Stolperstein

Zentralmatura: Jeder Fünfte fiel in Mathe durch

Österreich
27.06.2016 18:00

Doppelt so viele "Fleck" in Mathe wie im Vorjahr - so das befürchtete, nun auch bestätigte Teilergebnis der heurigen Zentralmatura. Das Ministerium aber sieht die Bilanz dennoch "sehr positiv".

Wochenlang wurde wild spekuliert, vor allem in Sachen Mathematik schon der Teufel an die Wand gemalt - nun legte das Bildungsministerium nach heftigst kritisierter Geheimniskrämerei die ersten Ergebnisse der diesjährigen, umstrittenen Zentralmatura auf den Tisch.

Und die Befürchtungen haben sich bestätigt: Rund 20 Prozent der fast 40.500 angetretenen AHS- bzw- BHS-Schüler haben auf ihre schriftliche Mathe-Prüfung einen "Fleck" bekommen. Fast jeder Fünfte - also doppelt so viele wie noch 2015. Und wie schon in den vergangenen Jahren sind Schülerinnen in Sachen Rechnen die großen Sorgenkinder.

Bildungsministerin Sonja Hammerschmid hingegen versuchte zu beruhigen - und sieht in dem Ergebnis gar eine "positive Bilanz". Grund: Nach den mündlichen Kompensationsprüfungen wurde schlussendlich der Großteil der "Nicht genügend" ausgebessert.

Am Ende steht nun also die "erfreuliche" Bilanz: Rund 94 Prozent aller Maturanten sind in Mathe positiv. Wie es dazu kommen kann, dass sich so viele Negativ-Beurteilungen durch die mündlichen "Nachprüfungen" teils so drastisch wandeln können, blieb unbeantwortet. Ein mögliches "Durchwinken" wurde vehement abgestritten.

Erfreulicher hingegen waren die Ergebnisse bei den schriftlichen Maturaarbeiten in Deutsch und Englisch.

Bundesschulsprecher Maximilian Gnesda: "Die Zentralmatura ist in dieser Form nur eine halbherzige, typisch österreichische Lösung. Wir führen aber gute Gespräche mit dem Ministerium, um das Projekt gemeinsam weiterzuentwickeln."

Bildungsexperte Dr. Andreas Salcher: "Tiefere Ursache ist die veraltete Art des Mathematikunterrichts an vielen Schulen. Mit Frontalunterricht, der alle wissenschaftlichen Erkenntnisse, wie Schüler lernen, ignoriert, sind die Ergebnisse fast zwangsläufig so."

Gernot Schreyer, Bundeselternverband: "Verkauft wurde uns die Zentralmatura unter dem Stichwort Vergleichbarkeit. Das Gegenteil ist der Fall. Wenn die Rahmenbedingungen nicht für alle Schülerinnen und Schüler gleich sind, fordern wir eine teilzentrale Matura."

Lehrergewerkschafter Eckehard Quin: "Ich glaube, dass man angesichts der Resultate die Methodik der Fragestellung ändern muss. Wir sprechen uns für eine teilzentrale Matura aus: Ein Teil prüft Grundkenntnisse ab, der zweite nimmt auf die jeweilige Schulform Rücksicht."

Bildungsministerin Sonja Hammerschmid: "Ich möchte allen Maturanten gratulieren! Das Ergebnis ist sehr positiv. Wir wissen, dass es in Mathematik Aufholbedarf gibt - vor allem, was weibliche Schüler betrifft. Was aus meiner Sicht am genderbedingten Unterricht liegt. Wie genau wir diesbezüglich, aber auch allgemein den Unterricht verbessern können, werden wir anhand der Daten über den Sommer analysieren. Ergebnisse von einzelnen Schulen werden wie gehabt nicht veröffentlicht."

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