Bank überfallen

Verurteilter Räuber: “Wollt’ noch a bissl leben”

Österreich
05.08.2016 13:02

Mit den Worten "Ich wollt' noch a bissl leben" hat am Freitag im Straflandesgericht Wien ein betagter Bankräuber einen Überfall auf eine Bank-Austria-Filiale in Wien-Liesing gerechtfertigt. Er habe "a paar Tausender" benötigt, "weil das kann's nicht g'wes'n sein", erklärte Hans A. (68) einem Schöffensenat. Er wurde am Ende rechtskräftig zu 13 Jahren Haft verurteilt.

Der Angeklagte beeindruckte das Gericht mit seiner kriminellen Karriere - "leider", wie er auf einen entsprechenden Vorhalt von Richter Thomas Kreuter anmerkte. 1974 hatte er als Mitglied einer Bande drei Banken ausgeraubt, wobei es in einem Fall zu einer Schießerei kam, die zwei Verletzte forderte. Dafür wurde A. zu 20 Jahren schwerem Kerker verurteilt. Vier Wochen nach seiner Entlassung im Jahr 1993 beging er den nächsten Raubüberfall, der ihm 18 Jahre Haft einbrachte, die er bis zum letzten Tag verbüßte.

Seit 2011 von Mindestsicherung gelebt
Seit 2011 lebte er von der Mindestsicherung und einer Mietbeihilfe und kam damit mehr oder weniger über die Runden. Dann traten allerdings gesundheitliche Beschwerden auf. Eines Tages sei er "mit extremen Schmerzen in der U-Bahn zusammengebrochen", berichtete er dem Senat. Bei einer ärztlichen Untersuchung wurden Diabetes und Rheuma festgestellt: "Ich hab' nicht mehr schwimmen gehen können." Vorübergehend sei er sogar im Rollstuhl gesessen.

In dieser Situation sei A. bewusst geworden, dass er noch etwas mehr vom Rest seines Lebens haben wollte. Weil ihm dazu das nötige Bargeld fehlte, legte er sich eine Pistole vom Kaliber neun Millimeter zu, setzte sich Haube und Sonnenbrille auf und rief am 3. Mai 2016 in der Bank-Austria-Filiale in der Endressstraße mit gezückter Waffe "Überfall! Wo ist das Geld? Ja kein Alarm!" Weil die verschreckte Angestellte nicht rasch reagierte, bediente sich der 68-Jährige einfach selbst und entnahm aus der Kassenlade rund 27.000 Euro.

"Es war a total hinrissige Idee von mir"
Nach gelungener Flucht eröffnete A. in einem anderen Institut ein Bankschließfach, wo er Beute und Waffe deponierte. Gelegenheit, das Geld zu verbrauchen, bekam er nicht mehr: Er wurde dank Bildern aus einer Überwachungskamera rasch ausgeforscht. Statt seinen Lebensabend genießen zu können, wanderte er wieder ins Gefängnis. "Sie kennen schon das elfte Gebot?", fragte ihn nun Richter Thomas Kreuter. "Du sollst nicht töten?", versuchte es der Angeklagte. "Du sollst dich nicht täuschen", beschied ihm der Richter trocken.

"Es war a total hinrissige Idee von mir", sah A. ein, "ich hab' zwei Faschingsmasken daheim g'habt. Die hab' ich nicht verwendet. Es war nicht durchdacht." Mit der über ihn verhängten Strafe war er ebenso einverstanden wie die Staatsanwältin.

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