Bisher geleugnet

USA geben Einsatz von Uranmunition in Syrien zu

Ausland
16.02.2017 06:16

Erstmals seit Beginn der US-Luftschläge in Syrien im Jahr 2014 hat das Verteidigungsministerium in Washington den Einsatz von Uranmunition im Kampf gegen Stellungen der Terrormiliz Islamischer Staat eingeräumt. Bei zwei Luftangriffen auf IS-Konvois sei die umstrittene Munition verwendet worden. Bisher hatte es stets geheißen, abgereichertes Uran komme in Syrien nicht zum Einsatz, da die Dschihadisten nicht viele schwer gepanzerte Fahrzeuge besäßen, gegen die sich die panzerbrechenden Geschosse eigneten.

Konkret geht es laut einem Bericht des Magazins "Foreign Policy" um zwei Angriffe auf Tanklastwagen des IS am 16. und 22. November 2015 in der Nähe der syrisch-irakischen Grenzstadt Abu Kamal bzw. nahe der Großstadt Deir ez-Zor (siehe Video unten). Ein Sprecher des US-Zentralkommandos gab zu Protokoll, dass Kampfjets des Typs A-10 Thunderbolt - sie tragen den Spitznamen "Warzenschwein" - insgesamt 5265 30-Millimeter-Patronen mit abgereichertem Uran ("Depeleted Uranium", abgekürzt DU) abgefeuert und dabei 350 Fahrzeuge zerstört hätten.

USA verschossen Hunderte Tonnen Uranmunition im Irak
Abgereichertes Uran ist ein Abfallprodukt aus der Urananreicherung von Brennelementen für Kraftwerke. Es ist bedeutend weniger radioaktiv als das in freier Natur vorkommende Uran. DU-Waffen zertrümmern wegen ihrer hohen Dichte nicht nur gepanzerte Fahrzeuge, sie sind auch verhältnismäßig billig. Uranmunition wurde von den US-Streitkräften erstmals in großem Stil 1991 im Golfkrieg gegen den Irak eingesetzt. Auch im Kosovokrieg der NATO gegen Serbien 1999 und im US-geführten Irakkrieg 2003 wurden derartige Geschosse eingesetzt.

Der Einsatz ist wegen der befürchteten Spätfolgen durch die radioaktive Strahlung umstritten. Nach dem Irakkrieg, in dem die britische und die US-Luftwaffe Hunderte Tonnen radioaktiver Munition in dicht besiedelten Gebieten verschossen hatten, forderte die irakische Regierung eine intensive Untersuchung der Auswirkungen auf die menschliche Gesundheit. Wissenschaftler konnten nach wie vor kein endgültiges Ergebnis über die Langzeitfolgen vorlegen. Es wird allerdings befüchtet, dass Uranpartikel über Wunden oder über die Atemwege in den menschlichen Organismus gelangen und zu schweren Vergiftungen führen bzw. auch Krebs verursachen können.

Völkerrechtliche Grauzone
Völkerrechtlich bewegen sich die USA mit dem Einsatz von Urangeschossen in einer Grauzone, ausdrücklich verboten ist diese Art von Munition nicht. Allerdings stellt sich die Frage nach der Verhältnismäßigkeit des Einsatzes von panzerbrechenden Waffen gegen "weiche" Ziele wie Tanklaster. Wohl aus diesem Grund hielt das Pentagon diese Information auch so lange zurück.

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