Nach PISA-Debakel

Kern: “Müssen in Schule politische Brille ablegen”

Österreich
07.12.2016 16:30

"Das System ist so starr, es ist eine Sisyphusarbeit, es zu ändern. Aber wir müssen die Schule jetzt entideologisieren", so Bundeskanzler Christian Kern, der nach dem PISA-Debakel darauf drängt, dass die Reformen endlich umgesetzt werden. Das schlechte Abschneiden bei der Bildungsstudie müsse nun etwas in Gang setzen, so der Regierungschef.

Das Thema Bildung habe nun "Top-Priorität", sagte Kern am Mittwoch. Und er wird, wenn er über das jüngste PISA-Ergebnis und den Stillstand bei der Bildung spricht, richtig emotional - für seine Verhältnisse redet er sich regelrecht in Rage. Beim Besuch einer Volksschule im Wiener Bezirk Floridsdorf lässt Kern keinen Zweifel daran aufkommen, dass der - vor allem aus Niederösterreich kritisierte - Ausbau der Ganztagsschule umgesetzt wird.

"Irre Beharrungen beim Thema Schule"
"Es gibt irre Beharrungen beim Thema Schule. Wir müssen die ideologischen Barrieren einreißen und die politische Brille ablegen", so Kanzler Kern im Gespräch mit der "Krone". Denn an der Schule hänge so viel dran - Wirtschaft und Arbeitsplätze, Integration, die gesamte Zukunft.

Einer der wichtigsten nächsten Schritte ist für Christian Kern der von der Regierung beschlossene Ausbau der Ganztagsschulen. "Diese Schulform haben alle Länder, die bei der Bildung vorn liegen", betont der Bundeskanzler.

Teures System, aber schwache Leistung
Kern drängt auch auf das zweite verpflichtende Kindergartenjahr. Vom PISA-Debakel erwartet sich der Kanzler nun einen Anschub für die Umsetzung der dringend notwendigen Reformen. Immerhin ist völlig offensichtlich, dass etwas falsch läuft: Österreich hat eines der teuersten Bildungssysteme und kassiert dennoch schlechte Noten.

Die Bildungsexpertin und ehemalige Direktorin Heidi Schrodt tritt dafür ein, sofort bei jenen Schulen anzusetzen, bei denen es die größten Probleme gibt - so wie es etwa vor mehr als zehn Jahren in London gemacht wurde. Mit Kooperationen zwischen besseren und schlechteren Schulen - nun liegen die ehemaligen Brennpunktklassen deutliche über dem nationalen Durchschnitt. Auch in Deutschland und der Schweiz gibt es erfolgreiche Beispiele von früheren Brennpunktschulen, die aus der Krise geholt wurden.

Eigener Unterricht nur für Mädchen?
Warum der Leistungsunterschied zwischen Mädchen und Burschen in Österreich gar so groß ist (in Mathematik und Naturwissenschaften besteht weltweit sogar die größte Differenz), können sich Lehrer und Experten nicht so recht erklären. "Mister Mathematik" Rudolf Taschner könnte sich aber durchaus einen eigenen Unterricht für Mädchen in Naturwissenschaften vorstellen. "Das wäre einen Versuch wert, ich habe da kein ideologisches Problem damit", so Taschner. Und er betont, dass die Förderung richtig eingesetzt werden müsse: "Wir fördern das Binnen-I, nicht aber die Frauen."

Doris Vettermann, Kronen Zeitung

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