3. G20-Gewaltnacht

Katz-und-Maus-Spiel mit Hunderten Krawallmachern

Ausland
09.07.2017 13:51

Donald Trump, Recep Tayyip Erdogan und Wladimir Putin waren schon längst wieder auf dem Heimweg, da flogen in Hamburg erneut Flaschen und Steine. Nach dem Ende des G20-Gipfels lieferte sich die Polizei im Schanzenviertel in der Nacht auf Sonntag stundenlang ein Katz-und-Maus-Spiel mit Hunderten Krawallmachern. Wieder Barrikaden, wieder Wasserwerfer und Tränengas, wieder brennende Autos. Der gewalttätige Protest hielt Hamburg auf Trab. Mittlerweile hat sich die Lage in Hamburg beruhigt, die Aufräumarbeiten haben aber gerade erst begonnen. Deutsche Politiker fordern harte Strafen für die Krawallmacher.

Dabei wirkten die Straßen der Hansestadt am Tag nach der Gewaltorgie in der Straße Schulterblatt zunächst friedlich. Am Nachmittag zogen Zehntausende zum Abschluss des Gipfels durch die Straßen, setzten ein buntes Zeichen gegen die G20-Politik. Am Abend strömten viele wieder ins Schanzenviertel, Tausende versammelten sich auf den Straßen, tranken Bier. Ein paar Trommler unterhielten die Massen vor der "Roten Flora", dem linksautonomen Kulturzentrum, Frauen tanzten vor einem Wasserwerfer. Die Polizei hielt sich im Hintergrund.

Um 22:45 Uhr änderte sich die Lage schnell und unerwartet. Von mehreren Seiten räumten die Beamten das Viertel mit Wasserwerfern. Die Polizei griff diesmal frühzeitig durch. Die Einsatzkräfte riegelten das Viertel ab, Straße für Straße, bildeten Menschenketten und schoben die Massen vor sich her. Es habe Angriffe gegeben, hieß es zur Begründung.

Immer wieder blockierten Demonstranten den Weg, setzten sich auf Kreuzungen. Es waren nicht die vermummten Chaoten vom Vorabend, das Bild beherrschten junge Menschen, sie trugen bunt, nicht schwarz, sie hoben die Hände, riefen der Polizei entgegen: "Wir sind friedlich, was seid ihr?" Auf einer weißen Fahne wehte das Peace-Zeichen.

Leser-Video zeigt Rauchsäulen in Hamburg:

Katz-und-Maus-Spiel mit Hunderten Krawallmachern
Doch auch am frühen Sonntagmorgen eskalierte die Lage über Stunden hinweg. Dutzende Flaschen flogen auf die Einsatzkräfte. Mit Tränengas und Wasserwerfern löste die Polizei Sitzblockaden auf. Erneut gingen Fenster zu Bruch. Mehrere Demonstranten wurden festgenommen. Es waren nicht so viele vermummte Autonome wie in der Vornacht dabei, viele wirkten eher wie Krawalltouristen. Manche machten Selfies vor brennenden Barrikaden.

Die Polizei trieb sie von einer Straße in die nächste und zurück, lieferte sich mit mehreren Hundert Krawallmachern ein Katz-und-Maus-Spiel. Wenn die Hundertschaften anrückten, zerstreuten sich die Gruppen, versteckten sich in Nebenstraßen. Sobald die Polizei sich aus einer Straße zurückzog, bauten sie neue Barrikaden auf, zündeten wieder Mülleimer an. Viel Tränengas waberte in dieser Nacht durch die Straßen.

Der deutsche Innenminister Thomas de Maiziere verteidigte die Vorgehensweise der Polizei. "Bei diesem Ausmaß an völlig enthemmter Gewalt, die nur darauf gerichtet ist, willkürlich möglichst große Schäden auch bei völlig unbeteiligten Bürgern zu verursachen, kann trotz aller Konsequenz und auch bei bester Vorbereitung nicht jede Ausschreitung erfolgreich sofort unterbunden werden", sagte er der "Bild am Sonntag". Man habe erst "robuste Kräfte heranführen" müssen.

Die Polizei erklärte in der Nacht auf Sonntag, seit Beginn der Proteste seien 144 Personen festgenommen und 144 weitere in Gewahrsam genommen worden. Laut einer Anwältin seien die Anträge auf Haftbefehle von den Gerichten im Wesentlichen zurückgewiesen worden, dafür sei Gewahrsam bis Sonntag zwischen 15 und 18 Uhr ausgesprochen worden, sagte sie.

Trump: "Alle fühlten sich sicher, trotz der Anarchisten"
Als sich die Lage am frühen Morgen in der Schanze wieder beruhigte, war US-Präsident Trump, Lieblingsgegner und Erzfeind der G20-Protestler, schon wieder zu Hause in der US-Hauptstadt Washington. Er dürfte von den schweren Krawallen in den drei Tagen in Hamburg nicht viel mitbekommen haben. Am Samstagabend bilanzierte er auf Twitter: "Alle fühlten sich sicher, trotz der Anarchisten."

Deutsche Politiker fordern harte Strafen
Nach den schweren Krawallen fordern deutsche Politiker parteiübergreifend harte Strafen für Randalierer und eine Ausweitung der Ermittlungsmöglichkeiten. "Ich setze hier auf schnelle Ermittlungserfolge der Polizei und auf harte Strafen der Justiz", sagte Innenminister Thomas de Maiziere der "Bild am Sonntag". Außenminister Sigmar Gabriel (SPD) forderte rasche Ermittlungen in ganz Europa durch ein Spezialistenteam. In Hamburg kam der Erste Bürgermeister Olaf Scholz (SPD) durch Vorwürfe unter Druck, die von militanten G20-Gegnern ausgehende Gefahr verharmlost zu haben. Er bestritt dies am Samstagabend: "Wir haben die Gefahr nicht unterschätzt." Bundeskanzlerin Angela Merkel sagte den Opfern der Krawallmacher Entschädigungen zu. Zahlreiche Geschäfte waren geplündert, Autos in Brand gesteckt worden.

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