Auschwitz-Visite

Papst: “Herr, vergib uns so viel Grausamkeit!”

Ausland
29.07.2016 12:12

Papst Franziskus hat am Freitag im Rahmen seines Aufenthalts in Polen das ehemalige deutsche Vernichtungslager Auschwitz besucht. An dem Ort unvorstellbarer Nazi-Verbrechen durchschritt das Oberhaupt der katholischen Kirche zum Beginn seiner Visite das Eingangstor des früheren Stammlagers, über dem der zynische Spruch "Arbeit macht frei" steht. In das Besucherbuch schrieb Franziskus: "Herr, vergib uns so viel Grausamkeit!"

Dann zog sich der Papst zwischen den Blocks auf eine Bank zurück und verharrte dort etwa 15 Minuten im stillen Gebet. Teilweise waren seine Augen dabei geschlossen. Anschließend traf Franziskus mehrere Überlebende des Holocaust und wechselte einige Worte mit ihnen, dann zündete er an der "Todeswand" (Bild unten), an der Menschen erschossen wurden, eine Kerze an.

"Herr, habe Erbarmen mit deinem Volk!"
Franziskus hat der Opfer zwar in aller Stille gedacht, aber in einem Besucherbuch auf Spanisch einige Gedanken niedergeschrieben. "Herr, habe Erbarmen mit deinem Volk!", heißt es dort einem Foto zufolge, das das Auschwitz-Museum am Freitag twitterte. "Herr, vergib uns so viel Grausamkeit!", schrieb der Papst weiter.

Im Keller des Blocks 11 saß und betete der Papst in der nur spärlich beleuchteten Todeszelle des Franziskanermönchs Maximilian Kolbe, der vor 75 Jahren ermordet wurde. Dann verließ Franziskus das Stammlager erneut zu Fuß und allein durch das Tor.

Franzikus traf Menschen, die Juden retteten
Anschließend fuhr der Papst zum nahe gelegenen Gelände des Vernichtungslagers Birkenau. Dort traf er mit Menschen zusammen, die während der Nazi-Herrschaft Juden vor der Ermordung gerettet haben, unter ihnen die 101-jährige Helena Dunicz Niwinska, die als Gefangene in Auschwitz in einem Orchester spielte.

In Birkenau, dem eigentlichen Vernichtungslager, ermordeten die Nazis mehr als 1,1 Millionen vor allem jüdische Menschen. Franziskus ist der dritte Papst, der diesen Ort des Grauens im Süden Polens besucht. Schon vor dem Besuch hatte der Argentinier deutlich gemacht, dass er im Gegensatz zu seinen Vorgängern Johannes Paul II. und Benedikt XVI. schweigen wolle.

Franziskus ist seit Mittwoch in Polen, wo er den Weltjugendtag in Krakau besucht. Dort stehen bis Sonntag noch mehrere Begegnungen mit den mehr als eine halbe Million Pilgern aus fast 190 Staaten an.

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