Angriffe auf Aleppo

Putin wird “Barbarei” in Syrien vorgeworfen

Ausland
26.09.2016 14:47

Während Syrien derzeit die heftigsten Gefechte seit Beginn des Krieges vor fünf Jahren erlebt, herrscht auch auf diplomatischer Ebene ein noch nie da gewesener Krieg der Worte zwischen dem Westen und Russland. Vor allem die USA, Deutschland und Großbritannien werfen Moskau vor, kein Interesse am Ende des Blutvergießens zu haben. Das, was in der heftig umkämpften Stadt Aleppo passiere, seien "Barbarei" und "Kriegsverbrechen", meinte selbst der sonst sehr zurückhaltende UN-Generalsekretär Ban Ki Moon am Rande einer Sondersitzung des Sicherheitsrats am Sonntagabend.

In den vergangenen Tagen war ein Bombenhagel des syrischen Regimes und seiner Alliierten auf die Rebellengebiete der belagerten Stadt niedergegangen. In Aleppo und seinem Umland wurden dabei mehr als 230 Zivilisten getötet. Moskau ist ein einflussreicher Verbündeter des syrischen Machthabers Bashar al-Assad.

Bunkerbrechende Bomben: "Wo sind Zivilisten noch sicher?"
Der UN-Sonderbeauftragte für Syrien, Staffan de Mistura, schilderte in einem Bericht an den UN-Sicherheitsrat in bewegenden Worten die Lage in dem von ständigen Luftangriffen heimgesuchten Ostteil Aleppos: "Wir haben Berichte, Videos und Bilder von gemeldeten Brandbombeneinsätzen gesehen, die so gewaltige Feuerbälle erzeugen, dass sie die pechschwarze Dunkelheit im Osten Aleppos erleuchten, als ob es Tag wäre."

Die genaue Anzahl der Luftangriffe könne man nicht ermitteln, schrieb er weiter. "Wir hörten die Worte "nie da gewesen", sowohl bei der Anzahl als auch beim Umfang und Typ der Bombenangriffe", so der Vermittler. Von bunkerbrechenden Bomben sei die Rede, es gebe Bilder von Erdkratern, die viel größer als bei früheren Bombenangriffen seien. "Zivilisten überall in der Stadt müssen sich fragen, wo auf Erden sie in dieser gequälten Stadt noch sicher sein können."

Frankreich: "Russland verhandelt und bombardiert gleichzeitig"
Die westlichen Sicherheitsratsmitglieder sehen die Schuld für die aktuelle Eskalation der Lage in Syrien bei Assad und seinen Unterstützern in Moskau. In den Augen der USA, Großbritanniens und Frankreichs hat Kremlchef Wladimir Putin seine Glaubwürdigkeit verspielt. "Glaubt Russland wirklich, dass es Vertrauen gewinnen kann, wenn es auf der einen Seite über Waffenruhe verhandelt und auf der anderen das Regime unterstützt, das Aleppo bombardiert?", fragte der französische UN-Botschafter Francois Delattre am Sonntag in New York.

Sein russischer Kollege Witali Tschurkin entgegnete: "Frieden nach Syrien zu bringen, ist inzwischen fast unmöglich." Er beschuldigte die USA, "nicht ausreichend Einfluss auf die mit ihnen verbündeten Gruppen auszuüben" und damit ihre Verpflichtungen für die Waffenruhe nicht zu erfüllen.

UNO macht Druck auf Washington und Moskau
UN-Sonderbeauftragter de Mistura appellierte an die USA und Russland, dem gebrochenen Waffenstillstandsabkommen noch eine Chance zu geben. "Als naiver UN-Vertreter hoffe ich, daran glauben zu dürfen, dass ihre Zusagen ernst gemeint waren", machte er Druck auf die beiden Vetomächte.

Die westlichen Außenminister forderten von Russland ein Ende der eskalierenden Gewalt. Es liege an Moskau, die diplomatischen Bemühungen zu retten. Die Ereignisse in Syrien, insbesondere in Aleppo, stünden im eklatanten Widerspruch zur russischen Behauptung, eine diplomatische Lösung in Syrien zu unterstützen. Neben den USA, Deutschland und Großbritannien unterstützen auch Frankreich, Italien und die EU-Außenbeauftragte Federica Mogherini die Forderungen. Frankreich teilte zudem mit, Russland und der Iran könnten sich zu "Komplizen der in Aleppo begangenen Kriegsverbrechen" machen.

Zudem kritisierten die Außenminister in ihrer Erklärung die wiederholten Berichte über eingesetzte Chemiewaffen durch das syrische Regime sowie den verheerenden Angriff auf einen UN-Hilfskonvoi vor einer Woche. Die USA und Russland machen sich gegenseitig für den Vorfall verantwortlich, bei dem 21 Zivilisten getötet worden waren.

Syrien: Rebellen planen Angriff mit Phosphorbomben
Zu den Anschuldigungen bezüglich eingesetzter Chemiewaffen meinte der syrische UN-Botschafter Bashar al-Ja'afari, ihm lägen Informationen vor, die belegen würden, dass die von den USA unterstützte Rebellengruppe Ahrar al-Sham einen Angriff mit Phosphorbomben auf die Zivilbevölkerung plane. Dieser Angriff solle demnach so inszeniert werden, dass es nach einem Angriff der syrischen Armee aussieht.

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