Politischer Protest

Marathon-Zweiter: “Vielleicht werde ich getötet”

Sport
22.08.2016 16:13

Mit einer symbolträchtigen Geste hat der Marathon-Silbergewinner Feyisa Lilesa während des Zieleinflaufs gegen das politische System in seiner Heimat Äthiopien protestiert. Das IOC verbietet eigentlich jegliche "Demonstration oder politische, religiöse oder rassistische Propaganda" während den Spielen, doch Lilesa war das egal. Er lief mit erhobenen und überkreuzten Armen ins Ziel und wollte damit auf die politischen Gefangenen in seiner Heimat aufmerksam machen.

Bei der anschließenden Siegerehrung wiederholte Lilesa die Geste. Vor den Journalisten hielt er eine lange Rede und demonstrierte damit gegen die Unterdrückung der Volksgruppe Oromo.

"Wenn man über Demokratie spricht, wird man getötet"
"Die Regierung tötet unser Volk", betonte Lilesa gegenüber den Journalisten. "Ich habe Verwandte, die im Gefängnis sitzen. Wenn man über Demokratie spricht, wird man getötet. Wenn ich nach Äthiopien zurückgehe, werde ich vielleicht getötet. Oder sie werfen mich ins Gefängnis. Es ist sehr gefährlich. Vielleicht muss ich in ein anderes Land gehen."

Lilesa stammt aus der Region Oromia. Die Volksgruppe Oromo ist eine ethnische Minderheit in Äthiopien, die laut Berichten von Amnesty International und anderen Menschenrechtsorganisationen vom Regime unterdrückt wird. Laut Angaben der Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch starben bisher 400 Menschen. Tausende wurden festgenommen.

"Streikt für Frieden"
"Streikt für Frieden! Sprecht über Demokratie - überall auf der Welt!", appellierte Lilesa. Sein Verhalten könnte jedoch ein Nachspiel haben, da laut den Regeln des IOC "jede Demonstration oder politische, religiöse oder rassistische Propaganda an den olympischen Städten und Austragungsorten" verboten ist. Mögliche Strafmaßnahmen könnten eine Rüge, Entziehung der Akkreditierung oder im schlimmsten Fall eine Disqualifikation sein.

Lelisa eroberte im Marathon mit einer Zeit von 2:09:54 die Silbermedaille. Der Sieg ging an Eliud Kipchoge aus Kenia (2:08:44). Bronze holte sich der US-Amerikaner Galen Rupp (2:10:05).

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(Bild: KMM)



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