Appell an Migranten:

“Verkauft eure Häuser nicht, bleibt in der Heimat”

Ausland
28.02.2016 12:50

Um den massiven Flüchtlingsstrom nach Griechenland - bis Sommer werden bis zu 200.000 Neuankömmlinge erwartet - zu stoppen, lässt Athen nun mit einer ungewöhnlichen Idee aufhorchen: Gemeinsam mit der UNO will man ein Werbevideo für jene Krisenländer produzieren, aus denen die Migranten stammen. "Die Grenzstadt Idomeni ist zu. Verkauft eure Häuser nicht, um nach Griechenland zu kommen", soll die Nachricht lauten. Indes gab das österreichische Außenministerium bekannt, fünf Millionen Euro für die Versorgung von Flüchtlingen auf der Ägäisroute bereitzustellen.

Ideengeber der Werbevideo-Aktion ist der griechische Vizeminister für Migration, Yannis Mouzalas. Er bat das UN-Flüchtlingshochkommissariat um Hilfe, um einen drohenden Kollaps Griechenlands in der Flüchtlingsfrage zu vermeiden. Wann genau das Werbevideo in die Krisenländer gebracht werden soll, steht noch nicht fest.

"Länder Mitteleuropas tragen Hauptschuld am Chaos"
Mouzalas rechtfertige den Wunsch seines Landes, den Flüchtlingsstrom zu minimieren. "Wir haben keine Grenzen geöffnet", sagte er am Sonntag im Interview mit dem griechischen Fernsehsender Mega. Für ihn tragen die Länder Mitteleuropas "die Hauptschuld am aktuellen Chaos". "Hätten sie die Flüchtlinge nicht eingeladen, wären diese nicht nach Griechenland gekommen. Wir haben trotzdem niemanden im Meer ertrinken lassen."

Seitens der UNO hieß es am Sonntag: "Wenn die Länder der Balkanroute weiterhin nur wenige Hundert Flüchtlinge pro Tag durchlassen, könnte deren Zahl in Griechenland bis zum Sommer auf 200.000 steigen." Derzeit erreichen von der Türkei aus täglich im Schnitt rund 3000 Menschen die griechischen Inseln.

Österreich stellt fünf Millionen Euro für Versorgung bereit
Rasche Hilfe soll demnächst aus Österreich kommen. Wie das Außenministerium am Sonntag mitteilte, werden für die Versorgung von Flüchtlingen auf der Ägäisroute zwischen dem Libanon und Griechenland fünf Millionen Euro bereitgestellt. Ein entsprechender Antrag soll am Dienstag im Ministerrat eingebracht werden. Das Geld kommt aus dem Auslandskatastrophenfonds und soll an das UNO-Flüchtlingshochkommissariat UNHCR gehen.

Asylversorgung: Soll Österreich die Griechen finanziell unterstützen? Voting in der Infobox!

In der Aussendung hieß es weiter, dass sich Österreich gegen die "Politik des Durchwinkens" von der EU-Außengrenze in Griechenland nach Mitteleuropa stelle. "Gleichzeitig tragen wir damit aber auch die Verantwortung, humanitär zu helfen", schrieb Außenminister Sebastian Kurz auf Twitter.

"NATO-Einsatz könnte Zustrom um 70 Prozent senken"
Wie Mouzalas mitteilte, könnte ein Einsatz der NATO in der Ägäis den Zustrom der Flüchtlinge um 70 Prozent senken. Wenn sich der Ansturm jedoch nicht verringere und die Länder entlang der Balkanroute ihre Grenzen weiterhin geschlossen hielten, werde Griechenland bereits im März bis zu 70.000 Flüchtlinge beherbergen. Man arbeite derzeit im ganzen Land daran, Aufnahmemöglichkeiten zu schaffen. Dabei handle es sich jedoch lediglich um Notfalllager, so Mouzalas.

Seit Mazedonien seine Grenze vergangene Woche mithilfe anderer Länder, unter anderem Österreich, dichtgemacht hat, haben sich in Griechenland bereits 25.000 Flüchtlinge angesammelt, die weiter Richtung Norden wollen. Ende der Woche war bekannt geworden, dass sich die Länder entlang der Balkanroute  - Slowenien, Kroatien, Serbien und Mazedonien - geeinigt haben, täglich nur noch 580 Menschen passieren zu lassen.

In Österreich gilt bekanntermaßen schon seit mehr als einer Woche das Tageskontingent von 80 Asylanträgen am Grenzübergang Spielfeld, 3200 Flüchtlingen wird pro Tag die Weiterreise nach Deutschland gestattet.

Der linke Regierungschef Griechenlands, Alexis Tsipras, forderte diesbezüglich in dieser Woche im Parlament in Athen die sofortige Einhaltung der europaweiten Vereinbarungen zur Flüchtlingspolitik: "Wir werden nicht akzeptieren, dass sich unser Land in ein Lager für menschliche Wesen verwandelt." Gleichzeitig drohte er damit, so lange alle politischen EU-Beschlüsse zu blockieren  , bis die gleichmäßige Verteilung von Flüchtlingen auf die Mitgliedsstaaten umgesetzt wird.

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