Behörde entschied:

Keine “Handschlag-Befreiung” für Muslim-Schüler

Ausland
25.05.2016 10:24

Der Streit hat international hohe Wellen geschlagen: Im Schweizer Kanton Basel-Land haben sich zwei muslimische Schüler (14 und 15 Jahre) aus religiösen Gründen geweigert, ihren Lehrerinnen die Hand zu schütteln. Zunächst räumte die Schule ihnen eine vorübergehende "Handschlag-Befreiung" ein, ließ den Fall jedoch juristisch prüfen. Nun sprach die zuständige Behörde ein Machtwort: "Trotz Religionsfreiheit können die Schulen einen Händedruck einfordern und die Sanktionsmöglichkeiten des Bildungsgesetzes anwenden", hieß es am Mittwoch in einer Mitteilung.

Die Schulleitung reagierte daraufhin erleichtert: "Endlich herrscht nun Klarheit. Wir werde die Zwischenlösung mit den Schülern aufheben und haben diesen Entscheid den Familien bereits mitgeteilt", sagte die Schulleitung gegenüber dem Schweizer "Blick".

Bei Verweigerung drohen hohe Strafen
Sollten die Schüler weiterhin den Handschlag verweigern, kann das in Zukunft teuer für sie werden. Die Schule darf den Eltern laut "Blick" eine Buße von bis zu 5000 Franken (4500 Euro) aufbrummen. Außerdem drohen Sanktionen für die Schüler, die bis zum Schulausschluss reichen können.

Auslöser für den Wirbel war, dass sich die beiden jungen Muslime in ihrem Glauben kompromittiert sahen, wenn sie Frauen die Hand geben müssen. In ihrem Gutachten betonte die Behörde nun, dass die Gleichstellung von Mann und Frau wichtiger sei als die Religionsfreiheit der Schüler. Lehrpersonen sowie Mitschüler würden durch die Weigerung in eine religiöse Handlung einbezogen.

Von Anfang an auf Distanz zu den beiden Jugendlichen ging die Föderation Islamischer Dachorganisationen der Schweiz (FIDS). Ihr Präsident Montassar Benmrad stellte klar, dass die Schüler kein Recht hätten, ihren Lehrerinnen den Handschlag zu verweigern.

Ähnliche Probleme in Österreich
Auch in Österreich sehen sich Lehrerinnen immer wieder mit ähnlichen Problemen konfrontiert. Väter, die der Lehrerin den Handschlag verweigern, Eltern, die einer Einladung seitens der Schule nicht nachkommen, und Schüler, die weibliche Lehrkräfte als "Hure" beschimpfen - die Zahl der Einzelfälle nimmt zu, schrieb Anfang April der "Kurier".

Laut Lehrergewerkschafter Paul Kimberger versucht "der Großteil der Kinder und Eltern mit Migrationshintergrund fast alles, um Fuß zu fassen". Lediglich einzelne radikale Familien "bereiten uns Probleme", so Kimberger. Meistens reiche es, wenn ein männlicher Kollege hinzugezogen werde. In schwierigeren Fällen werde der Landesschulrat eingeschaltet, im Fall einer Eskalation auch die Polizei.

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