Schröcksnadel-Bilanz

“Medaillen sind im Sommersport leichter möglich!”

Sport
30.08.2016 17:32

Zufrieden und reicher an Erfahrungen hat Peter Schröcksnadel seinen Posten als Chef-Koordinator des Förderprojekts "Rio 2016" geräumt. Bei einem gemeinsamen Medientermin mit Sportminister Hans Peter Doskozil resümierte der ÖSV-Präsident am Dienstag über das seiner Meinung nach gelungene Olympia-Projekt, räumte Fehler ein - und teilte eifrig in Richtung anderer Sportarten und Verbände aus. Im Video oben sehen Sie ein ausführliches Interview mit Schröcksnadel-Berater Clemens Trimmel zu diesem Thema.

"Es ist uns gelungen, die Trendumkehr zu schaffen", sagte Schröcksnadel über das mit 20 Millionen Euro geförderte Olympia-Projekt und stellte die These auf: "Ohne das Projekt Rio hätten wir ein Desaster erlebt." Der Fördertopf war 2013 nach den medaillenlosen Olympischen Spielen von London von Doskozils Vorvorgänger Norbert Darabos aus der Taufe gehoben worden. Die Umsetzung erfolgte unter Gerald Klug.

"Der richtige Start"
Schröcksnadel sieht seine Hauptaufgaben - die Zusammenführung des Österreichische Olympische Komitees (ÖOC) mit dem Ministerium und eine "unbürokratische" Fördergeldvergabe - als erfüllt an. Doskozil sagt: "Ich bin überzeugt, dass das Projekt Rio der richtige Start war."

Ziel ist nicht Erwartungshaltung
Gegen den Vorwurf, die Medaillen-Ziele nicht erreicht zu haben, wehrte sich Schröcksnadel. Drei bis fünf Medaillen hielt der 75-Jährige vor den Spielen für möglich. "Ich werde nicht sagen: Es gibt ein Projekt, wir machen keine Medaillen. Das wäre eine falsche Zielvorgabe", sagte Schröcksnadel rückblickend und präzisierte: Ziele seien nicht gleichbedeutend mit Erwartungshaltung.

Es seien aber auch Fehler gemacht worden, etwa die Förderung mancher Sportarten oder Sportler, wie der ÖSV-Präsident einräumte. "Für mich: Triathlon - Fehler. Wo die gewonnen haben, war zweite Kategorie. Wenn sie bei der ersten gestartet sind, wurden sie 30. Das habe ich am Anfang nicht gecheckt." Auch Hürdensprinterin Beate Schrott, die in London das Finale erreicht hatte, in Rio aber im Vorlauf ausschied, nannte Schröcksnadel in diesem Zusammenhang. "Wenn man Medaillen will, muss man die Limits höher ansetzen."

Dabei gab es viele Auf- und Absteiger, ganze Sportarten fielen aus der Rio-Förderung. Von den insgesamt 21 Sportarten, die sich im Finanzplan des Sportministeriums finden, wurden zehn nicht über den vollen Zeitraum subventioniert. Neben Fechten oder Mountainbike traf es nach nicht erreichten Leistungskriterien auch die Handball-Teams (Männer und Frauen) und die Hockey-Mannschaft.

Lukas Weißhaidinger, der im Diskuswurf in Rio sensationell Sechster wurde, von Schröcksnadel und Doskozil als "klassisches Beispiel" der erfolgreichen Rio-Förderung ausgemacht. Dabei war der ehemalige U20-Europameister trotz Leistungssteigerung 2015 aus dem Förderkader gestrichen worden, wie der Sportdirektor des Leichtathletik-Verbands, Hannes Gruber. "Ich würde mir wünschen, wenn man nicht jedes Jahr Athleten raus haut und wieder rein nimmt. Man nimmt ihnen damit die nötige Sicherheit, die für die langfristige Entwicklung extrem wichtig ist", sagte Gruber und betonte die "perfekt funktionierende" Zusammenarbeit mit den Projektverantwortlichen.

Schröcksnadel appellierte, das 20-Millionen-Euro-Projekt in Relation zu den im Winter investierten Summen zu sehen. Der ÖSV gibt laut seinem Präsidenten allein aus nicht öffentlichen Mitteln pro Jahr 20 Millionen Euro aus. "Wir geben im Langlaufen, wo wir nichts gewinnen, eine Million Euro im Jahr aus, bei den Nordischen Kombinierern sind es eineinhalb Millionen Euro", erklärte Schröcksnadel und betonte angesichts der Medaillengewinner im Winter: "Wir sind keine Wintersport-Nation, wir sind eine ÖSV-Nation."

Sommersport leichter als Wintersport?
Erfolg, das habe er gelernt, sei im Sommersport aber leichter planbar. "Ich finde, es ist leichter als im Wintersport. Ich kann mir jede Sportart aussuchen, um Medaillen zu machen - es sind so viele", sagte Schröcksnadel. Wintersport sei "intensiver" zu finanzieren, zudem wäre die dafür notwendige Infrastruktur im Sommer manchmal ohnehin vorhanden.

"Da gehe ich auf den nächsten Platz und laufe, gehe auf den nächsten Platz und spiele Tennis", sagte Schröcksnadel um wenig später einen weiteren Vergleich zu ziehen: "Um Schwimmen zu trainieren braucht man nur ein Hallenbad." Mit der im Rahmen des Projekts realisierten zwei Millionen Euro teuren Errichtung der Kanu-Wildwasserstrecke in Wien hat der Chef-Koordinator wenig Freude. "Ich muss keine Wildwasserbahn in Wien haben, wenn ich in der Slowakei eine habe. Dann fahre ich halt eine Stunde zum Training, wo liegt das Problem?"

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(Bild: KMM)



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