Gadafi-Gelder

Ölminister-Tagebuch bringt Sarkozy in Bedrängnis

Ausland
29.09.2016 16:50

Im April 2012 ist Libyens Ex-Ölminister Shukri Ghanem unter mysteriösen Umständen in Wien in der Donau ertrunken. Zu Lebzeiten führte er offenbar akribisch Tagebuch, was nun den konservativen Präsidentschaftskandidaten und französischen Ex-Staatschef Nicolas Sarkozy arg in Bedrängnis bringt - belegt es laut Medienberichten doch den Transfer von 6,5 Millionen Euro aus Libyen auf Sarkozys Kampagnenkonto.

Vier Jahre nach dem dubiosen Tod in Wien-Kaisermühlen entwickelt sich der Fall zum Agententhriller. Aus einem Notizblock des Gadafi-Ministers geht hervor, dass der jetzige und damalige französische Wahlkampfkandidat Sarkozy 2007 Überweisungen erhalten haben soll: 1,5 Millionen Euro von Kabinettschef Bechir Saleh, drei Millionen vom in Wien lebenden Gadafi-Sohn Saif und zwei Millionen vom früheren Geheimdienstchef Abdallah Senoussi.

Damals hatte die französische Enthüllungsplattform "Mediapart" über mögliche Gadafi-Wahlmillionen berichtet. Kurios: Einen Tag nach der Veröffentlichung, am 29. April 2012, ertrank Nichtschwimmer Ghanem (69) an der Copa Cagrana. "Krone"-Recherchen beim Begräbnis des im Eiltempo in die libysche Hauptstadt Tripolis überstellten einstigen zweiten Mannes hinter Muammar al-Gadafi bekräftigten die Zweifel vieler Libyer am natürlichen Tod Ghanems.

"Wer über Gadafi spricht, wird sterben"
"Wieso soll der Mann, der vier Jahre lang das Amt des Premierministers im erdölreichen Wüstenstaat bekleidet hat, plötzlich ins Wasser fallen und ertrinken?", fragten sich viele Libyer. "Wer über Gadafi spricht, wird sterben! Dieser Fluch des erschossenen Diktators lastet über dem Land", sagte ein Trauergast damals kryptisch. Konkret meine er, dass viele Libyer die Rache des einst so verhassten Gadafi-Geheimdienstes fürchteten. Für sie war der Wassertod eine "Warnung an alle Verräter".

Tatsächlich schlug der "mysteriöse Wiener Donautod" Wellen bis nach Washington. Sogar die damalige US-Außenministerin Hillary Clinton wurde über starke Zweifel am Unfall Ghanems informiert. Sonderbar: US-Botschafter Christopher Stevens, der ebenso heftige Bedenken an der Unfallversion geäußert hatte, wurde 2012 im libyschen Benghazi ermordet.

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