Brexit-Gegnerin

Politikerin stirbt nach Schuss- und Messerattacke

Ausland
17.06.2016 06:26

Eine britische Parlamentsabgeordnete und Brexit-Gegnerin ist am Donnerstag in ihrem Wahlkreis nahe der nordenglischen Stadt Leeds angeschossen, mit einem Messer attackiert und tödlich verletzt worden - die 41-Jährige erlag noch an Ort und Stelle ihren Verletzungen. Kurz vor Beginn ihrer Abgeordnetensprechstunde sei die Labour-Politikerin Jo Cox in Birstall angegriffen worden, berichtete der Fernsehsender Channel 4. Eine weitere Person sei ebenfalls verletzt worden. Wenig später wurde ein 52-jähriger Mann festgenommen.

Cox war kurz vor ihrer Sprechstunde als Abgeordnete im nordenglischen Birstall nahe Leeds attackiert worden. Medienberichten zufolge wurde auf sie eingestochen und geschossen. Über den Tathergang wurde berichtet, die Oppositionspolitikerin und zweifache Mutter habe in einen Streit zwischen zwei Männern eingegriffen, von denen einer eine Schusswaffe aus der Tasche zog und zweimal abdrückte. Die Polizei erklärte, auch ein 77-jähriger Mann sei angegriffen und verletzt worden. Er schwebe aber nicht in Lebensgefahr.

Der britische Fernsehsender BBC veröffentlichte Bilder, die zeigen, wie Beamte einen weißen Mann mit schütterem Haar überwältigten. Die Polizei erklärte, bei dem Festgenommenen seien Waffen sichergestellt worden, darunter eine Schusswaffe. Es werde von einem Einzeltäter ausgegangen, es laufe keine Fahndung.

Psychische Erkrankung oder politisch motiviert?
Der Bruder des 52-jährigen Festgenommenen berichtete am Donnerstagabend gegenüber der Zeitung "Daily Telegraph" von einer langen Vorgeschichte psychischer Probleme des festgenommenen Mannes. "Es fällt mit schwer zu glauben, was passiert ist", sagte Scott Mair der Zeitung. "Mein Bruder ist nicht gewalttätig und er ist nicht besonders politisch." Der Bruder habe "eine Vorgeschichte psychischer Erkrankungen", allerdings sei er in Behandlung gewesen, sagte Mair. In britischen Medien wurden auch Nachbarn zitiert, die den mutmaßlichen Täter als Einzelgänger beschrieben, der meistens für sich geblieben sei.

Es gibt aber auch Spekulationen über eine politische Motivation für den Angriff. Der 52-Jährige hatte laut Augenzeugen während der Attacke "Britain First!" ("Großbritannien an erster Stelle!") gerufen. "Britain First" ist der Name einer rechtsgerichteten Gruppe, die sich im Internet als eine Art Bürgerwehr und "patriotische Partei" beschreibt. Sie distanzierte sich entschieden von dem Angriff, den sie als "absolut widerlich" bezeichnete. Die Gruppe teilte mit, "Britain First" sei auch ein in der Brexit-Debatte üblicher Slogan von den Befürwortern eines EU-Austritts.

Parteien setzen Wahlkampfveranstaltungen aus
Premierminister David Cameron zeigte sich nach der Tat fassungslos. "Der Tod von Jo Cox ist eine Tragödie. Meine Gedanken sind bei ihrem Ehemann und ihren zwei jungen Kindern", twitterte er. Alle für Donnerstag geplanten Wahlkampfveranstaltungen im Vorfeld des Referendums über einen möglichen Ausstieg der Briten aus der EU wurden abgesagt.

Die Volksabstimmung findet am 23. Juni statt. In zwei aktuellen Umfragen hat das Brexit-Lager die Nase um vier bzw. sechs Punkte vorn.

Der Vorsitzende der Sozialdemokraten, Jeremy Corbyn, reagierte mit Entsetzen auf den gewaltsamen Tod seiner Parteifreundin. "Die ganze Labour-Partei und Labour-Familie - und gewiss das ganze Land - werden angesichts dieses abscheulichen Mordes an Jo Cox heute schockiert sein", teilte Corbyn mit.

Der Ehemann der Politikerin, Brendan Cox, sagte: "Sie hätte sich jetzt vor allem zwei Dinge gewünscht: erstens, dass unsere geliebten Kinder viel Liebe erfahren, und zweitens, dass wir uns alle zusammentun, um gegen den Hass zu kämpfen, der sie getötet hat. Hass hat keine Überzeugung, Ethnie oder Religion, er ist giftig."

Cox war Absolventin der Elite-Universität Cambridge und bekannt für ihren Kampf für Frauenrechte. Im Jahr 2008 engagierte sie sich zudem im Wahlkampfteam von US-Präsident Barack Obama. Bevor sie 2015 Abgeordnete für den Wahlkreis Batley and Spen wurde, arbeitete sie jahrelang für die Hilfsorganisation Oxfam.

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