Ödes Sexleben

Japan: Mehr als 40% der Singles sind Jungfrau

Wissenschaft
19.09.2016 06:00

Männlich, 30, unverheiratet, Jungfrau. Was für Europa ziemlich unrealistisch klingt, ist in Japan keine Seltenheit. Denn laut einer aktuellen Studie des japanischen Forschungsinstituts für Bevölkerung und soziale Sicherheit sind im Land der aufgehenden Sonne mehr als 40 Prozent der jungen Singles ab 18 Jahren noch Jungfrau. Die Gründe werden in der Wirtschaft gesucht.

Für die Studie wurden rund 2500 unverheiratete und alleinstehende Personen im Alter zwischen 18 bis 34 Jahren befragt. 42 Prozent der Männer und 44 Prozent der Frauen gaben an, noch nie Sex gehabt zu haben. Immerhin 90 Prozent erklärten, dass sie "irgendwann in der Zukunft" heiraten wollen und nur 30 Prozent würden derzeit nicht auf der Suche nach einer Beziehung sein.

Junge Europäer "treiben" es bunter
Aber die Menschen in Japan scheinen generell sexuell weitaus zurückhaltender zu leben als in anderen Industrieländern: Zum Vergleich: Bei 15- bis 20-jährigen Europäern ergab eine Studie des Kondomherstellers Durex im vergangenen Jahr viel niedrigere Quoten. Bei jungen Deutschen etwa waren es kaum 20 Prozent, die bis zu ihrem 20. Geburtstag noch keinen Sex hatten. Sogar in der Türkei lag die Zahl bei nur 37 Prozent.

"Selbstvertrauen mit wirtschaftlicher Entmannung verloren"
Die Gründe für das zurückhaltende Sexleben der jungen Japaner liegen laut der Studie in der Wirtschaft. Denn mit der Wirtschaftskrise ab Anfang der 1990er-Jahre wurde es vor allem für Männer immer schwieriger, sichere Vollzeitstellen zu finden. "Viele japanische Männer scheinen ihr sexuelles Selbstvertrauen mit der wirtschaftlichen Entmannung verloren zu haben. In den vergangenen 20 Jahren war die Situation für sie sehr hart und wettbewerbsorientiert", wird der japanische Studienforscher Futoshi Ishii in einem Bericht des britischen "Telegraph" zitiert.

Fehlende Anreize der japanischen Regierung für Partnerschaften
Japan habe laut der Studie bereits jetzt die weltweit älteste Bevölkerung und eine sinkende Geburtenrate, zugleich schaffe die Regierung aber keine Anreize für Ehen oder Wünsche nach Kindern. So gebe es zum Beispiel kein Kindergeld für Eltern. "Das ist auch ein Grund, warum junge Japaner erst später heiraten oder überhaupt Single bleiben wollen", so Ishii.

Seminare für Partnersuche und Beziehungsarbeit gestartet
Um dem negativen Beziehungs-Trend in Japan entgegenzuwirken, biete die "Virgin Academia" neuerdings Seminare für Partnersuche und konstruktive Beziehungsarbeit an. "Früher hätten strenge Moralvorstellungen und soziale Traditionen diese Aufgaben geregelt. Doch heute ist es Aufgabe jedes einzelnen, einen potenziellen Partner zu finden und über Sex zu verhandeln", sagte Shingo Sakatsume, der sich in Japan mit der Non-Profit-Organisation White Hands um Menschen mit sexuellen Blockaden kümmert.

"Im heutigen Japan lernt man nirgends etwas über Sexualität"
Die moderne japanische Gesellschaft sei widersprüchlich, sagte er. Zum einen sind freizügige Bilder allgegenwärtig - im Fernsehen, in Comics und auf der Straße. Doch ernsthafte Gespräche über das Thema gebe es kaum: "Im heutigen Japan lernt man nirgends etwas über Sexualität oder wie man eine romantische Beziehung aufbaut. Wir wollen mit unseren Seminaren verhindern, dass sich Mann und Frau in Japan noch weiter auseinanderleben."

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