"Wir haben Hunger!"

Proteste in Venezuela: Polizei setzt Tränengas ein

Ausland
02.06.2016 22:32

Bei neuen Protesten gegen den venezolanischen Präsident Nicolas Maduro sind die Sicherheitskräfte am Donnerstag mit Tränengas gegen die Demonstranten vorgegangen. Hunderte Soldaten und Polizisten waren vor dem Präsidentenpalast in der Hauptstadt Caracas im Einsatz, wie Reporter der Nachrichtenagentur AFP berichteten.

Augenzeugen zufolge entwickelten sich die Proteste spontan aus den langen Schlangen vor den Geschäften heraus. Einige Personen versuchten einen Lastwagen mit Lebensmitteln in ihre Gewalt zu bringen. "Wir sind hungrig und müde", sagte ein Frau in dem der Opposition nahestehenden TV-Sender Vivoplay. "Ich warte hier seit acht Uhr in der Früh. Es gibt keine Nahrungsmittel mehr in den Geschäften und Supermärkten."

Maduro: "Jeden Tag wird Gewalt provoziert"
Die Regierung beschuldigte die Opposition, die erneuten Proteste initiiert zu haben. Die Sicherheitskräfte hätten die Lage aber unter Kontrolle. "Jeden Tag mobilisieren sie brutale Gruppen, die auf den Straßen Gewalt provozieren", sagte Maduro am Donnerstag auf einer Kundgebung. Er macht die Ölpreise und einen Wirtschaftskrieg seiner Feinde für die desolate Lage in dem ölreichen OPEC-Land verantwortlich. Eine Erholung der Ölpreise ist nicht in Sicht. Die OPEC-Staaten konnten sich am Donnerstag erneut nicht auf eine gemeinsame Obergrenze für die Produktion einigen.

Die Opposition, die über die Mehrheit im Parlament verfügt und sich im Bündnis MUD zusammengeschlossen hat, fordert ein Referendum über Maduros Absetzung. Umfragen zufolge befürwortet eine Mehrheit der Venezolaner den Rücktritt des Präsidenten.

Das Regierungslager, das die meisten Staatsinstitutionen kontrolliert, lehnt eine Volksabstimmung jedoch strikt ab und hat den Ausnahmezustand ausgerufen. Derzeit warten die Venezolaner auf eine Entscheidung der Wahlbehörden darüber, ob die Opposition ihre Bemühungen um ein Referendum fortsetzen darf.

Venezuela verfügt über die größten bekannten Erdölreserven des Planeten, doch wurde das Land besonders hart vom Verfall des Ölpreises getroffen. Seit 2013 kämpft Maduros sozialistische Regierung mit schweren Engpässen bei Medikamenten, Nahrungsmitteln und anderen Gebrauchsgütern. Die Inflationsrate für 2015 lag bei 180,9 Prozent, für dieses Jahr erwartet der Internationale Währungsfonds (IWF) sogar 700 Prozent.

Loading...
00:00 / 00:00
play_arrow
close
expand_more
Loading...
replay_10
skip_previous
play_arrow
skip_next
forward_10
00:00
00:00
1.0x Geschwindigkeit
explore
Neue "Stories" entdecken
Beta
Loading
Kommentare

Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.

Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.

Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.

Kostenlose Spiele