Station auf 3106 m

Seit 130 Jahren wird am Sonnblick Wetter gemessen

Wissenschaft
28.09.2016 07:30

Als der erste Wetterbeobachter des am 2. September 1886 eröffneten Sonnblick-Observatoriums auf 3106 Meter Seehöhe seinen Dienst antrat, war die Bevölkerung in Rauris im Salzburger Pinzgau noch skeptisch gewesen. Schon nach kurzer Zeit wurde er für tot gehalten. Doch Simon Neumayer überstand den Sturm im November unverletzt, und das Observatorium blickt auf eine 130-jährige Erfolgsgeschichte zurück.

Wie sich herausstellte, hatte damals der Sturm das Telefonkabel und damit den Kontakt zu dem Wetterbeobachter abgerissen. Wegen des schlechten Wetters konnte keiner zu dem ausgesetzten Gipfel des Hohen Sonnblicks aufsteigen, auf dem die "Wetterstation" errichtet worden war. Dieses Haus könne nicht lange dem Sturm, Schnee und Blitzschlag standhalten, meinten die Bewohner des Raurisertales. Neumayer belehrte sie eines Besseren. Wie geplant blieb er bis zum Frühjahr 1887 alleine auf dem Berg, dann wurde er abgelöst.

Station ist gefragter Forschungsstandort
Seit der Eröffnung des Observatoriums wird dort durchgehend das Wetter gemessen. "Das ist die weltweit längste durchgehende Messreihe in so großer Höhe", informierte die Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG) in einer Aussendung. Mittlerweile ist aus dem anfangs rein meteorologischen Observatorium ein gefragter nationaler und internationaler Forschungsstandort für unterschiedlichste Disziplinen geworden, angefangen von der Klimaforschung bis zur Medizin.

Warum gerade der Hohe Sonnblick als Standort auserwählt worden war, beantwortet die Gesschitsschreibung. Nach einigen Gipfelbesteigungen schlug 1885 der Besitzer des Goldbergwerkes in Rauris, Ignaz Rojacher - nach ihm wurde dann eine Hütte am Sonnblick benannt - den frei stehenden Gipfel des Hohen Sonnblicks in den Hohen Tauern vor. Der damalige Direktor der ZAMG, Julius Hann, war begeistert und setzte sich bei der Österreichischen Gesellschaft für Meteorologie für die Umsetzung des Projektes ein. Das Material für den Bau der Messstation wurde teils mit improvisierten Seilzügen und teils zu Fuß auf den Gipfel gebracht.

Die ersten Wetterbeobachter versahen noch alleine Dienst am Sonnblick. Langeweile bekämpften sie mit Laubsägearbeiten und fotografische Arbeiten. Heute arbeiten jeweils zwei Techniker der ZAMG durchgehend 15 Tage im Observatorium. "Sie garantieren, dass hier alle Messgeräte der nationalen und internationalen Forschungseinrichtungen korrekt messen und nicht etwa durch Vereisung oder Reif funktionslos werden", berichtete die ZAMG. "Wie extrem und vielfältig die Aufgaben sind, zeigt ein Auszug aus den Themen der regelmäßigen Trainings: Betrieb der Seilbahn, Höhen- und Absturztraining, Rettung aus Gletscherspalten, Einweisungen in die Messgeräte der jeweiligen Forschungsprojekte."

Jährlich gut 40 Forschungsprojekte
Die ganzjährige Betreuung und die einzigartige Lage sowie der unermüdliche Einsatz vieler Menschen machten das Sonnblick-Observatorium zu einem nationalen und internationalen Kompetenzzentrum zur Erforschung von Atmosphäre, Eis und Biosphäre. Jedes Jahr ist das Observatorium laut ZAMG Teil von rund 40 Forschungsprojekten. So werden zum Beispiel die Messungen der UV-Strahlungen auch in Projekten der Biologie und Medizin verwendet. Die erhobenen Daten und Ergebnisse gehen auch in das Erstellen von Klimaszenarien für die nächsten Jahrzehnte in Österreich und Europa ein.

Das Observatorium beteiligt sich auch an einem weltweiten Spezialprogramm zur Überwachung der Atmosphäre. Es wurde im Frühling 2016 in den kleinen Kreis der 40 globalen GAW-Stationen aufgenommen. Das Programm Global Atmosphere Watch (GAW) der Weltorganisation für Meteorologie (WMO) überwacht weltweit die chemische Zusammensetzung und die physikalischen Eigenschaften der Atmosphäre.

Pro Jahr durchschnittlich 21 Meter Neuschnee
Der Gipfel des Sonnblicks ist auch mit einigen Wetterrekorden in die Geschichte eingegangen. Die tiefste jemals am Sonnblick gemessene Temperatur hält auch den österreichweiten Kälterekord: Am 2. Jänner 1905 wurden hier minus 37,4 Grad Celsius gemessen. Der Wetterbeobachter schrieb damals "...Thermometer zu kurz ... Hygrometer erkrankt vor Kälte ...". Am Sonnblick wurde auch die höchste jemals in Österreich gemessene Schneehöhe verzeichnet: 11,90 Meter am 9. Mai 1944. Außerdem ist das Observatorium jene Messstation, an der pro Jahr der meiste Neuschnee zusammenkommt, nämlich durchschnittlich 21,03 Meter. Der Sonnblick gehört mit Windspitzen bis zu 202 km/h auch zu den stürmischsten Regionen Österreichs.

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