Neue Details

Terrorverdächtiger fand Waffe angeblich im Gebüsch

Ausland
28.04.2017 18:07

Neue Details im Fall des terrorverdächtigen und als Flüchtling registrierten deutschen Bundeswehrsoldaten: Der 28-jährige Franco A. hat gegenüber der Polizei am Flughafen Wien behauptet, die Pistole beim Offiziersball in Wien in einem Gebüsch gefunden und sie dann am Flughafen versteckt zu haben, berichtete das ORF-Radio am Freitag. Eigenen Angaben zufolge habe er dann schlichtweg vergessen, die Waffe wie geplant abzugeben. Die deutsche Regierung gestand unterdessen in dem Fall Behördenfehler ein.

Der deutsche Oberleutnant, der ein wahrlich verrücktes Doppelleben führte, habe die Waffe eigentlich abgeben wollen, soll der 28-Jährige behauptet haben, aber er habe darauf vergessen und die geladene Waffe mit Kaliber 7,65 mm deshalb in einem Schacht in einer Toilette am Flughafen versteckt. Am Abend des 3. Februar sei er beim Abholen festgenommen worden. Der 3. Februar war der Tag des Akademikerballs - allerdings gibt es laut den österreichischen Behörden keinerlei Hinweise, dass der deutsche Offizier auch diesen Ball besuchen wollte.

Der Polizei am Flughafen müsste durch eine Fingerabdruck-Kontrolle im europäischen Datensystem AFIS klar gewesen sein, dass der Soldat in Deutschland einen Asylantrag gestellt hatte, berichtete Ö1 weiter. Trotzdem hatte die Staatsanwaltschaft Korneuburg im Februar keine Untersuchungshaft verhängt.

Fingerabdrücke wurden laut Behörde erst später abgeglichen
Gegenüber der APA erklärte Friedrich Köhl, Sprecher der Korneuburger Staatsanwaltschaft, dass zum Zeitpunkt der Vernehmung des deutschen Soldaten nicht bekannt gewesen sei, dass er auch als Flüchtling registriert war. Er sei nur als Deutscher aufgetreten, die Fingerabdrücke seien erst danach abgeglichen worden. An anderer Stelle hieß es allerdings, dass der Flughafenpolizei schon bekannt war, dass der Verdächtige Asylwerber war.

Da er in Freiheit war, konnte der Offizier abgehört und letztlich als potenziell rechtsextremer Terrorverdächtiger festgenommen werden - ebenso wie ein 24-jähriger Freund des Mannes, so Ö1. Der in Frankreich stationierte Bundeswehrsoldat sitzt in Frankfurt in Untersuchungshaft. Er soll, als Flüchtling getarnt, eine schwere staatsgefährdende Gewalttat vorbereitet haben. Die Ermittler gehen von einem fremdenfeindlichen Motiv aus. Konkrete Anschlagspläne sind bisher nicht bekannt.

Terrorverdächtiger wollte Journalist werden
Fest steht: Der Fall gibt nach wie vor große Rätsel auf. Bei seinen Freunden und Bekannten galt Franco A. als weltoffen und beliebt, wie Recherchen des Nachrichtenmagazins "Spiegel" ergaben. Er sei ein eifriger Schüler gewesen, der gut Französisch gelernt habe, sagte die Mutter eines damaligen Sportkameraden des Verdächtigen. Sein Traum sei es gewesen, Journalist zu werden.

Franco A. war demnach auch Mitglied in einem Offenbacher Ruderverein und absolvierte von 1999 bis 2007 insgesamt 221 Regattaeinsätze, 75 Mal siegte er. Bei der Bundeswehr galt der Oberleutnant als Mustersoldat und überdurchschnittlich intelligent.

Bayerns Innenminister lobt Österreichs Polizei: "Sehr präzise"
Wegen der Enttarnung von Franco A. als mutmaßlichen Attentäter dankte der bayrische Innenminister Joachim Herrmann (CSU) der österreichischen Polizei am Freitag für ihre "sehr erfolgreiche Arbeit". Die Arbeit der österreichischen Sicherheitsbehörden sei "sehr präzise" gewesen, so Herrmann. "Mit den Österreichern klappt der Datenaustausch", sagte der Minister weiter.

Der Fall zeige auch, wie wichtig es sei, von allen Flüchtlingen und Asylwerbern die Fingerabdrücke abzunehmen. Unverständnis äußerte Herrmann darüber, dass der Mann bei einer Anhörung durch das BAMF trotz fehlender Arabisch-Kenntnisse nicht habe enttarnt werden können, weil das Gespräch in Französisch geführt worden sei. Herrmann setzte sich dafür ein, dass in solchen und anderen Fällen, in denen es überhaupt kein Gespräch mit den Asylantragsteller gegeben habe, umgehend eine Sicherheitsüberprüfung nachgeholt wird.

Berlin dreht jetzt "jeden Stein" um
Behördenfehler gestand unterdessen die deutsche Regierung in dem Fall ein. Das deutsche Innenministerium und das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) würden jetzt "jeden Stein umdrehen, bis wir wissen, wie es dazu kommen konnte", kündigte ein Sprecher des deutschen Innenministers Thomas de Maiziere (CDU) am Freitag in Berlin an.

Die bisherigen Erkenntnisse hätten aber keine strukturellen Mängel im Asylverfahren offenbart. "Es scheinen vielmehr etablierte und zwingende Sicherheitsvorkehrungen, die allen Beteiligten hätten bekannt sein müssen, nicht befolgt worden zu sein", sagte der Sprecher. SPD und deutsche Linkspartei warfen de Maiziere und der deutschen Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen (ebenfalls CDU) Versagen vor.

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