aufgrund "dauernder Dienstunfähigkeit" mit 54 Jahren in Pension - und führt jetzt munter und frisch ein Brandschutz-Unternehmen. So verdient E. mit seiner Firma bei gleich sieben städtischen Großaufträgen mit, etwa auch bei der Milliardenbaustelle Krankenhaus Nord.

Natürlich ist alles rechtens und sogar mit der Unterschrift von Stadträtin Sandra Frauenberger (SPÖ) besiegelt: Berufsfeuerwehrmann E. wurde am 8. Juli 2015 in Pension geschickt. Die Begründung im Akt MA 2/0610540: die "dauernde Dienstunfähigkeit". E. war zu diesem Zeitpunkt erst 54 Jahre alt.

Die starken Beschwerden, die zu dieser Dienstunfähigkeit geführt haben sollen, waren dann aber relativ zügig auskuriert, diese Spontanheilung war für die zweite Karriere in der Privatwirtschaft durchaus hilfreich: E. führte mit einer zweiten Gesellschafterin, seiner Gattin, laut Firmenbuchauszug FN 222823g die Brandschutzfirma X. in einer Nachbargemeinde von Wien. Und diese Firma ist schon seit einigen Jahren ziemlich groß im Geschäft mit der Stadt Wien, also mit dem früheren Dienstherren von E.

Ex-Beamter verdient bei sieben Projekten der Stadt mit
Auf der Website der Brandschutzfirma X. sind nicht weniger als sieben Großprojekte der Stadt angeführt, bei denen die Firma des emsigen Ex-Feuerwehrmanns Sprinkleranlagen eingebaut oder Brandschutzkonzepte abgeliefert haben soll. Etwa auch beim Krankenhaus Nord: So war dafür zwar die Schweizer Anlagenbau-Firma Cofely AG beauftragt (ein Tochterunternehmen des französischen Engie-Konzerns, frühere Gaz de France Suez), doch dann projektierte die Firma X. aus Wien offenbar als Subunternehmer die gewaltige Sprinkleranlage im 1,2 Milliarden Euro teuren Großspital.

"Warum ein Ex-Beamter, der aus gesundheitlichen Gründen schon im Alter von 54 Jahren in Pension geschickt worden ist, jetzt mit Aufträgen der Stadt gut verdient, sollte genauestens untersucht werden", kommentiert der Klubobmann der Wiener ÖVP, Manfred Juraczka, diesen Fall. Er erinnert die SPÖ auch an die Versprechen des Kanzlers: "Der SPÖ-Chef betont doch stets, dass er Pensionsprivilegien abschaffen will - in Wien könnte er gleich gemeinsam mit seinen Genossen beginnen."

Richard Schmitt, Kronen Zeitung

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