Berlin-Anschlag

Mutmaßlicher Kontaktmann Amris festgenommen

Ausland
28.12.2016 16:35

Neun Tage nach dem Anschlag auf einen Berliner Weihnachtsmarkt hat die Polizei einem Bericht zufolge in der deutschen Hauptstadt einen Kontaktmann des mutmaßlichen Attentäters Anis Amri festgenommen. Es soll sich um einen 40-jährigen Tunesier handeln, der in Berlin lebt, wie "Spiegel Online" am Mittwoch unter Berufung auf Sicherheitskreise berichtete.

Am frühen Mittwochmorgen hatten Kräfte des Bundeskriminalamts Wohn- und Geschäftsräume des Mannes im Berliner Ortsteil Tempelhof durchsucht und den Verdächtigen vorläufig festgenommen. Die Bundesanwaltschaft bestätigte die Festnahme. Derzeit prüft die Bundesanwaltschaft, ob ein Haftbefehl gegen den Verdächtigen beantragt werden soll, berichtete "Spiegel Online".

Kommunikationsdaten führten zu Kontaktmann
Auf die Spur des Mannes seien die Ermittler laut dem Medienbericht durch die Auswertung von Kommunikationsdaten gekommen, die Amri zugeordnet werden konnten. Im Mobiltelefon, das am Berliner Tatort gefunden worden war, sei die Nummer des Festgenommenen gespeichert gewesen. "Die weiteren Ermittlungen deuten darauf hin, dass er in den Anschlag eingebunden gewesen sein könnte", heißt es in der Mitteilung der Bundesanwaltschaft.

Kurz vor Anschlag noch Nachrichten verschickt
Am Mittwoch wurde zudem bekannt, dass Amri kurz vor dem Anschlag auf den Berliner Weihnachtsmarkt mit islamistischen Gesinnungsgenossen kommuniziert haben soll. Noch zehn Minuten vor seiner Tat habe der 24-Jährige über sein Handy Sprachnachrichten und Fotos verschickt, berichtete "Focus Online" unter Berufung auf Berliner Sicherheitskreise.

Fahnder hatten in dem Lkw, der am 19. Dezember in einen Berliner Weihnachtsmarkt gerast war, unter anderem ein Handy des mutmaßlichen Attentäters sichergestellt. Zwölf Menschen starben bei dem Anschlag, Amri wurde in der Nacht auf den 23. Dezember bei einer Polizeikontrolle in Mailand erschossen. Die Dschihadistenmiliz Islamischer Staat reklamierte die Tat für sich.

Neues Überwachungsbild zeigt Amri in Turin
Die Mailänder Polizei veröffentlichte am Mittwoch ein zweites Bild Amris, das am 22. Dezember um 22.14 Uhr von Videokameras am Bahnhof Porta Nuova in Turin aufgenommen wurde. Zu sehen ist der schwarz gekleidete Tunesier mit einem Rucksack und einer Kapuze auf dem Kopf.

Der 24-Jährige soll von Lyon über Chambery nach Italien gelangt sein. In der Bergortschaft Bardonecchia nahe Turin soll er kurz gehalten haben, um dann nach Turin zu gelangen. Amri soll dann von Turin aus einen Regionalzug nach Mailand genommen haben. Danach reiste er mit einem Bus weiter nach Sesto San Giovanni, eine Kleinstadt nördlich von Mailand, wo er schließlich bei einer Polizeikontrolle erschossen wurde.

Fluchtroute offenbar auch über Niederlande
Wie am Mittwoch bekannt wurde, reiste Amri bei seiner Flucht offenbar auch durch die Niederlande. Der Tunesier sei in der Nacht auf den 22. Dezember von der niederländischen Stadt Nimwegen mit einem Fernbus nach Lyon gefahren, war aus französischen Ermittlerkreisen zu hören. Nimwegen liegt nahe der Grenze zum deutschen Bundesland Nordrhein-Westfalen. Wie Amri von Berlin aus dorthin gelangte, ist noch unklar.

Attentäter im Ruhrgebiet gut vernetzt
Amri war laut Recherchen des Westdeutschen Rundfunks im deutschen Ruhrgebiet deutlich besser vernetzt als bisher angenommen. Demnach besuchte der Tunesier während seiner Zeit in Nordrhein-Westfalen ein Dutzend Moscheen im Ruhrgebiet.

Er soll zudem gute Kontakte nach Dortmund gehabt und einen Schlüssel zu einer Moschee besessen haben, in der er übernachtete. Seit Ende 2015 sei er regelmäßig zwischen Berlin und dem Ruhrgebiet gependelt.

Der Tunesier war laut Angaben des nordrhein-westfälischen Innenministers Ralf Jäger 2015 nach Deutschland eingereist, er lebte nach seinem Aufenthalt in dem westlichen Bundesland seit Februar 2016 überwiegend in Berlin. Die Opposition im Landesparlament wirft den Behörden schwere Fehler bei der Überwachung des als Gefährder eingestuften Tunesiers in Nordrhein-Westfalen vor.

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