Statistik zu PISA

Umgangssprache bei 70% der Schüler nicht Deutsch

Österreich
11.12.2016 08:35

Nach der Veröffentlichung der PISA-Studie am Dienstag war der Aufschrei in Österreich wegen des schlechten Abschneidens der heimischen Schüler groß. Bildungsministerin Sonja Hammerschmid sprach von "inakzeptablen Ergebnissen", weshalb "es Zeit ist zu handeln". Die Gruppe der Risikoschüler sei zu groß, der Zusammenhang von Bildungserfolg und Herkunft "erschreckend". Auch eine Statistik bestätigt diesen Sachverhalt: Demnach ist der Anteil der Schüler mit nicht-deutscher Umgangssprache besonders in Wien außergewöhnlich hoch. In Neuen Mittelschulen liegt dieser bei 68,5 Prozent, in Hauptschulen sogar bei 70,7 Prozent.

Offenbar hat also die Situation in der Bundeshauptstadt das österreichweite Ergebnis des PISA-Tests nach unten gezogen. Der Statistik, die sich auf das Schuljahr 2014/2015 bezog, zufolge liegen die entsprechenden Werte in Gesamt-Österreich bei 28,5 Prozent (Neue Mittelschulen) bzw. 21,8 Prozent (Hauptschulen).

Hammerschmid will "aus Durchschnittsfalle herauskommen"
Laut Ministerin Hammerschmid müsse das Ziel sein, Österreich bei PISA unter die Top Ten der OECD-Staaten zu bringen. "Wir müssen aus der Durchschnittsfalle herauskommen", sagte Hammerschmid. Als Sofortmaßnahme sollen ab kommendem Schuljahr in den ersten Klassen der Volksschulen Lehrer Diagnose- und Förderinstrumente erhalten, um die Schwächen von Schülern angehen zu können. Geschlechtergerechte Ansätze in der neuen Lehrerausbildung, Fort- und Weiterbildung sollen außerdem dazu führen, dass Mädchen in Mathematik und den Naturwissenschaften künftig nicht mehr schlechter abschneiden als die Burschen.

Hohe Erwartungen hat Hammerschmid an den Ausbau der Ganztagsschule und den geplanten Ausbau der Schulautonomie, um die in Österreich stark ausgeprägte Bildungsvererbung zu verringern.

Migranten schlechter, große Differenzen nach Geschlecht
Schüler mit Migrationshintergrund schnitten bei der PISA-Studie noch immer deutlich schlechter ab als Jugendliche, deren Eltern in Österreich geboren wurden. In den vergangenen Jahren gab es eine Annäherung bei der Leistung, diese positive Entwicklung wurde diesmal aber unterbrochen.

Der Anteil an Schülern mit Migrationshintergrund ist in Österreich in den vergangenen Jahren gestiegen, von elf beim ersten PISA-Test im Jahr 2000 auf mittlerweile 20 Prozent (OECD-Schnitt: 13 Prozent). Bei PISA haben sie über alle Jahre stets weniger Punkte erreicht, der Abstand zu den Schülern ohne Migrationshintergrund ist allerdings deutlich kleiner geworden: In Lesen sank er zwischen 2000 und 2012 von 93 aus 51 Punkte, in den Naturwissenschaften von 2006 bis 2012 von 90 auf 70 Punkte. Dieser positive Trend hält 2015 allerdings nicht mehr an: In Naturwissenschaften blieb der Abstand konstant (70 Punkte), beim Lesen ist er mit 64 Punkten sogar wieder gewachsen.

Mit dem Abstand von 70 Punkten in den Naturwissenschaften gehört Österreich gemeinsam mit Deutschland, Slowenien, Schweden und Dänemark zu den Ländern mit den größten Leistungsnachteilen zulasten der Migranten. Beim Leseverständnis ist der Leistungsunterschied zwischen Schülern mit und ohne ausländische Wurzeln mit 64 Punkten sogar der größte in allen 25 OECD-/EU-Ländern mit mehr als fünf Prozent Jugendlichen mit Migrationshintergrund.

Sprachliche Hürden spielen zentrale Rolle
Wird der signifikant niedrigere sozioökonomische Status dieser Gruppe herausgerechnet, bleiben in den Naturwissenschaften noch immer 48 Punkte Leistungsunterschied. Beim Lesen bleibt bei Kontrolle des sozioökonomischen Status der Abstand mit 41 Punkten unter den Vergleichsländern am größten. Hier dürften also laut dem für den österreichischen PISA-Test verantwortlichen Bifie sprachliche Hürden eine zentrale Rolle spielen: Wird auch die geringere Lesekompetenz dieser Gruppe berücksichtigt, sinkt der Unterschied etwa in den Naturwissenschaften auf 16 Punkte und ist damit nicht mehr signifikant.

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